639 Dickes fettes Walross
Vielleicht sind meine Texte alles Briefe aus der
Gefangenschaft. Denn manchmal schreibe ich zwar viel, wenn ich Zeit habe,
öfters jedoch nichts. Vielleicht ist es auch nicht so. Aber wenn ich wenig Zeit
habe, schreibe ich oft und regelmäßiger. Aber ein klein wenig Muse muß schon
dabei sein. Ein kleines Loch in der Eisdecke, durch das Licht hereinkommt und
wo ich zum Atmen auftauchen kann. Ich dickes fettes Walross!
Welche Gefangenschaft eigentlich? Die in Babylon? In den
prekären Verhältnissen? Im Kapitalismus? Im Zoo? In der Fremde (vgl. Ernst
Jandl)? In sonstigen Ideologien? In der eigenen Unmündigkeit? Im Rationalismus?
Im Körper? Im entfremdeten Geist? In der Sprache? In der Sprachlosigkeit? In
der Unterwerfung? Im mitteleuropäischen Reichtum? Ah! (wegwerfende Geste)
Jetzt habe ich Zeit. Und? Finden Sie, daß sich der Text gut
entwickelt? Also ich nicht.
Ich warte im Kaffeehaus auf mein Frühstück, aber anecken
will ich nicht. (Ach! Dieses elende Spiel mit kryptischen Andeutungen; in
Wirklichkeit geht das alles auf ganz harmlose Sachen zurück.)
Natürlich ist es nicht harmlos, daß ich ohne alle Ecken und
Kanten bin.
(21.3.2017)
©Peter Alois Rumpf
März 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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