630 Du brauchst mit mir kein Mitleid haben
Du brauchst mit mir kein Mitleid haben. Nein, kein Grund
dazu. Ich liebe es, verschlafen zu sein.
Das ist mein drogenfreier „Rausch“ (Für mich zählen Alkohol und Kaffee
auch zu den Drogen). „Rausch“, weil noch nicht ganz da, noch nicht ganz ins
Alltagsich gefangen, noch nicht ganz verantwortlich (ich wanke noch beim
Gehen). (Und grammatikalisch noch nicht ganz auf der Höhe: „ins … gefangen“!
Gefangen im oder ins gesperrt.) So kann ich meine Familie genießen, so halb aus
dem Spiel, am Rande; zu verschlafen, um wegen Alltagsgeschichten überfordert zu
sein. (Ich kombiniere …)
Und ich habe Zeit, mich wieder ins Bett zu legen, meinen
Lieblingsplatz auf der Welt (mit Option zur Weltflucht).
Plötzlich kommt mir vor, ich verstehe alles; mein ganzes
Leben jedenfalls. Warum das so ist und jenes so. Warum ich so und nicht anders
gehandelt habe. Warum meine Entscheidung so ausgefallen ist und ich mich nicht
fürs Gegenteil entschieden habe. Alles passt ineinander, Puzzle gelöst! (Wieder
grammatikalisch fragwürdig: lösen tut man ein Rätsel, ein Puzzle macht man
fertig, oder? Gut, das Puzzle meiner Lebenstrümmer ist für mich ein Rätsel.)
(„ist“ und nicht „war“, denn ich glaube nicht, daß meine Erkenntnis lange
anhalten wird, aber vielleicht wurden damit ein paar Körnchen auf die
Waagschale meiner inneren Waage gelegt, die „es ist gut“ repräsentiert.)
Es ist gut. Ich liebe solche Morgen.
Tschak! Bumm! Ein Schlag in die Magengrube. Jetzt hat
irgendeine Sorge, eine Angst, ausgelöst durch eine Lappalie, den Schutzschild
vor meiner halbschlafenden Seele durchbrochen. (Na! So sicher ist das nicht,
daß das eine Kleinigkeit war; vielleicht habe ich die Angst in einer Stimme
draußen rausgehört.) Das Ganze kippt. Noch habe ich die Zügel in der Hand, aber
ich lenke den Wagen schlecht; ich zerre und ziehe nervös herum, damit es nicht
weiter Richtung Große Angst geht. Ich versuche mich zu beruhigen. Brrrr! Brrr!
Beruhige dich! Irgendwo am Straßenrand bleiben wir stehen; gerade noch das
Durchgehen der Pferde verhindert. Nicht so günstig der Platz. Die Autos rasen
rücksichtslos vorbei und machen meine Pferde nervös und scheu. Brrr! Brrr!
Beruhigt euch! Brrrrr! „Autos“ heißt selbst und ich bin noch aus dem vorvorigen
Jahrhundert.
(14.3.2017)
©Peter Alois Rumpf März
2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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