620 (Ganz blöd ist mein Verstand natürlich auch nicht.)
Ach, seit knapp zwei Stunden liege ich wach. Die Angst
kriecht wieder in mir herum und frißt sich durch meine Eingeweide. Das Herz
kann sich nicht mehr beruhigen. Plötzlich aufgeschreckt aus einem Albtraum, wo
mich die Polizei verfolgt hat. Ich wußte, daß ich unschuldig bin, aber ich
wußte auch, daß das der Polizei egal ist; Hauptsache, sie macht Gefangene und
produziert Täter. Wahr oder falsch, das ist ihr völlig gleichgültig. So war es
in meinem Traum.
Hier in der Wirklichkeit versagen im Moment meine ganzen
Beruhigungstechniken. Ich bin müde und hellwach; Betonung auf Hell. Das ganze
Geisterbahnkarussell dreht sich. Von Angst beherrscht, beginnen meine Gedanken
sich auch Sorgen zu machen, daß ich nicht gut ausgeschlafen bin und deshalb am
Nachmittag oder am Abend in der Arbeit zusammensacke. (Wenn ich in Balance bin,
denke ich mir, mein Körper wird schon wissen, wie viel Schlaf er braucht.)
Die Morgendämmerung hat nichts Optimistisches a là „ein neuer Tag, eine neue
Chance“, sondern im Gegenteil, sie wirkt düster und bedrohlich. Der helle Tag
bedrohlicher als der nächtliche Albtraum?
Meine Seele ist beinah schon in Panik; mein Verstand spielt
mir vor, daß auch Europa bald in grausame Diktaturen versinken wird. (Ganz blöd
ist mein Verstand natürlich auch nicht – die Anzeichen schauen nicht so gut
aus.)
Damit bin ich wieder bei meinem Kindheitsangstthema: Der
Pöbel will wieder zündeln; ich sage das mit all meiner Arroganz, zu der ich
fähig bin. Wenn ich schon untergehen muß, will ich diesmal wenigstens die Nase
hoch und nicht voller Schuldgefühle mein Haupt gesenkt halten.
Jetzt kann ich wieder lächeln, denn ich weiß, mit Hochmut laufe
ich immer ins Unrecht und in die Irre. Allmählich ändert sich meine Stimmung
wieder.
Ich werde es nochmals mit tiefem Atmen versuchen.
(8.3.2017)
©Peter Alois Rumpf
März 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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