610 Fieber
Fieber. Meine Wangen glühen, mein Kopf sticht, meine Augen
glänzen, meine Muskeln ziehen, mein Hlas, nein: Hals mag nicht schlucken. Von
Ziet zu Ziet, nein: Zeit zu Zeit Schüttelfrost, es beutelt mich so richtig her,
meistens, wenn ich das Bett verlasse. Ich bin auf einer anderen Spur unterwegs;
mein Blick ist anders, ich meine, indem wie ich sehe. Die Beine brennen auch,
sie glühen ebenso. Das Surren läuft auf Hochtouren.
Ich frage meine Frau: „Schaue ich mehr wie ein Gelehrter
aus, oder wie ein Sufi?“ Sie lacht. Sie weiß, was ich gerade lese, schließlich
hat sie mir den Roman nahegelgt, nein: nahegelegt, eigentlich in die Hand
gedrückt. (Elif Shafak, Die vierzig Geheimnisse der Liebe). Sie lacht, ich
auch, ich sage noch: „ich bin beides nicht, aber wie schaue ich aus? Eher so
oder so?“ Sie sagt: „mehr wie ein Sufi.“ Gut, denke ich mir, das gefällt mir eh
besser, wiewohl ich in Wirklichkeit eher der feige Schreibtischtäter bin. Aber
meiner Eitelkeit schmeichelt es.
Meine innere Zensur scheint von Fieber beeinträv, nein:
beeinträchtigt zu sein, sonst würde ich so
etwas weder fragen noch schreiben. Wir lachen über meine plötzliche
Eitelkeit. Oder besser gesagt: über meine plötzlich sichtbar gewordene
eitelkeit, nein: Eitelkeit.
(27.2./1.3.2017)
©Peter Alois Rumpf März
2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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