Mittwoch, 1. März 2017

610 Fieber

Fieber. Meine Wangen glühen, mein Kopf sticht, meine Augen glänzen, meine Muskeln ziehen, mein Hlas, nein: Hals mag nicht schlucken. Von Ziet zu Ziet, nein: Zeit zu Zeit Schüttelfrost, es beutelt mich so richtig her, meistens, wenn ich das Bett verlasse. Ich bin auf einer anderen Spur unterwegs; mein Blick ist anders, ich meine, indem wie ich sehe. Die Beine brennen auch, sie glühen ebenso. Das Surren läuft auf Hochtouren.

Ich frage meine Frau: „Schaue ich mehr wie ein Gelehrter aus, oder wie ein Sufi?“ Sie lacht. Sie weiß, was ich gerade lese, schließlich hat sie mir den Roman nahegelgt, nein: nahegelegt, eigentlich in die Hand gedrückt. (Elif Shafak, Die vierzig Geheimnisse der Liebe). Sie lacht, ich auch, ich sage noch: „ich bin beides nicht, aber wie schaue ich aus? Eher so oder so?“ Sie sagt: „mehr wie ein Sufi.“ Gut, denke ich mir, das gefällt mir eh besser, wiewohl ich in Wirklichkeit eher der feige Schreibtischtäter bin. Aber meiner Eitelkeit schmeichelt es.

Meine innere Zensur scheint von Fieber beeinträv, nein: beeinträchtigt zu sein, sonst würde ich so  etwas weder fragen noch schreiben. Wir lachen über meine plötzliche Eitelkeit. Oder besser gesagt: über meine plötzlich sichtbar gewordene eitelkeit, nein: Eitelkeit.



(27.2./1.3.2017)













©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com


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