601 Der reine Luxus
Eigenartig, aber wohl auch typisch. Heute habe ich nämlich
keinen Dienst. Und ich wache knapp nach fünf Uhr früh auf. Ausgeschlafen, ohne
Albträume, optimistisch, gefasst und bereit, mich dem neuen Tag zuzuwenden.
Keine Schweißausbrüche, kein Zittern vor Angst. Ruhig und
tief atmend hocke ich jetzt da. Zuversicht erfüllt mich und Vorfreude auf alle
meine heutigen Vorhaben. Meine Hauptarbeit wird sein, alle meine angesammelten
und unveröffentlichten Texte zu überarbeiten und auf die Schublade zu stellen.
Oder zu verwerfen. Ein wenig werde ich die morgendliche Ruhe und Stille noch
genießen, dann gehe ich es an.
Jetzt weiß ich auch, warum ich so Angst vor der Welt habe:
ich gehe hinaus ohne einen festen, inneren Kern; mich gibt es ja nicht als
„Substanz“, deshalb bin ich allem so wehrlos und handlungsunfähig ausgeliefert.
Und wenn ich dann nicht hinaus will, bin ich nicht in der
oft so genannten „Komfortzone“, sondern in einem Unterschlupf, wo ich mich
versteckt und bedeckt halte.
Nur wenn ich schreiben kann bin ich glücklich und ich glaube
schon, daß das meine Begabung und damit mein Aufgabenfeld ist; das beackere ich
gerne, und es wird bessere und schlechtere Ernten geben. Mein Komfort besteht
darin, daß ich im Bett hocke, warm zugedeckt, eine Lesebrille, Kugelschreiber
und Notizbücher besitze und schreibe. Dann Computer und Internet, genug zu
essen, natürlich ein ruhiges Zimmer. Bücher und Musikkonserven, das ist dann
schon der reine Luxus.
Für eine Lesereise diese – ja, meinetwegen doch -
„Komfortzone“ zu verlassen, wäre kein Problem, da hätte ich ja mit den Texten
„meine Welt“ mit mir.
Mein Gott ist das schön! In der Dunkelheit wach dazuliegen,
die Fühler in diese Schwärze hinauszustrecken, mit der Aufmerksamkeit die
Umgebung abzutasten und alles, was da ist, auf einen einströmen zu lassen. Und
alles, was vom Inneren hochkommt, aufsteigen zu lassen. Was für ein Moment!
(Augenblick, verweile doch, du bist so schön!)
Fast glaube ich, daß ich jetzt ich selber bin.
(17.2.2017)
©Peter Alois Rumpf
Februar 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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