Donnerstag, 9. Februar 2017

596 Es gibt keinen harten Kern

Von einem Albtraum verfolgt bin ich aufgewacht. Schauer der Angst laufen durch meinen Körper. Ich habe in der Arbeit jemanden umgebracht, oder sonstwie mitgewirkt, und die Leiche nur schlecht entsorgt. Ich kann jederzeit auffliegen. Ich fürchte noch dazu, daß das ein Kind war; an mehr kann ich mich nicht erinnern. Mir ist noch ganz schlecht; ich vermute, mehr wegen dem drohenden Entdecktwerden, als wegen dem Mord. In einer orientierungslosen Panik bleibe ich im Bett liegen. Eingekuschelt döse ich vor mich hin. Immer wieder reißt mich ein Schrecken hoch, als wäre plötzlich alles ins Rutschen gekommen. Ich spüre diese seelische Übelkeit auch körperlich. Ich kann nicht aufstehen, ich bin noch in diesem Alb gefangen. Der Gedanke, daß soetwas meistens beim Aufstehen abfällt, oder schneller abzuschütteln ist, hilft mir nichts. Ich trifte weg, wieder sehe ich die Vorgesetzten aus der Arbeit und fürchte, die Leiche wurde schon gefunden. Nein. Noch nicht. Dafür bin ich auch in der Arbeit eingeschlafen und wurde von der Chefin gerügt. Ich entschuldige mich dafür, erkläre es mit Übermüdung wegen Überanstrengung.

Meine Außengrenzen sind noch ganz unklar. In Gedanken lege ich mir die ersten Sätze zurecht, aber jetzt, wo ich sie aufschreiben will, sind sie mir bereits wieder entfallen. Ich habe noch diesen Angstgeschmack im Mund und das Zittern sitzt noch in den Eingeweiden. Habe ich immer noch Angst vor der Arbeit?

Ich existiere nicht. Es gibt keinen harten Kern. Es gibt nur ein Geflecht von verschiedenen Bildern, Elementen, Gefühlen, Erfahrungen, Erinnerungen etcetera, die nicht wissen, ob sie zusammengehören. Irgendetwas klammert sich schon an irgendetwas, aber es wirkt wie Zufall; wie man sich an dem Grasbüschel, das zufällig da ist, festhält, wenn man an einem steilen Hang abzurutschen droht. Aber wer ist es, der sich anklammert?

Einzelne, winzige Schneeflocken schweben in berührender Langsamkeit und tröstender Zeitlosigkeit nieder; ich schaue mehrmals aus dem Fenster, weil ich es nicht glauben kann. Meine Seele beginnt sich zu beruhigen.






(9.2.2017)















©Peter Alois Rumpf    Februar 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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