594 Ich habe einen Fisch an der Angel
Ich habe einen Fisch an der Angel. Einen literarischen
Fisch. Ohne Herumgetue: ich ziehe gerade einen Stoff für einen Text an Land.
Fühlt sich spannend an. Schau ma mal!
Jetzt bin ich schon zu müde zum Schreiben. Meine
Callcenterarbeit strengt mich mehr an, als mir lieb ist. Vielleicht lasse ich
mich auch gehen und mache auf sensibel und bin dabei faul. Kann auch sein.
Ausreden halt. Aber ich habe jetzt wirklich keine Lust mehr.
Ich habe den Computer eine Stunde früher abgedreht als sonst
(Nein, nein, ich habe nicht mehr gearbeitet!) und will den Tag ausklingen
lassen. Noch das Abendgebet sprechen (Gell, jetzt wollt ihr wissen, meint er
das ernst oder scherzt er bloß!?), dann könnte ich mich zur Ruhe legen.
Mein Wecker zeigt zwanzig Minuten nach Mitternacht, aber der
geht ein wenig vor.
Alle Dinge hier im Zimmer verharren ruhig an ihren Plätzen,
trotzdem kommen sie mir gar nicht so tot vor - es sind ja auch so viele Bücher
und Bilder.
Was aber unzweifelhaft lebendig ist, ist mein wandernder
Blick. Über den Rand meiner Lesebrille lugend lasse ich meine Augen kreisen;
sanft, mild, wohlwollend, ja, dankbar.
Ich warte noch ein wenig, fühle meine Umgebung ab und horche
nach innen. Nur so nebenbei. Wie es gerade geht. Ich mache keine Meditation
daraus.
Ich schiebe die Brille hinauf auf die Stirn um freier
herumblicken zu können. (Männer mit hochgeschobener Sonnenbrille zum Beispiel
lösen in mir sofort das Urteil „Angeber!“ aus. Nur, damit das auch einmal
gesagt ist.) (Und um das aufschreiben zu können habe ich sie natürlich wieder
auf die Nase herunterschieben müssen.)
Ich erfreue mich an meiner kleinen Kammer und ich schaue sie
gern an. Und wenn ich dabei schreiben kann, dann steht meinem stillen Glück
nichts mehr im Wege.
Ja, ich nehme mich ernst dabei.
Das zu sagen kann ich riskieren.
(2./3.2.2017)
©Peter Alois Rumpf Februar
2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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