592 Zwanzig Entschuldigungen
Gerade habe ich zwanzig Entschuldigungen (Schule!)
ausgedruckt. Weil der Drucker spinnt und ich deswegen in gebückter und
hockender Haltung den Drucker bearbeiten mußte, habe ich jetzt Kreuzschmerzen.
Ich finde, das ist beinahe eine inhaltliche Aussage. Es passt zusammen:
Entschuldigungen – Kreuzschmerzen (fehlendes Rückgrat).
Soviel Tiefsinn gleich nach dem Aufwachen ist mir eigentlich
zu fett, zu krass, zu geil. Um diese Zeit habe ich es lieber kalorienärmer.
Im Traum vorhin war ein Bild von mir in einer schicken
Zeitung abgedruckt gewesen, gemeinsam mit anderen Kunstwerken, aber anscheinend
ohne es als mein Werk zu bezeichnen. Zuerst war mein Name noch dort gestanden,
dann habe ich ihn nicht mehr gefunden. Oder war es doch nicht mein Bild? In
Träumen sind Ergebnisse, Besitzverhältnisse und Autorenschaft immer so unklar.
Auch das, was geschehen ist. Was ist geschehen? Und eigentlich auch das Ich.
„Bin ich es, der …?“ (Juan Ramón Jiménez, ein wunderbares Gedicht! Jardines
místicos) Unsere Festlegungen sind traumlöslich. Das ist aber auch keine neue
Erkenntnis. Morgendlicher seichter Smalltalk.
Auf einmal kommt mir eine ungeheure Erkenntnis über mein
Aufwachsen, die ich gar nicht ganz erfassen kann und die mich fast umhaut; in
der Körpermitte breitet sich eine kleine Schockwelle aus. Ich zögere, sie
herzuschreiben, vielleicht ist sie noch halbtraumverhangener Stuss und hält
keiner ernsthaften Überprüfung stand.
Irgendwie, daß sich meine Eltern, vor allem meine Mutter, an
mir orientiert haben; ich war ihr Leuchtturm, nicht umgekehrt. Ich fühle mich
gleich ganz unbehaglich und unsicher. Möglicherweise, weil ich dann auch Täter
und Tyrann war, und ihre häufige Wut auf mich der von Wutbürgern gegen die da
oben, die sie drangsalieren und im Stich lassen, gleicht.
Und wie schon gesagt: das ganze Ausmaß dieser Erkenntnis –
wenn sie denn wirklich eine ist - und der Folgen daraus kann ich noch gar nicht
überblicken.
Und auch nicht, ob das wirklich zugetroffen hat. Es könnte
ja auch eine leichtfertig von irgendwelchen leerlaufenden psychoaktiven
Abteilungen meines Gedankenproduktionsapparates produzierte „alternative“ Idee
sein, die sich als „Fakt“ ausgibt.
So, jetzt habe ich mich mit Wortspielereien gut aus dem
unangenehmen Bereich in meine Komfortzone, die Sprache, gerettet!
Damit lasse ich das einmal so stehen – denn ich liebe ja
schließlich nicht nur Wortspielereien, sondern - wie alle falschen Größen -
auch Floskeln, wenn auch in Ironie verkleidet und getarnt.
(2.2.2017)
©Peter Alois Rumpf Februar
2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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