595 Von Schnüren, Bändern, Fäden und Kabeln
Ich sehe die verschiedenen Arten von Schnüren, Fäden und
Kabeln. Ein paar davon sind mir jetzt aufgefallen und somit ist meine Aufmerksamkeit
auf sie gelenkt. Kabel des CD-Players, der Lampe neben mir, der am
Schreibtisch, das der Zimmerlampe (gehörte gereinigt), das Bandl an meinem
Notizbuch, die Schnur am alten Rouleau, die Kette am neuen. Die zarten Ketten,
an denen mein Weihrauchfaß hängt. Das Lesezeichenbändchen im Pirandello-Band
(obwohl auch für letzteren „Bändchen“ richtiger wäre, denn es handelt sich
dabei um ein kleines Buch). Die Bändchen an den Heiligenlegenden-Ausgaben, im
schlafwandelnden Clark, in Brodkey's Engel, in den Knausgårds, im Codex Iuris
Canonici, im Denzinger. Der Kabelsalat vom Laptop, die zwei Bändchen in den
zwei Charms, in manchen abgelegten Notizbüchern, im Götz Aly, in der Freud
Gesamtausgabe (wirklich? Darin ist auch ein Lesezeichenbändchen? Oder willst du
nur mit der Freud-Gesamtausgabe angeben?). Das Körbchen mit den verschiedenen
Kabeln für das Handy.
Ich denke auch an die Stromkabel in der Wand und schaue auf
die Fäden, aus denen meine Bettdecke gemacht ist, ebenso das Leintuch, mein
Pyjama, und vermutlich auch die Pölster in meinem Rücken, die ich nicht sehe.
Mein Gewand dort am Sessel, alles aus Fäden – ich muß das nicht alles im Detail
aufschreiben, oder?
Bademantel, Rekapitulationstuch,
Fußballnationalmannschaftsfanschal – hängt alles dort links, die Sachen in
Kasten, die im Kasten draußen – Nein! Wir bleiben im Zimmer; wir beschränken
uns auf den Bereich meines Zimmers – man könnte meinen, die ganze Welt besteht
aus Fäden und Schnüren. Molekülketten, DNA, Kühlketten (Halt! Das ist
draußen!). Haben Glühlampen noch Glühfäden aus Draht? Ich weiß es nicht.
Verhärtete Drähte wie Drahtstifte und Nägel. Jetzt wird’s schon ein bißchen
manieriert und dekadent, komm, laß es
sein! - ah! Die Freundschaftsbänder und das Makrameeflechtwerk meiner Kinder
dort an der Bilderwand, der blaue Fadenknäuel, der sich farblich so schön mit
einem braunen Herbstblatt verwoben hat – ein Fundstück aus dem Augarten, auch
dort an der Bildwand.
Nicht zu vergessen das Vinculum Matrimonii, das Eheband
(Hey! Wir sind nicht kirchlich verheiratet! Gilt nicht!) - so, jetzt reicht's!
Schluß mit dem Blödsinn!
Obwohl: das zerstückelte Band meiner kaum leserlichen
Schrift hier im Notizbuch, das vor Jahren gerissene Band in meinem rechten
Schultergelenk. Und das Gedärm? Könnte man das nicht auch … Nein! Schluß! Aus!
Das Kabel der Bohrmaschine, in der Schachtel versteckt. Die
Schuhbänder meiner Indoorturnschuhe für meine Tensegrityübungen. Johannes von
Kreuz und Teresa von Avila haben im Bücherregal keine Bandln als Lesezeichen.
Ja, leider. Schade! Die Fäden der Spinnweben. Der eigenartige Faden meiner
Assoziationen …
Die Biermann-Autobiographie hat auch ein Bandl.
(3.2.2017)
©Peter Alois Rumpf Februar
2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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