Samstag, 4. März 2017

617 So lebt er

Die meisten werden das kennen. Es gibt auf Facebook so Spiele, wo man sich einloggt und dann  sagt einem der Computer - was weiß ich - was deinen tiefsten Seelenkern ausmacht, oder was dir dein Engel sagt, oder welche Stadt zu einem passt, oder wie dein Charakter ist oder deine Berufung etcetera, etcetera. Man wird dabei ja den Verdacht nicht los, daß das Programme sind, die einen werbetechnisch ausspionieren – wie auch immer, manchmal kann ich dem nicht widerstehen und ich logge mich ein. Die Antworten sind manchmal komplett daneben, manchmal kann auch irgendwas zutreffen – ernst nimmt man das natürlich nicht, meistens ist es eher zum Lachen, aber es ja bloß ein Spiel.
Gestern Nacht habe ich die „Namentests“-Seite angeklickt, weil sie „eine Notiz über mich“ haben. Als sprachverfallener Mensch kann ich an Notizen genauso schwer vorbeigehen, wie an allen Texten, die irgendwo irgendwie ausgehängt, ausgestellt, gezeigt sind, selbst an den Graffitisprüchen an den Mauern nicht. Ich habe mich also eingeloggt und weil ich darüber lachen mußte, die Notiz auch auf Facebook geteilt, mit dem Kommentar: Ich lasse mir schon gern schmeicheln.

Der Text lautete:


„Eine Notiz über Peter

Er ist ein Träumer, ein Macher, ein Denker.
Er hat eine Lösung für jedes Problem. Er
hat die Augen eines Visionärs, der so viel sieht, dass
seine Gedanken bis ans Ende der
Welt wandern. Er ist ein Sturm, gemischt
mit Sonnenstrahlen. So lebt er.“



„So lebt er.“ Ja, der Satz gefällt mir! Das ist der Satz, der mir am besten gefällt. „So lebt er.“ Ha, ha ha. ha.  …  Das muß ein Genie gewesen sein, dem dieser Satz eingefallen ist. „So lebt er.“ Der geht mir nahe. Der trifft's. „So lebt er.“ Hi, hi, hi, hi  ...  als hätte ich das bisher gar nicht bemerkt! … Ja. Da ist schon etwas dran. „So lebt er.“ Ich kann es schon brauchen, daß mir das jemand vorsagt. Oder ich es mir selber vorsage. „So lebt er.“ … Auf mich bezogen! Ich bin fast stolz darauf, daß ich lebe. „So lebt er.“ Hmmm. … Ja, tatsächlich, das ist schon mein Leben. „So lebt er.“ Oder das war mein Leben. Gut, das ist übertrieben, aber ich bin schon in meinem Lebensabend. … Nicht ganz, nicht ganz – von dem her, was man so erwarten kann. Aber die Generalprobe ist es nicht. Und auch nicht der erste Akt. „So lebt er.“ So. Und nicht anders. Egal, ob er anders wollte, könnte, sollte, müßte: „So lebt er.“ Und: so hat er bisher gelebt. So und nicht anders.






(4.3.2017)











©Peter Alois Rumpf    März 2017  peteraloisrumpf@gmail.com

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