Freitag, 10. März 2017

623 Ich warte auf die Eingebung

Ich hocke wie fast jeden Morgen da und warte auf die Eingebung; auf den ersten Satz, der den gesamten Text eröffnet, indem er die Schreibsperre aufschließt. Dieser Satz ist es nicht, denn das habe ich schon oft beschrieben.

Mein Magen knurrt. Frühstück gibt es erst in zirka drei Stunden.

Fast alles wie immer: Surren, Wecker, das Eingehüllt-Sein in diese schlafgetränkte, weiche, unsichtbare Substanz. Anders als sonst: der ungewöhnliche Druck in den Ohren und draußen das stoßweise Aufheulen des Windes und das damit einhergehende Geklapper der zu lose sitzenden Fensterflügel.

Ständig knurrt und arbeitet der Magen. Jetzt regnet es. Ich Würfelhocker kippe immer mehr nach links, sozusagen dem Licht zu. Dem Licht der Leselampe. Dabei fallen mir die Augen zu. Bei geschlossenen Augen sehe ich einen dunklen Abgrund, ein finsteres, schwarzes Loch in der Mitte meines Inneren, das alles verschlingen will.
Jetzt sehe ich eine flache, ornamental gezeichnete Unterwasserlandschaft, nicht tief unter dem Wasserspiegel, nur so einen Meter, die sich schnell wieder verflüchtigt und dahinter dunkle Ebenen preisgibt.

So, jetzt, nachdem ich in ein wirres Gedankenkarussell geraten war, dem ich denkend, ordnend, schreibend nicht nachgekommen bin, jetzt also hat sich der Kokon geöffnet, hinter dem Rollo strahlt eine Säule echten Tageslichtes hervor, jetzt ist der richtige Moment zum Aufstehen.






(10.3.2017)










©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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