Montag, 20. März 2017

636 „Windabgeworfenes Licht“

Stille Aufgeregtheit hat sich meiner bemächtigt, und das Licht, das durch die angelehnte Tür fällt, wirkt so ungewöhnlich, anders als sonst, fremd und vertraut gleichzeitig, als hätte ich es schon vor Jahrhunderten wahrgenommen und gekannt. Wie in einer nüchternen Verklärung; nichts Romantisches, klarer wird alles. Wie dieses Licht.

Aber mein Geist versteht es immer noch nicht. Er fragt sich, ist der Tod näher gekommen? Ist es seine Anwesenheit? Oder konstruiere ich jetzt aus meiner Schlaftrunkenheit ein kleines mystisches Erlebnis? Das fragt sich mein Geist.

In der Gegend meines Herzens zieht es. Die Katze kommt ganz still herein und springt nicht aufs Bett. Mein Atem geht auffällig räumlich, trotz versteckter Kurzatmigkeit. Ganz still wird eine Tür geschlossen, irgendwo in der Wohnung oder im Haus, ich höre es kaum.

Ich muß noch eine Prüfung ablegen, die habe ich bisher vergessen, übersehen. Der Namen des Professors will mir nicht einfallen und was war das für ein Fach? Ein lebensentscheidenes, so, wie es ausschaut.

Ich atme tief durch und der innere Druck läßt ein wenig nach.

Jetzt wird die Unruhe offensichtlicher und steigert sich. Verkrampftheit liegt in meinen Atemzügen. Der Geist saust hin und her auf seiner Suche nach Asyl. Die Klöster sind längst aufgehoben.

Schreckhaft reagiere ich auf alle unerwarteten Geräusche. Ich zwinge mich zu tiefen Atmen, die Linderung währt doch nur kurz. Vielleicht fall ich wieder in den Schlaf, um all das auszuträumen. Die Unruhe von geistiger Erschöpfung überrollt.

Ich sehe farbige Formen, wie überstrickte Felsen, von der Knitting Guerilla mit Buntheit überzogen.
Aufschreckende Geräusche, einen Zentimeter neben meinem rechten Ohr, sind nicht von dieser Welt. Der Sessel, auf dem ich sitze, schiebt sich von selber zurück.

„Windabgeworfenes Licht“ - dieses Bild, diese Formulierung von Dylan Thomas ist unübertroffen und mir unerreichbar. Obwohl der Gedichtband neben meinem Bett ganz obenauf am Bücherstapel liegt, nur eine Armeslänge weit entfernt. Es fragt sich nur, warum gerade wir hier abgeworfen wurden; hi hi hi hi.

Nichts für ungut!





(20.3.2017)











©Peter Alois Rumpf    März 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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