648 Wovon rede ich eigentlich?
Wovon rede ich eigentlich? Und wofür? Ich sage das nicht
nach außen; nein, ich frage das nach innen, mich selber; mit Fragezeichen
versehen, nicht mit Rufzeichen.
Ich verliere den Faden.
Das passiert mir immer öfter; in allen möglichen Situationen
des Alltags. Ich wollte die Frage erörtern, ob mein Leben, mein kleines
erbärmliches Leben es wert ist, davon zu erzählen. Ob über meine Kindheit oder
über meine Gefühle und Gedanken beim Aufwachen (Ich lese gerade ein Buch über
Auschwitz). Und ich wollte nach einer längeren, gründlichen Abwägung eher doch
mit „ja“ antworten, weil … weil … weil meine Psyche (das Wort Seele bewahre ich
hier für den unzerstörten Bereich) der der Täter nicht unähnlich ist. Irgendwo
wird erzählt, daß Eichmann bei seiner militärischen Ausbildung auf eine
Schikane der Vorgesetzten so – wie er selber es sinngemäß ausdrückt – „in
Auflehnung gegen die Ungerechtigkeit“ das angeordnete und immer wieder zu
wiederholende Robben mit solchem gehässigen Eifer und mit solcher blinden
Ausdauer betrieben hat, daß dann seine Gliedmaßen, speziell die Ellbogen, total
zerschunden waren. Das kommt mir bekannt vor. Im Grunde habe ich in meiner
ganzen Schulzeit mit Selbsthass gelernt – meist sinnlos natürlich - „um es
denen zu zeigen“. Nicht so, daß man schaut, wie man sich den Stoff am besten
und mit geringstem Energieaufwand aneignen kann, mit dem Ziel, den Stoff zu
beherrschen, sondern in sinnlosen Wiederholungen, ritualisiert und
uninspiriert, tapfer gegen sich selber, um den geforderten Gehorsam zu
unterlaufen und zu beweisen, das es so eh nicht geht. Durch Übergehorsam den
Gehorsam ad absurdum führen. Das funktioniert nicht. Ja, das wollte ich ausführlich
behandeln, um zu zeigen, wie dieser Ungeist in den Generationen weiterwirkt,
zum Beispiel.
Ja, ich verliere oft den Faden und wiederhole mich. Mir
kommt es manchmal so vor, als wollte sich mein Bewußtsein zurückziehen. Nichts
mehr hören, nichts mehr mitbekommen, nichts mehr verstehen … nichts mehr
nachgehen. Als wäre schon alles gesagt.
Oh! Jetzt surrt es wieder auf Hochtouren! Viel stärker als
sonst. Und der Ton moduliert auf und ab und hin und her. Er singt oder spricht
geradezu mit eindringlicher Intensität. Tut mir Leid, meine Freunde, ich kann
die Botschaft nicht verstehen.
(27./28.3.2017)
©Peter Alois Rumpf
März 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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