Dienstag, 29. November 2016

523 Krankenstand

Die Stille am frühen Morgen. Die surrenden Schwingungen um meinen Kopf wandern hin und her, von links nach rechts und von rechts nach links. Ich werde davon regelrecht umkreist. Dieser ovale Hörraum hat hat zwei Zentren: eines einen schwachen Dezimeter vor meinem linken Ohr und eines genau so beim rechten. Der linke Brennpunkt ist stärker, heller; der rechte dunkler, dumpfer und schwächer.

Man möge mich bitte nicht falsch verstehen, aber ich genieße den Krankenstand. Die Ansprüche der Welt und meines Ehrgeizes sind zurückgestellt, die Übelkeit ist wieder erträglich – ich darf mich ja auch im Schongang bewegen – und meine Seele, die darf sich ausdehnen. Sie genießt diesen Zustand der Kontemplation und des Friedens mit der Welt, und das alles unter der Supervision der Heilung. Das um einige Stufen stärker gestellte Surren stört mich nicht, ich schlafe warm und wann und wie ich es brauche, meine Seele und mein Körper erholen sich und ich schaue ihnen dabei zu.
Ich spüre in meinen Körper hinein, kann seine Signale wahrnehmen und beachten und lasse mein Empfinden sich auf die Krankheitsimpulse und betroffenen Gebiete einstellen. Ich habe Zeit, meinen Innenraum wahrnehmen, ohne gleich Interpretationen liefern zu müssen, und gehe so oft aufs Klo, wie es notwendig ist, ganz ohne schlechtes Gewissen. Ich esse wenig und wie ich es vertrage.
Dieser auch offiziell handlungsreduzierte Zustand tut mir gut. Ich fühle mich darin auch geschützt.





(29.11.2016)












©Peter Alois Rumpf     November 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

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