523 Krankenstand
Die Stille am frühen Morgen. Die surrenden Schwingungen um
meinen Kopf wandern hin und her, von links nach rechts und von rechts nach
links. Ich werde davon regelrecht umkreist. Dieser ovale Hörraum hat hat zwei
Zentren: eines einen schwachen Dezimeter vor meinem linken Ohr und eines genau
so beim rechten. Der linke Brennpunkt ist stärker, heller; der rechte dunkler,
dumpfer und schwächer.
Man möge mich bitte nicht falsch verstehen, aber ich genieße
den Krankenstand. Die Ansprüche der Welt und meines Ehrgeizes sind
zurückgestellt, die Übelkeit ist wieder erträglich – ich darf mich ja auch im
Schongang bewegen – und meine Seele, die darf sich ausdehnen. Sie genießt
diesen Zustand der Kontemplation und des Friedens mit der Welt, und das alles
unter der Supervision der Heilung. Das um einige Stufen stärker gestellte
Surren stört mich nicht, ich schlafe warm und wann und wie ich es brauche,
meine Seele und mein Körper erholen sich und ich schaue ihnen dabei zu.
Ich spüre in meinen Körper hinein, kann seine Signale
wahrnehmen und beachten und lasse mein Empfinden sich auf die Krankheitsimpulse
und betroffenen Gebiete einstellen. Ich habe Zeit, meinen Innenraum wahrnehmen,
ohne gleich Interpretationen liefern zu müssen, und gehe so oft aufs Klo, wie
es notwendig ist, ganz ohne schlechtes Gewissen. Ich esse wenig und wie ich es
vertrage.
Dieser auch offiziell handlungsreduzierte Zustand tut mir
gut. Ich fühle mich darin auch geschützt.
(29.11.2016)
©Peter Alois Rumpf
November 2016
peteraloisrumpf@gmail.com
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