201 Der Spötter
Unten schreit zornig ein Kind. Ich
schaue dem Schatten meiner Finger zu, der dunkel und verwaschen am
Papier des Notizbuches „strahlt“ wie eine ausfransende, finstere
Aura. Ich drehe die Leselampe her und jetzt benimmt sich mein
Fingerschatten ordentlich und scharf konturiert. Das frustrierte
Schreien des Kindes sägt in Bewußtsein und Konzentration. Mir
fallen vor Passivität immer wieder die Augen zu.
Ein Teil von mir, irgendwo links
hinten, lacht mich aus. Pattsituation. Nichts geht mehr. Ich rühre
mich nicht, aber ich habe keine Zeit.
Wieder lacht mich der links-hintere
Teil aus. Er ist eine Gestalt, die im Dämmer meines Innenraums links
hinten steht, halb abgewandt, leicht gekrümmt, das Gesicht wieder
ein bißchen hergedreht. Manchmal die linke Hand vorm Mund, wenn sie
grinst, aber so, daß die Hand auch als Schallverstärker dienen
kann. Genau! Es ist kein wirkliches Lachen zu hören, eher ein
kurzes, stoßartiges Kichern, und ein spöttisches Grinsen im
Gesicht.
Diese Gestalt ist ein Er; nicht
unfreundlich, aber gibt sich sehr überlegen. Obwohl diese Gestalt,
wie sie verdreht und verkrümmt dasteht, wirkt, als müsse sie
dringend pinkeln. Und hat doch alle Zeit der Welt um mich anzuschauen
und zu spötteln.
Still atme ich vor mich hin.
©Peter
Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com
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