Dienstag, 29. September 2015

201 Der Spötter


Unten schreit zornig ein Kind. Ich schaue dem Schatten meiner Finger zu, der dunkel und verwaschen am Papier des Notizbuches „strahlt“ wie eine ausfransende, finstere Aura. Ich drehe die Leselampe her und jetzt benimmt sich mein Fingerschatten ordentlich und scharf konturiert. Das frustrierte Schreien des Kindes sägt in Bewußtsein und Konzentration. Mir fallen vor Passivität immer wieder die Augen zu.

Ein Teil von mir, irgendwo links hinten, lacht mich aus. Pattsituation. Nichts geht mehr. Ich rühre mich nicht, aber ich habe keine Zeit.

Wieder lacht mich der links-hintere Teil aus. Er ist eine Gestalt, die im Dämmer meines Innenraums links hinten steht, halb abgewandt, leicht gekrümmt, das Gesicht wieder ein bißchen hergedreht. Manchmal die linke Hand vorm Mund, wenn sie grinst, aber so, daß die Hand auch als Schallverstärker dienen kann. Genau! Es ist kein wirkliches Lachen zu hören, eher ein kurzes, stoßartiges Kichern, und ein spöttisches Grinsen im Gesicht.

Diese Gestalt ist ein Er; nicht unfreundlich, aber gibt sich sehr überlegen. Obwohl diese Gestalt, wie sie verdreht und verkrümmt dasteht, wirkt, als müsse sie dringend pinkeln. Und hat doch alle Zeit der Welt um mich anzuschauen und zu spötteln.

Still atme ich vor mich hin.










©Peter Alois Rumpf September 2015 peteraloisrumpf@gmail.com

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