Mittwoch, 9. Dezember 2020

2095 Diese Abendzeremonie

 

Diese Abendzeremonie, die ich spöttisch mein Abendgebet nenne, wiewohl es nur wenig mit einem Gebet zu tun hat, wo ich mir doch bloß in völlig übermüdeten Zustand – ein unerklärliche Scheu hindert mich daran, mich schon früher bei den ersten Anzeichen von Müdigkeit hinzulegen – ein paar Tatsachen bewußt zu machen und mit einer Prise Dankbarkeit zu versehen versuche, diese Abendzeremonie hat doch etwas Lächerliches: wie ich da ohne Polster am Rücken liege, meinen meistens mindestens leicht schmerzenden Rücken gestreckt und angestrengt meine schon zu Formeln verfestigten Sätze zu denken mich bemühe, manchmal konzentriert, oft zerstreut, manchmal leise vor mich hin murmelnd, nur sehr vage in Richtung dessen gedacht und gesprochen, was ich für das Zentrum und den Schwerpunkt des Universums halte; im Bewußtsein, dass da niemand sitzt, der zuhört. Doch, zwei Bitten habe ich eingebaut, meine Töchter betreffend, noch absurder, als diese Veranstaltung sowieso schon ist. Wahrscheinlich glaube ich immer noch, dass bei meinem Tod jemand auftaucht, mit dem ich plaudern und verhandeln kann. Oder den oder die ich um den Finger wickeln kann. Dabei müßte ich es besser wissen: ich war ja schon dort

 

(8./9.12.2020)

©Peter Alois Rumpf   Dezember 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

 

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