2095 Diese Abendzeremonie
Diese Abendzeremonie, die ich spöttisch mein Abendgebet
nenne, wiewohl es nur wenig mit einem Gebet zu tun hat, wo ich mir doch bloß in
völlig übermüdeten Zustand – ein unerklärliche Scheu hindert mich daran, mich
schon früher bei den ersten Anzeichen von Müdigkeit hinzulegen – ein paar
Tatsachen bewußt zu machen und mit einer Prise Dankbarkeit zu versehen
versuche, diese Abendzeremonie hat doch etwas Lächerliches: wie ich da ohne
Polster am Rücken liege, meinen meistens mindestens leicht schmerzenden Rücken
gestreckt und angestrengt meine schon zu Formeln verfestigten Sätze zu denken
mich bemühe, manchmal konzentriert, oft zerstreut, manchmal leise vor mich hin
murmelnd, nur sehr vage in Richtung dessen gedacht und gesprochen, was ich für
das Zentrum und den Schwerpunkt des Universums halte; im Bewußtsein, dass da
niemand sitzt, der zuhört. Doch, zwei Bitten habe ich eingebaut, meine Töchter
betreffend, noch absurder, als diese Veranstaltung sowieso schon ist.
Wahrscheinlich glaube ich immer noch, dass bei meinem Tod jemand auftaucht, mit
dem ich plaudern und verhandeln kann. Oder den oder die ich um den Finger
wickeln kann. Dabei müßte ich es besser wissen: ich war ja schon dort
(8./9.12.2020)
©Peter Alois Rumpf Dezember 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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