Donnerstag, 26. November 2020

2087 Die Lichtsäule

 

Die Lichtsäule vorm Fenster wird mich doch nicht zur Wanderschaft verlocken wollen! Nein, dafür ist das Licht zu gemäßigt und grau; von Feuersäule kann keine Rede sein. Ich erlebe lieber die Tages- und die Jahreszeiten im Zimmer und erkenne sie an Temperatur und Lichtverhältnissen.

Links ist mein Hausaltar und gegenüber die Bücherwand, gegen die ich meine Gedanken, Einfälle, Erinnerungen und Klagen sende, einfach aus Position und Körperhaltung beim Hocken heraus.

Wenn der Tod von links hinten kommt, könnte er hier aus der Steckdose schlüpfen. Obwohl: die ist schon zu weit links abgerückt. Aber der Tod kann doch wie ein Träumer durch Wände gehen.

Das hier ist keine Asketenzelle; das hier ist mein geliebtes Zimmer. Mein kleines Kemenatenreich (am Morgen gut geheizt), eine ganze Welt voller Reichtum, Schönheit, ein Raum in seiner ganzen Pracht, mehr als genug für einen Menschen zum Überleben und für ein Leben in Fülle.

Gütig oder verlogen neige ich meinen Kopf nach links und halte ihn schief. Ich versuche es mit der vernachlässigten Seite rechts.

Die Welt da draußen, im mit beim und unterm Ozonloch ist nichts für mich. Ein paar Ausflüge ins befreundete Umland genügen. Die Lichtsäule beim Fenster ist inzwischen heller und intensiver geworden.

 

 

(26.11.2020)

 

©Peter Alois Rumpf   November 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

 

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