2087 Die Lichtsäule
Die Lichtsäule vorm Fenster wird mich doch nicht zur
Wanderschaft verlocken wollen! Nein, dafür ist das Licht zu gemäßigt und grau;
von Feuersäule kann keine Rede sein. Ich erlebe lieber die Tages- und die
Jahreszeiten im Zimmer und erkenne sie
an Temperatur und Lichtverhältnissen.
Links ist mein Hausaltar und gegenüber die Bücherwand, gegen
die ich meine Gedanken, Einfälle, Erinnerungen und Klagen sende, einfach aus
Position und Körperhaltung beim Hocken heraus.
Wenn der Tod von links hinten kommt, könnte er hier aus der
Steckdose schlüpfen. Obwohl: die ist schon zu weit links abgerückt. Aber der
Tod kann doch wie ein Träumer durch Wände gehen.
Das hier ist keine Asketenzelle; das hier ist mein geliebtes
Zimmer. Mein kleines Kemenatenreich (am Morgen gut geheizt), eine ganze Welt
voller Reichtum, Schönheit, ein Raum in seiner ganzen Pracht, mehr als genug
für einen Menschen zum Überleben und für ein Leben in Fülle.
Gütig oder verlogen neige ich meinen Kopf nach links und
halte ihn schief. Ich versuche es mit der vernachlässigten Seite rechts.
Die Welt da draußen, im mit beim und unterm Ozonloch ist
nichts für mich. Ein paar Ausflüge ins befreundete Umland genügen. Die
Lichtsäule beim Fenster ist inzwischen heller und intensiver geworden.
(26.11.2020)
©Peter Alois Rumpf November 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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