Mittwoch, 25. November 2020

2082 Ich lächle mein Zimmer an


 

Ich lächle mein Zimmer an. Genauer: die gegenüber liegende Bücherwand mit den Bildern, Kunstkarten und von Kindern gebastelte Nippes.

Ich genieße die Stille der Nacht, das Surren in meinen Ohren und meinen durch die Lesebrille verschwommenen Weitblick. Verschwommen gefällt mir. Verschwommen – das Wort ist auch ganz stark. Ver-schwommen.

Eine halbe Stunde ist schon vergangen und ich hocke immer noch da und genieße es. Ich will noch nicht schlafen, ich will mein Zimmer anschauen. Mir kommt vor, die Deckenlampe schwingt, aber sie hängt unbewegt.

Was mir so alles durch den Kopf geht! Meine zwei Kirchenaustritte, ob ich ein Hampelmann bin, das Revolutionary Ensemble und vieles mehr, alles fast durchgehend begleitet von Bruchstücken aus Those Were The Days von den Cream, die ich immer wieder in meinem Inneren abspiele.

Jetzt hat sich am linken Rand meines Gesichtsfeldes etwas deutlich gebogen und gewölbt – und wenn ich hinschaue bleibt alles ganz brav und bewegt sich nicht. Ich liebe diesen Zustand, und mir ist es egal, ob ich dabei diese Welt aus den Augen verliere. „Ist es mir wirklich egal? Ich habe doch um mein windiges Ich solche Angst!“ kommt der Gedanke daher geschwommen. Ich lasse ihn jedoch vorbeidriften.

Ich lenke meinen Blick und mein Bewußtsein auf das Zimmer.

Es sind wieder zwanzig Minuten vergangen. Ein wenig bleibe ich noch hocken, dann lege ich mich nieder.

 

 

(24./25.11.2020)

 

©Peter Alois Rumpf   November 2020   peteraloisrumpf@gmail.com

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