2162 Aufgebrezelt
Ich sitze kurz bei den Lemden-Mosaiken und Kacheln vorm
Luftballonherz. Es ist noch da und hat inzwischen auch Freunde oben hängen.
Einen Wallfahrtsort daraus zu machen ist mir nicht gelungen.
Nun, jetzt sitze ich vorm Mumok und warte auf Frau
Stadtpark. Ein wenig habe ich mich aufgebrezelt, was bei mir immer einen Touch
ins Billige, Schäbige hat, bei gleichzeitig arrogantem Getue. Ich programmiere
mich auf gleichgültig und unverwundbar. Nervöses Hintergrundrauschen. Ich will
ja nichts. Gar nichts. Nachdem ich übers Notizbuch gebeugt bin, schaue ich
nicht allzu viel herum und kann mir einreden, dass ich nicht warte. Am liebsten
wäre mir doch, versetzt zu werden. Das ergäbe einen Text und keine Wellen.
Ich lasse meinen Blick über die bemalten Bodenplatten
wandern; die junge Frau, die sich in gebührendem Abstand auch auf die lange
Bank gesetzt hat, ignoriere ich.
Jetzt setzt kalter Wind ein und wenn ich zu lange sitze,
wird mir kalt werden. Ich bin ja wie üblich zu früh. Vereinzelte
Miniregentröpfchen zerrinnen drei Textstellen. Vier. Eine Frau gibt
schiffflaggenähnliche Zeichen einer aus der Ferne herankommenden Freundin.
Kunst zieht an. Viele Leute. Fast nur Frauen. Sie brauchen Kunst besonders. Ich
werde auf mein Handy schauen, wie spät es ist und meine rinnende Nase
schneuzen. Jetzt erst schlägt die verabredete Stunde und es beginnt zu regnen.
Ich stehe auf und gehe ein bißchen herum, betrachte drei
nackte, zerreißende Bäume. Der Regen hat wieder aufgehört, der Wind macht
weiter. Das Laub, das sich in einer Mauernische verfangen hat, raschelt im
Kreis. Meine Albertinatasche, die mir meine liebe Frau gemacht und geschenkt
hat, rutscht mir ständig von der Schulter. In meinen Fingern wird mir kalt. Ein
Hund besucht still und unauffällig meine Füße. Graue, graue Wolken ziehen von
West nach Ost.
Ich bin jetzt schon eifersüchtig, weil nun auch einige
Männer ins Mumok gehen: die Kunst und alle kunstverliebten Frauen gehören mir!
Mein Wunsch von vorhin ist in Erfüllung gegangen. Ich wurde
versetzt und befinde mich nun in der Albertina Modern. Ich wandere herum und
finde kaum Bilder oder Objekte zum Verweilen.
Jetzt geht’s! Bei den Scheibls und vor den sechs Männern von
Stephan Balkenhol setze ich mich nieder, mit Blick in den nächsten Raum mit dem
Auf- und Abgeblasenem von Annette Massager. So richtig komme ich nicht in
Schwung.
(16.3.2021)
©Peter Alois Rumpf
März 2021
peteraloisrumpf@gmail.com
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