2161 Die Gasableserin
Ich habe viel zu wenig geschlafen und der Grant quillt mir
aus allen Poren. Ich bin um dreiviertel acht aufgestanden, weil der Gasableser
kommt. Unten in der Küche habe ich kein Wort rausgebracht. Nachdem meine Frau
die Wohnung verlassen hat, habe ich begonnen, alles für mein Frühstück
herzurichten: Obst, Gemüse, Vogerl- und Rucolasalat gewaschen. Die abgetrennten
Brotrindenstücke der Tageskinderjause, die ich gewöhnlich zum Frühstück
verzehre, hergerichtet, den wildgemischten Kräutertee aufgegossen. Aber alles, was ich hinlege,
liegt falsch; die Dinge stören einander, das Käsebehältnis überdeckt die
Birnenspalte und so weiter. Ich konnte mich jedoch nicht dazu entschließen, mit
dem Frühstück zu beginnen. Stattdessen starte ich an der Kaffeemaschine das
Entkalkungsprogramm. Das dauert zirka zwanzig Minuten. Nachdem mir heute die Reinigungshandgriffe schlecht von
der Hand gehen, vielleicht dreißig Minuten. Weil ich so ungeschickt bin, mußte
ich das Abtropffach fünf, sechs Mal reinigen, bis es kaffeepulverfrei und
sauber war. Mein Kreuz schmerzt heute wieder besonders heftig. Zwischen den
Signalen zum Ausleeren des Gefäßes für das Abwasser habe ich gelesen. Mir
verschwimmen die Buchstaben. Mir ist so elend, mein Magen revoltiert, kommt
aber zu keinem Ergebnis. Immer noch zögere ich das Frühstücken hinaus.
Wahrscheinlich würde mich der erste Bissen beruhigen. Ich starre in die Leere
und höre der Gastherme beim Aufheizen zu. Warten auf den Gasableser. Warten –
die Generalsünde meines Lebens.
Dann esse ich endlich. Als meine Frau zurückkommt, übernimmt
sie und ich gehe nach oben und lege mich wieder hin. Ich höre, es war eine
Gasableserin.
(16.3.2021)
©Peter Alois Rumpf
März 2021 peteraloisrumpf@gmail.com
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