Dienstag, 16. März 2021

2161 Die Gasableserin

 

Ich habe viel zu wenig geschlafen und der Grant quillt mir aus allen Poren. Ich bin um dreiviertel acht aufgestanden, weil der Gasableser kommt. Unten in der Küche habe ich kein Wort rausgebracht. Nachdem meine Frau die Wohnung verlassen hat, habe ich begonnen, alles für mein Frühstück herzurichten: Obst, Gemüse, Vogerl- und Rucolasalat gewaschen. Die abgetrennten Brotrindenstücke der Tageskinderjause, die ich gewöhnlich zum Frühstück verzehre, hergerichtet, den wildgemischten Kräutertee aufgegossen. Aber alles, was ich hinlege, liegt falsch; die Dinge stören einander, das Käsebehältnis überdeckt die Birnenspalte und so weiter. Ich konnte mich jedoch nicht dazu entschließen, mit dem Frühstück zu beginnen. Stattdessen starte ich an der Kaffeemaschine das Entkalkungsprogramm. Das dauert zirka zwanzig Minuten. Nachdem mir heute die Reinigungshandgriffe schlecht von der Hand gehen, vielleicht dreißig Minuten. Weil ich so ungeschickt bin, mußte ich das Abtropffach fünf, sechs Mal reinigen, bis es kaffeepulverfrei und sauber war. Mein Kreuz schmerzt heute wieder besonders heftig. Zwischen den Signalen zum Ausleeren des Gefäßes für das Abwasser habe ich gelesen. Mir verschwimmen die Buchstaben. Mir ist so elend, mein Magen revoltiert, kommt aber zu keinem Ergebnis. Immer noch zögere ich das Frühstücken hinaus. Wahrscheinlich würde mich der erste Bissen beruhigen. Ich starre in die Leere und höre der Gastherme beim Aufheizen zu. Warten auf den Gasableser. Warten – die Generalsünde meines Lebens.

Dann esse ich endlich. Als meine Frau zurückkommt, übernimmt sie und ich gehe nach oben und lege mich wieder hin. Ich höre, es war eine Gasableserin.

 

(16.3.2021)

 

©Peter Alois Rumpf   März 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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