1247 Der Opa nebenan
Schauder am ganzen Körper, aber der gute. Der erste Schluck
vom Kaffee. Der Opa nebenan summt seinem Enkelkind voller Liebe eine Melodie
vor und gibt ihm dann ein Flascherl. Ich habe jetzt meine Zeitungen
durchgeblättert. Und wieder ein Schauder vom Nacken bis hinunter in die Fersen.
Ich habe seit Tagen vor, den „Katzentext“ zu schreiben, aber ich verschiebe es
Stunde um Stunde, Tag für Tag, genauso wie meine Pastellkreidezeichnungen, die
ich vom Neusiedlersee herüber nach Wien retten wollte.
Ich starre wieder ins Leere und große Trauer steigt in mir
auf bis hinter die Augen. Eine Trauer mit freundlichem Lächeln, ich glaube auch
zu mir selber. Keine Verzweiflung eben, einfach Trauer.
Ich gehöre nicht zur Jugend hier herinnen, mit ihren Plänen,
Projekten, Ideen, ihrem Eifer und ihren Computerkenntnissen, aber auch nicht
zur Großelterngeneration hier mit ihrer Situiertheit, ihrer sozialen
Absicherung, Pensionen, Berufs-, Lebens- und Reiseerfahrungen. Ich weiß: die
ihre Talente begraben haben, werden rausgeschmissen wo Heulen und
Zähneknirschen herrscht. Ich heule jedoch nicht und momentan knirsche ich auch
nicht mit den Zähnen.
Dafür bewundere ich den Mann, der oft herinnen sitzt und
permanent auf seinem Laptop schreibt, ganz für sich, ohne jedes
Kommunikationsschmähführen arbeitet er für sich allein, in sich ruhend. So
wirkt er: allein, nicht einsam, seinem Werk hingegeben.
Ach ja! Meinen 7721sten Bürokratietermin habe ich heute auch
schon absolviert. Das Baby mit Mutter und Großeltern vom Nebentisch verläßt das
Lokal. Ich wünsche ihnen still, vorallem der Mutter und dem Baby noch Alles
Gute hintennach, und schon rieselt mir wieder der Schauder. Hat das Universum meinen
Segen zur Kenntnis und angenommen? Sein Placet gegeben?
Mögen auch ich und die mir Anvertrauten ihr Auskommen finden
und letztere auch ihre Erfüllung.
(8.2.2019)
©Peter Alois Rumpf Februar 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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