1268 Inschallah!
Ich habe mich den Ärzten ausgeliefert und jetzt geht’s rund!
Ich renne nur mehr herum. Fast sehne ich mich nach meinen krankenkassenlosen
Untergrundzeiten – aber da war ich ohne Familie und nur für mich verantwortlich
und hatte mir zum Beispiel nach einem postzeckenbissigen Hochfieberanfall
gedacht: entweder ist nix, oder ich bekomme Gehirnhautentzündung, mit
bleibenden Schäden oder ich sterbe – Inschallah! (hätte ich damals sprachlich
anders ausgedrückt) – was anderes wäre ist mir auch gar nicht übrig geblieben.
Ein Leben in Gottes Hand – sozusagen. Aber die Folgen haben nur mich betroffen.
Am Schwersten ist für mich jetzt, mir selber dabei
zuzuschauen, wie ich mich den Ärzten und dem System unterwerfe, ohne Kraft,
nötigenfalls entgegenzuhalten; ich weiß auch nicht mehr, was ich wovon und den
verschiedenen medizinischen Maßnahmen halten soll. Es ist alles so unwürdig und
ich selber habe mich aufgegeben – oder was ich dafür gehalten habe.
Jetzt wird es rundum eng. Mein Lohn dieses Monat war nicht
wie erwartet zirka 750 Euro, sondern 200 weniger. Für die Rückzahlung des von
der Wiener Gebietskrankenkasse (angeblich) zu viel ausgezahlten Krankengeldes
mußte ich auch ein Drittel meines für mein Gebiß zurückgelegtes Sparguthaben
plündern. Ratenzahlung hat auch keinen Sinn, denn wenn ich in Pension bin, wird
das ungefähr 366 ausmachen. Es wird
nicht mehr mehr, nur mehr weniger.
Ich möchte hier meiner lieben Frau (ihren Namen möchte ich
in der Schublade trotzdem nicht nennen) aufrichtig und gewissermaßen offiziell
und öffentlich „danke!“ sagen, für die Geduld und Gelassenheit mit mir, der ich
in Zukunft – so wie es ausschaut – dir auf deiner Tasche liegen werde.
Mein Ego hält das schwer aus. Was bleibt von mir über?
Nichts! Gar nichts!
Loslassen. Ich muß alles loslassen.
Wer es nicht versteht, warum ich das alles herschreibe und
veröffentliche: irgendwo will ich erzählen, wie es mir geht – in aller
Peinlichkeit – ich will nicht untergehen und nie gesagt haben, was mit, bei und
in mir los ist. Wenn ich es schon nicht schaffe, laut schreiend durch die Straßen
zu rennen – wie es eigentlich angemessen wäre.
(28.2.2019)
©Peter Alois Rumpf Februar 2019 peteraloisrumpf@gmail.com
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