1269 Ach! oder Wow!
Die dünnbeinigen, schlankhälsigen, festärschigen Pferdchen
am Mosaik drüben an der Hauswand wirken verlogen a la Fünfzigerjahre, genauso
wie ihre dünnen, schmalhüftigen Reiter und die wespentailligen,
abschiedswinkenden Mädchen. Ein vergleichsweise schon etwas realistischerer
Fiakerkutscher – obwohl auch er zu dünn ist, so schaut er wenigsten
einigermaßen grantig drein. Das Wild ganz oben im Bild gefällt mir.
Jetzt kommt wieder ein Fremdheitsgefühl, wie ich so dasitze
und aus dem Fenster schaue: könnte ich nicht irgendwo in der Leere sein, oder
in einem Traum, oder am Grunde von Was-weiß-ich-was?
Eine jethrotullige Querflöte zieht meine Aufmerksamkeit auf
sich (diese halbwitzigen, von mir leichtsinnig und schwermütig
zusammengebastelten Adjektive werden auch schon fad!).
Mein Blick verliert sich in Farbe und Struktur des blauen
Überzugstoffes der Sessellehne vor mir an der anderen Seite des kleinen
Tischchens. Ich starre hin und – ach! (oder Wow!) - das Ding wird zum
Gegenüber! Kann mein Blick Wesen erschaffen? Oder bin ich Zauberer und kann
„sehen“ und den Dingen die Konventionsdecke abziehen? Welche Entdeckung!
Nun, liebe blaue Sessellehne, was kannst, willst und darfst
du mir sagen? Deine Präsenz ist ziemlich intensiv! Ich denke schon, daß du mit
mir sprechen kannst. Sicher, die Frage ist, ob ich dich hören kann! Oder
gegebenenfalls lesen (mene tekel …).
Jetzt weiß ich, was du zu mir sagst: „Gehe hin zur Arbeiterkammer
und lasse überprüfen, ob die Gebietskrankenkassenabrechnug hinsichtlich deiner
Rückzahlung stimmt!“ Okay! Das werde ich tun. Danke! Also das ist von oben
genehmigt?
Ich gehe nicht davon aus, daß ihr mich da noch weiter ins
Schlamassel reitet (!).
Ein Abbild einer Krähe fliegt schnell quer durch mehrere
Fenster der gegenüber liegenden (!) Hauswand. Ich hab es im Fensterglas
gesehen.
(28.2.2019)
©Peter Alois Rumpf Februar 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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