Dienstag, 22. August 2017

740 Denken geht nicht

(Šilo) Immer, wenn ich zum Beispiel Stufen hinuntersteige und dabei meine Arme seitwärts abwinkelnd anhebe, ist es ein Zeichen von Schmerz. Nur damit das klar ist.
Wenn ich beim Zähneputzen aufrecht stehe, patze ich mich ständig an; es tropft und rinnt aus meinem Mund und ich habe es noch nie geschafft, das zu verhindern (Plagiat! Plagiat! Sehr versteckt zwar, aber ein Plagiat. Wer die Quelle erkennt, bekommt einen Preis.) Deshalb habe ich mir angewöhnt, mit vorgebeugtem Oberkörper, das Gesicht über dem Waschbecken, meine Zähne zu putzen. Und das geht aufs Kreuz! Ich bewundere Leute, die aufrecht zähneputzen, dabei entspannt und locker herumgehen und niemals kleckern.

Die Hitze ist extrem, aber gemildert durch eine Brise vom Meer her. Denken geht nicht. Lesen zeitweise. Am Besten ist es für mich, im Meer zu schnorcheln. Es geht dabei darum, sich kaum zu bewegen und die relative Kühle des Wassers aufzunehmen. Da ich durch den Schnorchel atme und das Gesicht zum Meeresgrund richte, den ich beobachte, sind eigentlich keine Bewegungen notwendig. Ich liege im Wasser auf dem Wasser.

Hier heraußen, im kleine „Vorgarten“ des Campingwagens, füttere ich die Spatzen und habe ihnen zwei kleine Vogelbäder aus einem Aschenbecher und einem Getränkekarton gebastelt, die sie aber – soweit ich es mitbekomme – nicht nützen.
Einer der Vögel frißt jetzt in einem Meter Abstand von mir. Spatzen – diese Mischung aus frech und scheu!
Die Leute drüben im Café reden. Gottseidank verstehe ich sie nicht. Das Lachen der Männer erscheint mir manchmal revierergreifend und dumb auftrumpfend, das der Frauen oft unterschwellig geil und offen ordinär.

Jetzt frißt eine kleine Eidechse ein Stück Schnitte (Napolitanke), das am Boden liegt, einen halben Meter von mir entfernt. Dann schnappt sie sich ein größeres Stück und rennt damit blitzschnell ein wenig abseits. In diesem Sicherheitsabstand frißt sie weiter. Ich bin stolz darauf – lächerlicherweise. Und ahnungslos, was ich mit dieser Fütterei möglicherweise anrichte.






(4.8.2017)











©Peter Alois Rumpf    August 2017     peteraloisrumpf@gmail.com

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