740 Denken geht nicht
(Šilo)
Immer, wenn ich zum Beispiel Stufen hinuntersteige und dabei meine Arme
seitwärts abwinkelnd anhebe, ist es ein Zeichen von Schmerz. Nur damit das klar
ist.
Wenn ich beim Zähneputzen aufrecht stehe, patze ich mich
ständig an; es tropft und rinnt aus meinem Mund und ich habe es noch nie
geschafft, das zu verhindern (Plagiat! Plagiat! Sehr versteckt zwar, aber ein
Plagiat. Wer die Quelle erkennt, bekommt einen Preis.) Deshalb habe ich mir
angewöhnt, mit vorgebeugtem Oberkörper, das Gesicht über dem Waschbecken, meine
Zähne zu putzen. Und das geht aufs Kreuz! Ich bewundere Leute, die aufrecht
zähneputzen, dabei entspannt und locker herumgehen und niemals kleckern.
Die Hitze ist extrem, aber gemildert durch eine Brise vom
Meer her. Denken geht nicht. Lesen zeitweise. Am Besten ist es für mich, im
Meer zu schnorcheln. Es geht dabei darum, sich kaum zu bewegen und die relative
Kühle des Wassers aufzunehmen. Da ich durch den Schnorchel atme und das Gesicht
zum Meeresgrund richte, den ich beobachte, sind eigentlich keine Bewegungen
notwendig. Ich liege im Wasser auf dem Wasser.
Hier heraußen, im kleine „Vorgarten“ des Campingwagens,
füttere ich die Spatzen und habe ihnen zwei kleine Vogelbäder aus einem
Aschenbecher und einem Getränkekarton gebastelt, die sie aber – soweit ich es
mitbekomme – nicht nützen.
Einer der Vögel frißt jetzt in einem Meter Abstand von mir.
Spatzen – diese Mischung aus frech und scheu!
Die Leute drüben im Café
reden. Gottseidank verstehe ich sie nicht. Das Lachen der Männer erscheint mir
manchmal revierergreifend und dumb auftrumpfend, das der Frauen oft
unterschwellig geil und offen ordinär.
Jetzt frißt eine kleine Eidechse ein Stück Schnitte
(Napolitanke), das am Boden liegt, einen halben Meter von mir entfernt. Dann
schnappt sie sich ein größeres Stück und rennt damit blitzschnell ein wenig
abseits. In diesem Sicherheitsabstand frißt sie weiter. Ich bin stolz darauf –
lächerlicherweise. Und ahnungslos, was ich mit dieser Fütterei möglicherweise
anrichte.
(4.8.2017)
©Peter Alois Rumpf
August 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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