Dienstag, 24. April 2018

927 Meine unbedeckten, freiliegenden Unterarme


Dieser kleine, dürre Gnom dort am Bücherregal hockt ganz schief an der Kante des Regalbretts und hält sich an der Jalousieschnur fest, als würde er gleich von Bett hüpfen um zu schaukeln.

Im Liegen noch vorhin ein verbotener Traum. Um ihn zu analysieren und aufzulösen habe ich mich im Bett aufgesetzt, aber der Traum ist liegen geblieben und mir nicht mehr zugänglich. Dafür hat sich dieser starre, dürre Gnom an meiner Aufmerksamkeit festgesetzt (er schaukelt nicht).

Tief im Untergrund gehen Wellen der Angst, aber nur leichte Ausläufer reichen bis zu mir herauf.

Der Wind hat die ganze Frühe mit dem Fensterflügel geklackert, in einem Rhythmus, der nicht vorhersehbar war. Jetzt, bei hochgezogenem Rouleau, konnte sich der Fensterflügel ganz öffnen und der Wind bläst seine frische Luft bis zu mir her.

Ich kreise in einem seichten Strudel aus Müdigkeit und Unkonzentriertheit und die Augen wollen mir wieder zufallen.

Diese Ausläufer des Sturmtiefs streicheln aufmunternd meine freiliegenden Unterarme und die freiwillig schreibenden Hand und die andere, notizbuchhaltende und meinen armen Kopf. (Na was! So arm ist der auch wieder nicht!) Ich habe es nicht eilig mit dem Aufstehen und seufze deswegen erleichtert ganz tief.

Ich stehe lang nicht auf und allmählich werde ich hungrig. Die Tablette habe ich schon genommen, ausnahmsweise auf nüchternen Magen. Schaut aus, als vertrage ich das. Die Übelkeit ist schwach und nicht stärker als sonst.

Schon sehe ich einen Sonnenflecken an der Hauswand des Lichtschachts – das heißt, es muß gegen Mittag gehen – der Wind hat nachgelassen und heult nur mehr von Zeit zu Zeit ein wenig.

Tränen steigen auf, ich weiß nicht wozu. Aber ich vertraue darauf: mein Körper, meine Seele, sie werden schon wissen, was sie tun. Ich halte mich damit nicht auf – es ist wirklich Zeit für das Frühstück. Die Geborgenheit zu verlassen fällt mir dennoch schwer.







(24.04.2018)









©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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