927 Meine unbedeckten, freiliegenden Unterarme
Dieser kleine, dürre Gnom dort am Bücherregal hockt ganz
schief an der Kante des Regalbretts und hält sich an der Jalousieschnur fest,
als würde er gleich von Bett hüpfen um zu schaukeln.
Im Liegen noch vorhin ein verbotener Traum. Um ihn zu
analysieren und aufzulösen habe ich mich im Bett aufgesetzt, aber der Traum ist
liegen geblieben und mir nicht mehr zugänglich. Dafür hat sich dieser starre,
dürre Gnom an meiner Aufmerksamkeit festgesetzt (er schaukelt nicht).
Tief im Untergrund gehen Wellen der Angst, aber nur leichte
Ausläufer reichen bis zu mir herauf.
Der Wind hat die ganze Frühe mit dem Fensterflügel
geklackert, in einem Rhythmus, der nicht vorhersehbar war. Jetzt, bei
hochgezogenem Rouleau, konnte sich der Fensterflügel ganz öffnen und der Wind
bläst seine frische Luft bis zu mir her.
Ich kreise in einem seichten Strudel aus Müdigkeit und
Unkonzentriertheit und die Augen wollen mir wieder zufallen.
Diese Ausläufer des Sturmtiefs streicheln aufmunternd meine
freiliegenden Unterarme und die freiwillig schreibenden Hand und die andere,
notizbuchhaltende und meinen armen Kopf. (Na was! So arm ist der auch wieder
nicht!) Ich habe es nicht eilig mit dem Aufstehen und seufze deswegen
erleichtert ganz tief.
Ich stehe lang nicht auf und allmählich werde ich hungrig.
Die Tablette habe ich schon genommen, ausnahmsweise auf nüchternen Magen.
Schaut aus, als vertrage ich das. Die Übelkeit ist schwach und nicht stärker
als sonst.
Schon sehe ich einen Sonnenflecken an der Hauswand des
Lichtschachts – das heißt, es muß gegen Mittag gehen – der Wind hat
nachgelassen und heult nur mehr von Zeit zu Zeit ein wenig.
Tränen steigen auf, ich weiß nicht wozu. Aber ich vertraue
darauf: mein Körper, meine Seele, sie werden schon wissen, was sie tun. Ich
halte mich damit nicht auf – es ist wirklich Zeit für das Frühstück. Die
Geborgenheit zu verlassen fällt mir dennoch schwer.
(24.04.2018)
©Peter Alois Rumpf April
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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