928 Die Gewichte der Welt
Mitternacht ist längst vorbei. (Sommerzeit! Halten sich die
Geister an die Sommerzeit? Oder starten sie erst in fünfzehn Minuten mit ihrer
Geisterstunde?) Jetzt ist es noch ruhig. Meine übliche Stille mit Surren und
Weckerticken. Und das Kratzen des Kugelschreibers auf dem Papier. Die tieferen
Atemzüge hört man auch. Die Schatten an den Fingern der linken Hand sind ein
Zentimeter länger als die Finger selbst. Meine rechte Hand trägt keinen
Schatten; zumindest sehe ich keinen. Hat sie ihren Schatten an den Teufel
verkauft? Meine Rechte eine Peter-Schlemihl-Hand?
Elegisch rauscht im Lichtschacht eine Klospülung. Ich gähne
zwanghaft mit weit aufgerissenem Maul, daß es mich ein wenig reckt. Das ist
jetzt immer so. Das steht auf der Liste der Nebenwirkungen.
Heute habe ich das Haus gar nicht verlassen. Auch das kommt
jetzt öfters vor. Ich habe einfach keine Lust hinauszugehen; da mag die Sonne
noch so scheinen. Ich sitze und liege in meinem Zimmer. Fad wird mir nicht. Es
kommt mir als die mir entsprechende Lebensweise vor. Meine mir entsprechende
Lebensweise ist nämlich kontemplativ. Ich glaube jedoch nicht, daß ich im
Unsichtbaren die Gewichte der Welt in die richtige, die gute Richtung
verschoben habe.
(24./25.4.2018)
©Peter Alois Rumpf April
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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