Samstag, 28. April 2018

930 Soundcheck


Was mache ich hier an diesem Sommertag im Frühling? Ja, das Grün ist so hell und frisch und sonnengelb leuchtend, die Vögel singen. Der Wind ist warm und nicht unangenehm, wenn er auch rhythmisch manchmal etwas ungeschickt daherkommt. Der Donauarm ist reich an Wasser. Aber was mache ich hier unter den vielen Leuten? Viele Junge, die flanieren oder halb entkleidet in der Wiese liegen und sich sonnen. Vor mir stehen zwei hohe, tote Bäume, von Spechten angepeckt. Die lebenden wiegen sich oder ihre Äste und Zweige im Wind. Das Lokal am anderen Ufer schickt seinen Soundcheck herüber. Die Wiese hinter mir ist gemäht und duftet so gut nach gemähter Wiese. Trotzdem: was mache ich hier?

Ich habe mich gezwungen hinauszugehen, nachdem ich tagelang die Wohnung nicht verlassen hatte; höchsten ein paar Schritte zum Einkauf.

Das Wasser fließt so schnell vorbei. Ich glaube es stimmt: Sprache und Denken brauchen geschlossene Räume. Der Verkehrslärm ist viel zu nahe; wäre er weit genug entfernt, könnte ich ihn als Waldesrauschen durchgehen lassen.

Das trübe Wasser fließt wirklich schnell. Gottseidank sitze ich einige Meter weit weg, so bleibt sein Sog schwach.

Ja, ja, es ist schön. Die Wolken im Südosten bilden prächtige, herrliche, üppige Haufen, eine Fülle von kleinen und großen Wölbungen aus Dunst. Auch die Radfahrer schießen irgendwie fanatisch vorbei. Ein Nachmittag, ein Sommernachmittag im Frühling, er erreicht mich nicht; mir ist jetzt schon fad.

Die Wolken wölben sich immer mehr übereinander; anscheinend schiebt sie der Wind aus Nordwest zusammen.

Ja, ja, es ist so schön, aber ich kann damit heute nichts anfangen. Ich sitze nur aus Pflichtbewußtsein hier (Stubenhockerei verboten!)

Was mach' ich in diesem gleißenden Licht? Ich schaue herum für nichts und wieder nichts. Der Fluß wirkt in seinem Bett fremd. Ist es gar nicht der Donauarm? Hat er sein Bett an einen Bettgeher vermietet? Oh! Jetzt ist er flacher als vorhin; vorhin hat seine Oberfläche so gewölbt gewirkt, als wäre ihm das Bett zu klein.

Der Fluß fließt eindeutig zu schnell.

Vor den Menschen schaue ich zu Boden. Höchstens ein paar verstohlene Blicke kann ich riskieren.

Der Fluß fließt eindeutig zu schnell.


Ein großes Boot kommt jetzt flußaufwärts. Das hat eine ganz andere Stimmung mitgebracht.







(25.4.2018)










©Peter Alois Rumpf    April 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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