930 Soundcheck
Was mache ich hier an diesem Sommertag im Frühling? Ja, das
Grün ist so hell und frisch und sonnengelb leuchtend, die Vögel singen. Der
Wind ist warm und nicht unangenehm, wenn er auch rhythmisch manchmal etwas
ungeschickt daherkommt. Der Donauarm ist reich an Wasser. Aber was mache ich
hier unter den vielen Leuten? Viele Junge, die flanieren oder halb entkleidet
in der Wiese liegen und sich sonnen. Vor mir stehen zwei hohe, tote Bäume, von
Spechten angepeckt. Die lebenden wiegen sich oder ihre Äste und Zweige im Wind.
Das Lokal am anderen Ufer schickt seinen Soundcheck herüber. Die Wiese hinter
mir ist gemäht und duftet so gut nach gemähter Wiese. Trotzdem: was mache ich
hier?
Ich habe mich gezwungen hinauszugehen, nachdem ich tagelang
die Wohnung nicht verlassen hatte; höchsten ein paar Schritte zum Einkauf.
Das Wasser fließt so schnell vorbei. Ich glaube es stimmt:
Sprache und Denken brauchen geschlossene Räume. Der Verkehrslärm ist viel zu
nahe; wäre er weit genug entfernt, könnte ich ihn als Waldesrauschen durchgehen
lassen.
Das trübe Wasser fließt wirklich schnell. Gottseidank sitze
ich einige Meter weit weg, so bleibt sein Sog schwach.
Ja, ja, es ist schön. Die Wolken im Südosten bilden
prächtige, herrliche, üppige Haufen, eine Fülle von kleinen und großen
Wölbungen aus Dunst. Auch die Radfahrer schießen irgendwie fanatisch vorbei.
Ein Nachmittag, ein Sommernachmittag im Frühling, er erreicht mich nicht; mir
ist jetzt schon fad.
Die Wolken wölben sich immer mehr übereinander; anscheinend
schiebt sie der Wind aus Nordwest zusammen.
Ja, ja, es ist so schön, aber ich kann damit heute nichts
anfangen. Ich sitze nur aus Pflichtbewußtsein hier (Stubenhockerei verboten!)
Was mach' ich in diesem gleißenden Licht? Ich schaue herum
für nichts und wieder nichts. Der Fluß wirkt in seinem Bett fremd. Ist es gar
nicht der Donauarm? Hat er sein Bett an einen Bettgeher vermietet? Oh! Jetzt
ist er flacher als vorhin; vorhin hat seine Oberfläche so gewölbt gewirkt, als
wäre ihm das Bett zu klein.
Der Fluß fließt eindeutig zu schnell.
Vor den Menschen schaue ich zu Boden. Höchstens ein paar
verstohlene Blicke kann ich riskieren.
Der Fluß fließt eindeutig zu schnell.
Ein großes Boot kommt jetzt flußaufwärts. Das hat eine ganz
andere Stimmung mitgebracht.
(25.4.2018)
©Peter Alois Rumpf April
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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