1107 Heute jazzig und bewölkt
Heute jazzig und bewölkt. Ich sitze im Trockenen. Rechts
links schreiben und links rechts; zum Beispiel auf die Ellenbögen. Noch
passender, wenn man Linkshänder ist. Rechts ist das linke Links. Und umgekehrt.
Aber wen kümmert das? Mich. Und das genügt für eine Notiz. Heute habe ich
übrigens zu drei Zeitungen gegriffen.
Immer noch schmerze ich den Hals, aber das Schlucken geht
schon deutlich leichter. Ich schlucke Kaffee, Wasser und ein kleines
Schnittchen (dafür brauche ich kein Pflaster).
(Am Pflaster der Großstadt Wien.)
Wieder - der Größe im Raum nach: Wasser, Kaffee, Schnittchen
(ergo: zweite Kaffeebestellung). Reihenfolge in der Zeit: Kaffee (ein Schluck),
dann Schnittchen, dann Kaffee (zwei Schluck), dann Wasser. Weil ich in meiner
Scheinanwesenheit mir gar nicht gemerkt habe, ob ich wirklich Wasser getrunken
habe: ich konzentriere mich und trinke möglichst aufmerksam einen Schluck
Wasser. Aber wen interessiert das? Mich. Und das genügt für eine Notiz.
Gipsyjazz im Lokal. Die Musik im Lokal wechselt die Gegend
(Griechenland?). Dafür kommt auf der Straße eine echte, lebendige Gipsykapelle
näher und spielt vorm Lokal. Der liebe Gott spielt DJ und mixt beides zusammen;
offensichtlich ist er gar nicht so monotheistisch, sondern mischt gern. Während
ich beim Musikgeschmack zum Monotheismus neige; zumindest zu ziemlich strengen,
monotheistischen Phasen. Zur Zeit ist es RHCP. Ja ich weiß schon: vier Personen.
Na und? 1 Gott = 3 Personen + Maria = 4 Personen; und dann noch unzählige Subs
( = Heilige mit eigenen Zuständigkeitsbereichen). Also katholisch geht sich das
alles aus. Auch wenn ich ausgetreten bin.
Jetzt sehe ich an der Häuserfront gegenüber, daß die Sonne
durchgekommen ist (eine Bestätigung! Eine Bestätigung!). Wegen der Sonne werde
ich wohl losgehen.
Nein! Umdisponiert. Zurück! Gleiches Lokal, anderer Platz.
Und jetzt: Ingwertee. Radikaler Wechsel. (Also: das ist egal, ob im Kleinen
oder Großen: Alles ist im Ganzen enthalten und beeinflußt es und im Einzelnen
ist alles und … regnet's jetzt?)
Von der Straße her klingt es nach Regen, ich sehe jedoch
keinen. Gibt es unsichtbaren Regen? Oder rein akustischen Regen? Oder gibt es
so unentschiedene Übergangsbereiche? Oder bin ich mit dem Auge hier und mit dem
Ohr ein paar Kilometer weiter? Ich wechsle zu meinem ursprünglichen Tisch
zurück. Nocheinmal: an allem ist alles ablesbar; die gesamte Weltgeschichte vom
Urknall (Gottseidank: heute keine Blähungen) bis zu diesem Augenblick und
weiter in alle Zukunft. Alle Fäden aus der Vergangenheit bündeln sich hier und
alle Fäden in die Zukunft gehen von hier aus, von diesem Wechsel von Tisch vier
auf Tisch fünf. Aber jetzt warte ich schon auf meine große Tochter und kann
mich nicht mehr aufs Belehren konzentrieren.
Gurr.
(19.9.2018)
©Peter Alois Rumpf September
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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