Freitag, 14. September 2018

1101 So


So! Ich lege die Zeitungen weg, nachdem ich den Standard, der von meinem Vorleser völlig verblättert und durcheinander war, geordnet habe, richte mich auf und schaue herum. Ein Schauder läuft mir über meinen Rücken, links redet eine elegante Dame recht Ostmittelbairisch – das ist nöisch – mit Wiener Einsprengsel, rechts ißt ein Deutscher. (Kleines Detail am Rande: dieser Gast und die deutsche Kellnerin haben beide die Speise als „Eierspeis“ bezeichnet! 1:0 für Österreich!)

Mein neuerlicher Schauder bringt ein paar Gramm Transzendenz ins Lokal. Die Leere vor mir - weil die meisten draußen im Schanigarten sitzen – verstärkt diesen Effekt. Irgendeine unerkannte Bedeutung sickert und diffundiert durch die Wände, die Wände der Realitätsgrenze, die mir in meiner Bildsüchtigkeit und Metapherngeilheit mit den schönen, blauen Wänden des Lokals zusammenfallen. Daß die Kellnerin nicht gleich dazugekommen ist, die Musikanlage mit Nachschub zu füttern, hat diesen Transzendenzeffekt durch die eingetretene Stille nochmals verstärkt. Aufgefallen ist es mir erst, als die Anlage wieder zu swingen begonnen hat.

Oh! Das Leben ist so schön! So komplex! So vielschichtig! So geheimnisvoll! So spannend! So reich! So bunt! So überraschend! So hintergründig! So atemberaubend! So klar! So dicht! So voll! So still! So klangvoll! So undurchschaubar! So sprechend! So mitteilsam! So … erheischend! Für manche so leicht! Für manche so schwer!  So fröhlich! So traurig! So … einfach so!

So nährend! So elegant angezogen! So nackt! So herrlich! So fraulich! Und wieder einer meiner geliebten Schauder. In diesem Sinne: so Schauder-voll!

So jung! So kraftvoll! So zart!

….......










(13.9.2018)











©Peter Alois Rumpf    September 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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