1105 Nach einem passablen Tag
Jetzt am Abend, nach einem passablen Tag, beginnen sich
Trauer und Schmerz auf mich zu senken – ich weiß nicht woher, was, wieso. Immer
mehr. Ich werde nicht nervös, auch wenn ich keine direkte Ursache erkennen
kann. Indirekte gäbe es viele. Ich verstünde schon gerne, was sich da wieder
zusammengebraut hat, aber wirklich beunruhigt bin ich nicht. Vielleicht
verdränge ich es auch. Gesichtsloser, abstrakter, anonymer Schmerz und
ebensolche Trauer. Früher war das viel öfter. Aber auch heute taucht ein paar
Mal kurz und schnell das Bild auf: Pistole an den Kopf und aus! Das wird mir
immer hineingeschwindelt. Eine fremde Installation, in meiner Kindheit andressiert,
die ich schon längst durchschaut habe und die mich nicht beunruhigt. (Außerdem
wäre ich sowieso zu blöd, mir eine Waffe zu besorgen und könnte damit nicht
umgehen. Nein. Davon droht keine Gefahr!) Am ehesten beunruhigt mich der Hauch
Sinnlosigkeit, der mitfließt; aber ich habe starke Glaubenssätze, die auch
gegen stärkere Sinnlosigkeit helfen, zum Beispiel: Man braucht dem Tod nicht
zulaufen, er schleicht einem eh ständig hinterher und derglengt einen sowieso
irgendwann. Oder: in diesem Bereich ist jede Abkürzung ein schmerzlicher Umweg.
Und: ob Sinn oder nicht – man kann es selber nicht überblicken. Außerdem:
allein durch sein Leben reichert man sein Bewußtsein an und übergibt es im
Sterben dem Universum, das sich dadurch seiner bewußt werden kann; je mehr
Bewußtsein, desto besser.
Heute heißt atmen hauptsächlich husten, und das ist bloß
lästig. Sonst nichts.
(17./18.9.2018)
©Peter Alois Rumpf September
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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