1116 Mut zur Lücke
Gestern Nacht hatte ich beschlossen, mir heute den Luxus
eines Frühstücks im Café
zu gönnen, und zwar nicht erst zu Mittag. Deshalb hatte ich den Handywecker auf
halb sieben gestellt. So bin ich heute aufgestanden, habe die Wäsche in die
Waschmaschine gegeben, mich rasiert, dann geduscht, das Katzenklo ausgeräumt
und den Sack mit dem Kack zum Transport bereitet, alles fertig gemacht, die
nächste Wäsche vorbereitet – bei uns daheim bin hauptsächlich ich das
Wäschermädel und es ist nicht so, daß ich nie echte und unechte respektive
vierzig-Grad-geeignete Wolle verwechselt hätte – habe mich ausgehfertig
angezogen und mir die MP3-Stöpsel in die Ohren gesteckt und habe mit
akustischer Begleitung von Ataxia die Katzenscheiße in den Müllcontainer
geschmissen, die Bäume da im Hof gegrüßt und bin losmarschiert.
Hier finde ich eine morgendliche, lebhafte Stimmung vor;
lauter junge, tüchtige Leute frühstücken, plaudern und arbeiten hier.
Beim Verspeisen des wunderbaren Frühstücks ist mir die
Zahnlückenverblendung zum dritten Mal herausgefallen. Jetzt wird es mir zu
blöd! Mut zur Lücke, Bekenntnis zum Alter. Besser ein anderes Thema.
Anderes Thema: was mache ich? Ich betreibe ideenloses
Herumsitzen. Alle anderen Schreiber hier laptopisieren. Ach geh, Freundchen,
lass dir was einfallen! Zu satt? Kannst du um diese Zeit (Vormittag) nur im
Bett (Traumfetzchen auf-) schreiben?
Gut, dann Ortswechsel.
Der Ortswechsel ist vollzogen, das Schreiben jedoch stockt
genauso. Dafür habe ich jetzt fünf Bücher mehr. An der Buchhandlung bin ich –
bei der Erledigung eines Besorgungsauftrags meiner Frau dort in der Nähe:
Picksocken für die Tageskinder – zweimal tapfer vorbeigegangen, aber an den
Bücherkisten des edlen Antiquariats – das habe ich nicht geschafft. Der
Bücherstapel neben meinem Bett ist schon trinitarisch.
(27./28.9.2018)
©Peter Alois Rumpf September
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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