2715 Wanderung
Und heute die große
Payba-Ho-WaBu-Ang-Hü-BoWie-KnoEb-NaFrHa-Wanderung. Vor dem Start habe ich mir
noch von meiner lieben Frau Zöpfe flechten lassen. Und das Wetter hat gehalten.
Ständiger Wind hat die Wolken verblasen. Der Anstieg zur Waldburg-Anger-Hütte
war sehr steil und anstrengend. Untrainiert und aus der Übung habe ich es kaum
derschnauft. Auf die Walking-Stöcke gelehnt mußte ich öfters rasten. Mein Herz
hat bumm bumm gemacht, dass ich es bis in die Glatze und die Ohren gespürt
habe, und mein verschwitzter Schädel war hochrot wie eine Alarmlampe und die
Anstrengung hatte mich schwindlig gemacht. Nach einem besonders steilen und herausfordernden Stück sehe ich oben eine Tafel mit der Bergnotrufnummer 140 stehen.
„Sehr sinnvoll! gerade hier!“, denke ich, „offensichtlich bin ich nicht der
einzige, der hier am Eingehen ist“. Auf meine Stecken gestützt und nach Atem
ringend halte ich vor der Tafel Andacht. Dann
entdecke ich auf derselben Hinweistafel in etwas kleinerer Schrift die
Zeile „Euronotruf 112“ und sofort denk ich mir, „dort ruf ich an! Ich versuche
mir auszurechnen, wieviel Euro ich bis an mein Lebensende brauchen werde, um
bequem leben zu können. Aber vor lauter Schwindel, Wind und Waldesrauschen kann
ich nicht gut rechnen und brauche etwas Zeit, bis ich mir die benötigte Summe
errechnet habe: € 24.021.954.- Doch dann werde ich unsicher: „Euronotruf, ist
das anders gemeint? Kommt dann zum Beispiel die französische Bergrettung?“
„Bonjour Monsieur! Quesque … ah! Mon Dieu! Quel orage! …“ und flugs ist man in
einem Krankenhaus in Grenoble gelandet. Dort wache ich dann auf und fange
gleich daselbst ein neues Leben an, diesmal aber erfolgreicher.
Endlich auf der lieben Waldburg-Anger-Hütte! Isöwa habe eine
Linsensuppe und ein Verhackertbrot verspeist. Dann sind wir weiter über die
geliebte Bodenwiese Richtung Naturfreundehaus Knofeleben gewandert. Es ging ein
starker Wind und trotz Sonne war es kalt. Beim Anblick dieser Wiese und ihren
Schotterwegen geht mir das Herz auf und ich könnte weinen vor Glück oder
Sehnsucht – da bin ich noch nicht dahintergekommen. Von dort dann noch der
lange, aber ebene Weg eben zur Knofeleben. Der Wind wollte mir auf der gesamten
Strecke mehrmals die festverzurrte Kappe, die meine Glatze schützen soll, vom
Haupte reißen. Und jetzt auf der Liege vorm Naturfreundehaus, wo ich meine
Notizen mache, weht mir der Wind die Kapuze vom Kopf. Ich gehe hinauf ins
Zimmer, und siehe! Mein tüchtiges Weib hat ihr Ziel erreicht: Doppelbett und an
der Tür ein Dekorherz, um den anderen Gästen anzuzeigen, dass hier ein Liebespaar wohnt. Wir sind in der Liebesabteilung. So toll rauscht der Wind auf 1200 Meter
Seehöhe! Das war dann meine dritte schlaflose Nacht in Folge; schlaflos aber
nicht der Liebe wegen, sondern weil im Haus bis in den Morgen eine besoffene
Horde ihr Unwesen getrieben hat. Österreich ist voll pfui kaka!
(28.5.2022)
©Peter Alois Rumpf Mai 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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