2704 „Peter, weiß du wo der Nesso ist?“
Die Lichtschachtwand blendet im Sonnenlicht; weiter fällt
ihr nichts ein. Aber immerhin ist es im Zimmer klar, hell und optimistisch,
sodass sich bei mir gleich drei tiefe Atemzüge lösen. Die Katze röchelt, dass
es zum Erbarmen ist; ich muß schauen, ob sie ihre Tablette gefressen hat. Oh!
Die Tageskinder rufen mich und fragen, ob ich weiß, wo der Nesso ist. Ich fühle
mich sinnvoll gebraucht und geehrt. Natürlich weiß ich es da oben in meinem
Ausgedinge nicht. Trotzdem schleiche ich mich – die Tagis sind gerade im
hinteren Zimmer und können mich nicht sehen – denn im Pyjama will ich ihnen
keinesfalls gegenübertreten – ich schleiche mich also auf die Stiege in der
Erwartung, dass der Nesso dort liegt. Oder auf dem von der Stiege aus gut
einsichtigen Regal, wo er als Ergebnis kindlicher Wurfübungen schon manchmal
gelegen ist. Nein, ich sehe ihn nicht. Vermutlich haben sie ihn schon längst
gefunden, weil sie nicht mehr davon reden und möglicherweise haben sie das
Peter-Rufen sowieso bloß gespielt – so als Singsang beim kollektiven
Herumlaufen. Aber die Katze – plötzlich wieder agil und fit – ist mir auf die
Treppe nachgestiegen und will mir – wie sie glaubt – nach unten zur
Futterstelle folgen. Moment, Madam Mi-Tsi, ich kleide mich nur an, dann
begleite ich dich hinunter und schütze dich vor den - wie du glaubst -
gefährlichen Kindern.
(20.5.2022)
©Peter Alois Rumpf Mai 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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