Mittwoch, 18. Mai 2022

2699 Mit schirchem Grinsen

 

Plötzlich packt mich von innen eine große Müdigkeit und zieht mich aus der Welt nach innen und unten. Mein Blick tendiert zur Verdoppelung, aber bleibt ungetrübt. Also werde ich lesen.

Und jetzt, nach dem Lesen blicke ich stumm im Zimmer herum und schaue, ob sich hier irgendetwas „ohne Eigenschaften“ finden lasse, aber ich weiß es nicht, weil ich nicht weiß wie und was suchen. Also blicke ich auf die Brüste der Munch-Nackten und die der Modigliani-Nackten, bevor ich mich doch lieber den anderen Kunstkarten an der Wand zuwände: der neue, hässliche Kerl rechts neben meinem Kopf gefällt mir und in das Spiegelbild derer von Motesiczky könnte ich mich verlieben, denke ich. Dann denke ich aber „nein! nicht, unmöglich!“ (ich habe keine feste Form). Jetzt wird mein Auferstandener zu einem verzerrten Totenschädel, bildmental dem Hässlichen nicht unähnlich, und das will mir jetzt genügen. Ich gleite mit den Augen noch schnell über meine rechtsseitige Bilderwand, dann richte ich die Pölster und mein Bett vom Hockmodus in den Schlafmodus. Im Badezimmer sage ich noch mit schirchem Grinsen zum Spiegel: „Mei! Bist du eine lächerliche Gestalt!“

 

(17./18.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite