2691 Kein Transporter
Ich sitze auf den Stufen der Votivkirche und lasse mich von
der falschen Gotik in den Rücken lügen. Aber dieser
Neunzehntes-Jahrhundert-Dreck beschattet mich an diesem heißen Tag. Sirenen
einer Rettung auf der Straße. Ja, genau, auf der Straße, in diesem
antireligiösen Sakralbau hinter mir wird keine zu finden sein. Viele Leute
gehen vorbei. Der Wind läßt mein Lesezeichenbandl flattern, streicht fühlbar
über meine nackten Wadln und Hände, bewegt Zweige und Äste, und läßt Kleider
und Stoffe wölben oder drückt sie gegen verschiedene Formen. Die Poesie des
böigen Windes, der immer wieder von Neuem ansetzt. Ein Weizer kommt aus der
Tiefgarage, dann ein Oberwarter; Schweizer ist keiner dabei, dafür ein Auto der
Justizwache – kein Transporter – also für die Hautvolee. Zu meinen Füßen liegt
eine abgerissene Pflanze, vielleicht sogar ein Wilder Lattich oder auch nicht.
Ein gut beformtes gelbes Kleid geht etwas patschert vorbei. Bei dem jungen
Paar, das fünf Meter vor mir und mit dem Rücken zu mir auf den Stufen sitzt,
öffnet der Wind bei ihr ein wenig die Rückseite der Bluse, sodaß ein wenig
Rücken frei wird und die tiefansetzende Hose gibt den ersten, obersten Schatten
der Arschspalte frei. Ich beschließe, nach Haus zu gehen und etwas zu essen.
Jetzt ist ein Neusiedler vorbeigefahren. Adieu!
(12.5.2022)
©Peter Alois Rumpf Mai 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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