2696 Votivkirche (2)
Ich sitze auf den Stufen der Votivkirche und lasse mir von
der falschen Gotik in den Rücken lügen (dieser geniale Satz verdient eine
2.Auflage – auch weil schon in der ersten Auflage die Beschreibung dem
Beschriebenen vorausgegangen ist), aber dieses antireligiöse, verlogene
19.Jahrhundert-Bauwerk beschattet mich an diesem heißen Tag (dieser Satz ist
nicht ganz so genial, verdient jedoch auch eine zweite, korrigierte Auflage;
ansonsten detto). Wieder streicht der Wind, das himmlische Kind, über Arme und
Unterschenkel (die Hose geht knapp über das Knie). Der Rasen ist niedergemäht,
wie es der Common Sense unbedingt verlangt, und von dem
Caritas-Kleidersammlungs-Container dachte ich zunächst von der Weiten, er wäre
eines dieser mobilen Kloboxen. Ein Hund kam zuhu den Frauen/ und hechelt vor
sich hin … die Frauen sitzen fünf Meter vor mir auf den Stufen. Das
königinnenliche Hotel wirkt mir zu geschleckt. Trotzdem: Salve Regina.
Aszendent und Deszendent gehen in Popform (AC/DC) beleibelt zweimal an mir
vorbei. Eine Radfahrerin fragt mich auf Englisch (oh Gott! Ich kann keins!), ob
diese sogenannte Kirche geschlossen ist. Ich hoffe, ich habe ihr verständlich
machen können, dass der Haupteingang auf der anderen Seite liegt, aber sie
fährt nicht weiter. Sie wird schon wissen, was sie tut. Nur so als Steine und
Mauern betrachtet sind die Stufen und Mauern eh recht schön, als Detail. Das
Gesamtkunstwerk: nein. Die Linden links und rechts sind prächtige Bäume, die
anderen Bäume im Park gehen auch, wie sie so schön da stehen. Etwas
schwerfällig und mit steifem Kreuz erhebe ich mich von meinem Sitzplatz und
mache mich auf den Heimweg, wobei ich die Straße des 8.Mai quere.
(16.5.2022)
©Peter Alois Rumpf Mai 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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