Montag, 16. Mai 2022

2696 Votivkirche (2)

 

Ich sitze auf den Stufen der Votivkirche und lasse mir von der falschen Gotik in den Rücken lügen (dieser geniale Satz verdient eine 2.Auflage – auch weil schon in der ersten Auflage die Beschreibung dem Beschriebenen vorausgegangen ist), aber dieses antireligiöse, verlogene 19.Jahrhundert-Bauwerk beschattet mich an diesem heißen Tag (dieser Satz ist nicht ganz so genial, verdient jedoch auch eine zweite, korrigierte Auflage; ansonsten detto). Wieder streicht der Wind, das himmlische Kind, über Arme und Unterschenkel (die Hose geht knapp über das Knie). Der Rasen ist niedergemäht, wie es der Common Sense unbedingt verlangt, und von dem Caritas-Kleidersammlungs-Container dachte ich zunächst von der Weiten, er wäre eines dieser mobilen Kloboxen. Ein Hund kam zuhu den Frauen/ und hechelt vor sich hin … die Frauen sitzen fünf Meter vor mir auf den Stufen. Das königinnenliche Hotel wirkt mir zu geschleckt. Trotzdem: Salve Regina. Aszendent und Deszendent gehen in Popform (AC/DC) beleibelt zweimal an mir vorbei. Eine Radfahrerin fragt mich auf Englisch (oh Gott! Ich kann keins!), ob diese sogenannte Kirche geschlossen ist. Ich hoffe, ich habe ihr verständlich machen können, dass der Haupteingang auf der anderen Seite liegt, aber sie fährt nicht weiter. Sie wird schon wissen, was sie tut. Nur so als Steine und Mauern betrachtet sind die Stufen und Mauern eh recht schön, als Detail. Das Gesamtkunstwerk: nein. Die Linden links und rechts sind prächtige Bäume, die anderen Bäume im Park gehen auch, wie sie so schön da stehen. Etwas schwerfällig und mit steifem Kreuz erhebe ich mich von meinem Sitzplatz und mache mich auf den Heimweg, wobei ich die Straße des 8.Mai quere.

 

(16.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite