2721 Österreich ist sehr korrupt
Bei der kranken Gesundheitskasse werfe ich meine
Psychotherapierechnung von € 350.- in das Servicepostkastl, in der Hoffnung,
dass ich wenigstens die geschätzten € 120.- wenigstens am Ende des Monats
rückvergütet bekomme. Bis dahin wird mein armes Konto im Minus bleiben, denn
mein um etwas über € 100.- überzogenes Konto wird von € 450.- (zirka) (genau:430,53 - so großzügig bin ich dem Staat gegenüber!) Pension minus € 350.-
(genau) nicht ausgeglichen werden. Was kaufe ich auch vor zwei Monaten zwei
CDs! Aber ich bleibe dabei: die Lasallestraße würde einen prächtigen Boulevard
abgeben, wenn die Stadt, die Gesellschaft, die Konsumenten und Kunden sie mit
guten, modernen, meinetwegen bobotigen (keinesfalls Wien- oder sonstnostalgischen!)
Lokalen, Galerien, Buch- und Musikhandlungen, nonnostalgischen Antiquariaten
und Ähnlichem ausstatten würden. Zumindest in meiner Welt ist das so. Und auch
mein Kunstmuseum könnte hier irgendwo stehen, respektive sich niederlassen.
Aber das da ist nicht meine Welt. Im Gang von der U1 zur U2 am Praterstern höre
ich gerade in den musikalischen Ohrstöpseln die Zeile „all my children slide
away“ und es schießen mir die Tränen in die Augen. Dabei bin und war ich es,
der ständig in meine Depression abgeglitten ist und war. Ich sitze nämlich vor
„unserem“ Haus unter den drei lichten Laubbäumen, deren Namen ich noch immer
nicht herausgefunden habe.
Waren meine Beschlüsse solche des Selbsthasses und der
Selbstbestrafung? Das wird sich noch herausstellen. Bis dahin genieße ich die
Sonne, bis sie mir zu heiß wird und den ständig schmerzenden Nacken verbrennt.
Ximena Sariňana singt vom Paradies; das ist die gesungene Variante meiner
Lieblings-Andachts-Musik. Beim unvermittelten Aufblicken aus einem plötzlichen
Impuls heraus fallen mir die die gesamte Schreygasse entlang hängenden
Straßenlaternen wie in einer Erleuchtung am sonnenhellen Tag auf und es berührt
mich auf einer mir jetzt nicht identifizierbaren Ebene sehr, gar sehr, wie sie
da so geduldig, brav und pflichtbewußt hängen und auf die Erlösung warten,
„denn wir wissen, daß die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in
Geburtswehen liegt. Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist
haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, daß wir mit der Erlösung
unseres Leibes als Söhne offenbar werden“. (glaubt ja nicht, dass ich den
Paulus mag! Im Gegenteil: er ist mir widerwärtig. Aber wo er recht hat, hat er
recht: auch die Straßenlaternen freuen sich über die Erlösung. Ich meine das
schmähohne ernst!) Eine kleine Spinne rast über die blendenden Flächen meines
Notizbuches, nachdem ich die Musik von der Omar-Rodriguez-Lopez-Group mit
Ximena Sariňana auf John Frusciante mit Omar Rodgriguez-Lopez auf meinem
MP3-Player fein weitergedrückt habe.
Prozentrechnen sollte ich noch können. Wieviele Prozent
meiner Therapiekosten umfaßt die bis auf das baldige Ende zugesagte
Rückvergütung? Und ich trau mich wetten, dass mindestens 90% der
Gratis-Psychotherapie-Plätze-NutzerInnen sich die Kosten aus eigenem Einkommen
leisten könnten. Und wer sagt: „blöd werden sie sein, auf Geld, das sie
bekommen können, zu verzichten“, dem antworte ich: „Nein, nicht blöd wären sie,
sondern anständig, wenn sie die Gratis-Plätze denen überlassen würden, die sie wirklich
brauchen!“ Österreich ist sehr korrupt!
(31.5.2022)
©Peter Alois Rumpf Mai 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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