Dienstag, 31. Mai 2022

2721 Österreich ist sehr korrupt

 

Bei der kranken Gesundheitskasse werfe ich meine Psychotherapierechnung von € 350.- in das Servicepostkastl, in der Hoffnung, dass ich wenigstens die geschätzten € 120.- wenigstens am Ende des Monats rückvergütet bekomme. Bis dahin wird mein armes Konto im Minus bleiben, denn mein um etwas über € 100.- überzogenes Konto wird von € 450.- (zirka) (genau:430,53 - so großzügig bin ich dem Staat gegenüber!) Pension minus € 350.- (genau) nicht ausgeglichen werden. Was kaufe ich auch vor zwei Monaten zwei CDs! Aber ich bleibe dabei: die Lasallestraße würde einen prächtigen Boulevard abgeben, wenn die Stadt, die Gesellschaft, die Konsumenten und Kunden sie mit guten, modernen, meinetwegen bobotigen (keinesfalls Wien- oder sonstnostalgischen!) Lokalen, Galerien, Buch- und Musikhandlungen, nonnostalgischen Antiquariaten und Ähnlichem ausstatten würden. Zumindest in meiner Welt ist das so. Und auch mein Kunstmuseum könnte hier irgendwo stehen, respektive sich niederlassen. Aber das da ist nicht meine Welt. Im Gang von der U1 zur U2 am Praterstern höre ich gerade in den musikalischen Ohrstöpseln die Zeile „all my children slide away“ und es schießen mir die Tränen in die Augen. Dabei bin und war ich es, der ständig in meine Depression abgeglitten ist und war. Ich sitze nämlich vor „unserem“ Haus unter den drei lichten Laubbäumen, deren Namen ich noch immer nicht herausgefunden habe.

Waren meine Beschlüsse solche des Selbsthasses und der Selbstbestrafung? Das wird sich noch herausstellen. Bis dahin genieße ich die Sonne, bis sie mir zu heiß wird und den ständig schmerzenden Nacken verbrennt. Ximena Sariňana singt vom Paradies; das ist die gesungene Variante meiner Lieblings-Andachts-Musik. Beim unvermittelten Aufblicken aus einem plötzlichen Impuls heraus fallen mir die die gesamte Schreygasse entlang hängenden Straßenlaternen wie in einer Erleuchtung am sonnenhellen Tag auf und es berührt mich auf einer mir jetzt nicht identifizierbaren Ebene sehr, gar sehr, wie sie da so geduldig, brav und pflichtbewußt hängen und auf die Erlösung warten, „denn wir wissen, daß die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, daß wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden“. (glaubt ja nicht, dass ich den Paulus mag! Im Gegenteil: er ist mir widerwärtig. Aber wo er recht hat, hat er recht: auch die Straßenlaternen freuen sich über die Erlösung. Ich meine das schmähohne ernst!) Eine kleine Spinne rast über die blendenden Flächen meines Notizbuches, nachdem ich die Musik von der Omar-Rodriguez-Lopez-Group mit Ximena Sariňana auf John Frusciante mit Omar Rodgriguez-Lopez auf meinem MP3-Player fein weitergedrückt habe.

Prozentrechnen sollte ich noch können. Wieviele Prozent meiner Therapiekosten umfaßt die bis auf das baldige Ende zugesagte Rückvergütung? Und ich trau mich wetten, dass mindestens 90% der Gratis-Psychotherapie-Plätze-NutzerInnen sich die Kosten aus eigenem Einkommen leisten könnten. Und wer sagt: „blöd werden sie sein, auf Geld, das sie bekommen können, zu verzichten“, dem antworte ich: „Nein, nicht blöd wären sie, sondern anständig, wenn sie die Gratis-Plätze denen überlassen würden, die sie wirklich brauchen!“ Österreich ist sehr korrupt!

 

(31.5.2022)

©Peter Alois Rumpf  Mai 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

 

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