14:24. Schiffkowitz. Bist du bei denen ständig auf der
Schaufel gestanden? Warst du der, auf den die Untergänge abgeladen wurden? Oder
war das alles halb so wild? Und der Name ist dir nur angehängt worden, weil du
unter der Architektentafel gegen eine Baustelle gebrunzt hast? Und dieser Name
hat es dir sogar erleichtert, zwischen Rolle und Person zu changieren? Wobei
„Person“ ja auch die Theatermaske ist. Und bei mir?
Im Moment changiert bei mir nichts. Ich rutsch unweigerlich
ins Abgründige. In den Abgrund in mir. „Mich“ gibt es gar nicht; ich bin nur
ein Rollenkonglomerat ohne wahren Kern. Im Abgrund sitzt nur der Befehl, zu
veschwinden und unterzugehen: du bist ein Looser, ein Versager – du kannst dich
nicht behaupten, so hast du kein Recht zu leben. Mein Gott, ist das immer ein
kräfteraubender Kraftakt, mich wieder daraus herauszukämpfen! Manchmal mag ich
nicht mehr: ich mag auch einmal angekommen und selbstverständlich sein.
Irgendwo. Ich mag mich auch einfach fallen lassen. Und dann die Scham darüber,
was mich da einholt und über mir zusammenschwappt. Ich möchte kalt sein. Kalt
wie der arktische Wind. Dabei höre ich den Return of the Dream Canteen von den
Red Hot Chili Peppers und werde weich.
Oh, wie Wut und Hass in mir toben! Ich war plötzlich völlig
weggedriftet, habe die Umgebung ausgeblendet und bin in einem Krieg gelandet,
in einem Überlebenskampf. Die Musik hat mich wieder zurückgeholt und allmählich
beruhigt. Das alles da in mir ist keine gute Stimmungslage und mein labiles
Gleichgewicht ist verloren. Die Musik ist mein Geländer, an dem ich mich nach
oben hanteln kann, verschafft meinem Schmerz Ausdruck und fügt ihn in das
universale, kosmische Geschehen ein.
Die Dinge um mich herum machen immer mehr zu und
verschließen sich mir.
Ich bin froh, dass ich gescheitert bin! Dadurch habe ich
alle Freiheit und alles fällt nur auf mich zurück. (Hoffe ich.)
Meine Einsamkeit ist das Beste, was mir passieren konnte. Ob
sie für meine Umgebung, vor allem für meine Kinder, das Beste ist, darf
bezweifelt werden.
Ich laufe ohne Schilder und ohne Schutz herum. Und wenn es
die Geier bemerken, dass meine Wunden offen sind, ist es um mich geschehen. Das
ist sehr sehr anstrengend, immer, immer auf der Hut … (vielleicht aber eh
angemessen).
Der Oberaasgeier war der Döbereiner. Der Einzige, dem ich
vertraut habe, dass er kein Raubtier ist.
„Carry me
home“ singt Antony Kiedis.
Unten kommen sie ohne mich viel besser aus.
„Hold over.
Roll over“ singt Antony Kiedis.
(23.10.2022)
©Peter Alois Rumpf
Oktober 2022
peteraloisrumpf@gmail.com