2915 Zum Aus-der-Haut-Fahren
1:49 a.m. Mitten in meiner Lichtkugel sitzend schaue ich im
Zimmer herum, was ich aufschreiben könnte. Ich schaue nicht nur, ich horche
auch. Nach außen und nach innen. Das Surren tut so, als käme es von außen. Gut,
es kommt ja wirklich über die Sinnesorgane. Stechen im rechten Fuß vorne bei
den Zehen. Das rechte Bein will überhaupt zucken. Was soll das? Die
Mundmuskulatur ist ein wenig verkrampft. Da fällt mir die chronisch verkrampfte
linke Hand ein. Nein, diesmal ist sie nicht verkrampft. Mein Körper
beziehungsweise meine Gliedmaßen scheinen arbeiten zu wollen. Sie wollen sich
verändern. Vielleicht sogar umbauen. Verwandle ich mich gerade in etwas anderes?
Krähe? Käfer? Pferd? (wegen der Beinarbeit), oder Schmetterling? Würde ich dann
fliegen können? Ist das jahreszeitlich nicht ein wenig abwegig? Doch besser
Pferd: unterm strahlend blauen Herbsthimmel über die Steppe jagen … nähme ich
mein Kreuzweh mit? Also wenn, dann muß mein Leib alle Schritte der Verwandlung
kennen; ich habe keine Ahnung; ich würde mir einen so komplizierten Vorgang nie
merken.
Wieder zurück im Bett im Zimmer im Lichtkegel unter der
Steppdecke. Das rechte, angezogene Bein gibt immer noch keine Ruh; rutscht
herum, dreht sich unwillkürlich, zuckt, sticht. Diese Unruhe weitet sich aus.
Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren.
(6.10.2022)
©Peter Alois Rumpf Oktober 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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