Sonntag, 23. Oktober 2022

2943 Am Sonntag Nachmittag

 

14:24. Schiffkowitz. Bist du bei denen ständig auf der Schaufel gestanden? Warst du der, auf den die Untergänge abgeladen wurden? Oder war das alles halb so wild? Und der Name ist dir nur angehängt worden, weil du unter der Architektentafel gegen eine Baustelle gebrunzt hast? Und dieser Name hat es dir sogar erleichtert, zwischen Rolle und Person zu changieren? Wobei „Person“ ja auch die Theatermaske ist. Und bei mir?

Im Moment changiert bei mir nichts. Ich rutsch unweigerlich ins Abgründige. In den Abgrund in mir. „Mich“ gibt es gar nicht; ich bin nur ein Rollenkonglomerat ohne wahren Kern. Im Abgrund sitzt nur der Befehl, zu veschwinden und unterzugehen: du bist ein Looser, ein Versager – du kannst dich nicht behaupten, so hast du kein Recht zu leben. Mein Gott, ist das immer ein kräfteraubender Kraftakt, mich wieder daraus herauszukämpfen! Manchmal mag ich nicht mehr: ich mag auch einmal angekommen und selbstverständlich sein. Irgendwo. Ich mag mich auch einfach fallen lassen. Und dann die Scham darüber, was mich da einholt und über mir zusammenschwappt. Ich möchte kalt sein. Kalt wie der arktische Wind. Dabei höre ich den Return of the Dream Canteen von den Red Hot Chili Peppers und werde weich.

Oh, wie Wut und Hass in mir toben! Ich war plötzlich völlig weggedriftet, habe die Umgebung ausgeblendet und bin in einem Krieg gelandet, in einem Überlebenskampf. Die Musik hat mich wieder zurückgeholt und allmählich beruhigt. Das alles da in mir ist keine gute Stimmungslage und mein labiles Gleichgewicht ist verloren. Die Musik ist mein Geländer, an dem ich mich nach oben hanteln kann, verschafft meinem Schmerz Ausdruck und fügt ihn in das universale, kosmische Geschehen ein.

Die Dinge um mich herum machen immer mehr zu und verschließen sich mir.

Ich bin froh, dass ich gescheitert bin! Dadurch habe ich alle Freiheit und alles fällt nur auf mich zurück. (Hoffe ich.)

Meine Einsamkeit ist das Beste, was mir passieren konnte. Ob sie für meine Umgebung, vor allem für meine Kinder, das Beste ist, darf bezweifelt werden.

Ich laufe ohne Schilder und ohne Schutz herum. Und wenn es die Geier bemerken, dass meine Wunden offen sind, ist es um mich geschehen. Das ist sehr sehr anstrengend, immer, immer auf der Hut … (vielleicht aber eh angemessen).

Der Oberaasgeier war der Döbereiner. Der Einzige, dem ich vertraut habe, dass er kein Raubtier ist.

„Carry me home“ singt Antony Kiedis.

Unten kommen sie ohne mich viel besser aus.

„Hold over. Roll over“ singt Antony Kiedis.

 

(23.10.2022)

©Peter Alois Rumpf  Oktober 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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