Samstag, 8. Oktober 2022

2919 Schwaden

 

Der vergessene Traumfänger hat mir ein paar befremdliche Träume eingefangen, die noch nachhallen, aber schon vergessen sind. Der Struwwelpeter schaut mich an. Der Wecker zeigt zehn. Beim Trinitätsbaum glänzen einzelne Blätter im Fensterlicht. Sonst ist hier fast nur Leere. Eine große, weiße, leere Wand. Das bin ich nicht mehr gewöhnt. Wenn ich sie anstarre, wird mir ein klein wenig bange. Also doch im Horror Vacui. Ich will es wissen und starre weiterhin auf die weiße Wand: welche Dämonen fürchte ich, dass sie auftauchen? Oder welche Schrift, dass sie an der Wand erscheint? „Mene mene tekel upharsin“? „Gewogen und zu leicht befunden?“ Sehr leicht möglich! Zumindest würde ich dieses Urteil erwarten. Das wäre überhaupt nichts Neues!

Bis jetzt erscheint nichts. Akustisch ist die Wand nicht blank, denn von der Küche her werden Küchen- und Radiogeräusche an die Wand geworfen, aber mein Ohrensurren zeigt noch eine andere Raumzeit an. Jetzt tanzen ein paar dunklere Schwaden auf der weißen Wand herum. Ganz langsam tun sie es, wie heruntergedimmtes Tai-Chi. Jetzt sind es weißlichere Schwaden.

 

(8.10.2022)

©Peter Alois Rumpf  Oktober 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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