2919 Schwaden
Der vergessene Traumfänger hat mir ein paar befremdliche
Träume eingefangen, die noch nachhallen, aber schon vergessen sind. Der
Struwwelpeter schaut mich an. Der Wecker zeigt zehn. Beim Trinitätsbaum glänzen
einzelne Blätter im Fensterlicht. Sonst ist hier fast nur Leere. Eine große,
weiße, leere Wand. Das bin ich nicht mehr gewöhnt. Wenn ich sie anstarre, wird
mir ein klein wenig bange. Also doch im Horror Vacui. Ich will es wissen und
starre weiterhin auf die weiße Wand: welche Dämonen fürchte ich, dass sie
auftauchen? Oder welche Schrift, dass sie an der Wand erscheint? „Mene mene
tekel upharsin“? „Gewogen und zu leicht befunden?“ Sehr leicht möglich!
Zumindest würde ich dieses Urteil erwarten. Das wäre überhaupt nichts Neues!
Bis jetzt erscheint nichts. Akustisch ist die Wand nicht
blank, denn von der Küche her werden Küchen- und Radiogeräusche an die Wand
geworfen, aber mein Ohrensurren zeigt noch eine andere Raumzeit an. Jetzt
tanzen ein paar dunklere Schwaden auf der weißen Wand herum. Ganz langsam tun
sie es, wie heruntergedimmtes Tai-Chi. Jetzt sind es weißlichere Schwaden.
(8.10.2022)
©Peter Alois Rumpf Oktober 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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