Sonntag, 9. Oktober 2022

2921 Bürgerliche Üppigkeit

 

Die große weiße Wand hinter meinen geschlossenen Lidern – von innen aus gesehen. Das trinitarische Dickicht vor mir – bei geöffneten Augen. Links von mir eine kleinere weiße Wand, an ihrem rechten Rand von einem strikt geraden vertikalen Schattenstreifen durchzogen. Zum Plafond hin jedoch löst sich die Schattengrenze völlig auf. Meine Einordnung in diese universalen Vorgänge von Licht und Schatten zum Beispiel ist interessant, letztlich atemberaubend und überwältigend. Ein kompakter, kleiner, länglicher, weißglühender Lichtfleck taucht vor mir auf und verschwindet wieder. Dann taucht er wieder ein wenig weiter links größer, flacher und schwächer leuchtend kurz auf, wie ein Tropfen Licht, der zerronnen ist. Ich bin ganz nah am Durchbruch zum Eigentlichen. Das Surren in meinen Ohren hat sich – es wirkt aufgeregt, fast freudig erregt – enorm verstärkt.

Nun aber spielt auf der weißen Wand ein kosmischer Film: zu sehen ist eine nebelverhangene Landschaft, in der jedoch gelbliches Licht durch den Nebel sickert. Ein Zeitlupenfilm, denn die landschaftliche Handlung vollzieht sich extrem langsam. Der Nebel wird immer dichter und immer weniger Licht kommt durch. Von der Landschaft ist nichts mehr zu sehen. Was will mir der Große Universale und Kosmische Filmvorführer damit sagen? Mir meine Zukunft zeigen? Ich dachte, auf das Ende zu bekäme ich mehr Licht!

Der wohnzimmerliche Trinitätsbaum kommt mir auf einmal so mickrig und schlecht belaubt vor. Das gibt’s doch nicht! Vorhin war er mir noch der Inbegriff bürgerlicher Üppigkeit.

 

(9.10.2022)

©Peter Alois Rumpf  Oktober 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite