Ich halte die Katze im Arm und wiege sie wie ein Baby. Dann
kraule ich ihr lange den pelzigen Bauch. Dann wische ich mir meine
katzenhaarigen Hände einfach an der Bettdecke ab und nehme den Kugelschreiber
in die rechte Hand und beginne zu schreiben. Gleichzeitig versuche ich meist
vergeblich, die Katzenhaare von der Notizbuchseite zu bekommen. Zwischendurch
lege ich meine rechte Schreibhand ohne Griffel auf die Katze, auf daß sie
weiterschnurre.
Wiedereinmal lausche ich dem reichhaltigen, modulierenden
Ticken des Weckers, mit geschlossenen Augen. Sofort wird dieses Geräusch zu
einem Strom von schwingenden, sich verändernden Tönen, für die die Bezeichnung
„Ticken“ falsch und armselig wäre.
Vage, undefinierbare Bilder fahren mit großem Tempo an mich
heran. Die Katze fordert wieder streichelnde und kraulende Aufmerksamkeit oder
zumindest eine Handauflegung. Ich gebe den Stift gar nicht aus der Hand und
lege ihr kurz meine Hand auf, aber ohne einen Segen zu sprechen. In diese
Stille hinein wird mir bewußt, daß ich für niemanden ein Gegenüber bin. Das macht mich
traurig.
In meine Vorlesung – mit geschlossenen Augen - ist niemand
gekommen; ich kann wieder umdrehen. Die Katze schnurrt nicht mehr, sondern
schaut von Zeit zu Zeit still um sich. Nach ein paar Minuten kommt doch die
Aufforderung zu Körperkontakt (sie schaut mich an und sagt: Miau!).
Die Katze liegt rechts von mir; läge sie links, könnte ich
ihr, während ich schreibe, die linke Hand aufgelegt lassen. Ich versuche mit
links zu schreiben. Nur mit innerem Auge sichtbare Bewegungen sind um mich. Sie
wirken ein wenig unruhig, nicht ganz harmonisch. Es entsteht das Gefühl, dass
meine rechte Hand in die Katze einsinkt, unsere Grenzen lösen sich auf und
unsere Energiekörper gehen am Rand ein wenig ineinander.
Jetzt fährt eine starre Reihe verschwommener dunkler
Steher – wie für Zäune etwa, aber weit nach oben ragend und nicht aus Holz,
sondern aus dunkler Energie – an meinem inneren Auge von links nach rechts
vorbei und wechselt dann die Richtung. Die Katze verläßt mein Bett und ich
kann wieder mit der rechten Hand wie mit links schreiben.
Ich bin innerlich nach Admont gereist und stelle wieder
einmal fest, der Marktflecken tut sich neben dem Stift schwer sich zu
behaupten.
Mein Rucksack! Wo ist mein Rucksack! Gerade ist die Tür ins
Schloss gefallen.
Mein letzter Versuch: könnte ich bitte die Lottozahlen für
die Ziehung am kommenden Mittwoch haben?
Plötzlich steht ein riesiger blaugrüner Rucksack vor mir –
ich habe den Verdacht, vor meinem inneren Auge – und verschwindet wieder.
Danke, aber ich habe umdisponiert; die Lottozahlen wären mir
jetzt wichtiger! Aber bitte länger eingeblendet lassen, damit ich sie
aufschreiben kann!
Ein russischer Bluessänger tritt kurz auf. Was soll der
Hinweis? Statt Lotto soll ich lieber russisches Roulette spielen? Nö! Weder in
Wien, noch in Niederösterreich, noch im Burgenland (Verkehrsverbund Ost).
Ich lege mir meinen Arbeitsplan für die nächsten Stunden
zurecht, wie ich mit der Korrektur vorgehen werde etcetera, etcetera.
Ich höre innen Gitarrenmusik, bis von rechts ganz kurz so
ein rustikaler Alpintrottel auftaucht und „juhuu!“ dreinschreit. Alles kaputt.
Davon bin ich aufgewacht.
Ich kümmere mich um so viele Angelegenheiten, aber tauche so
schnell in die verschiedenen Welten ein und aus, daß ich nicht weiß, ob was wie
erledigt ist.
Ein herzliches Vergeltsgott.
Mehrsprachige Lieder: die Sängerin singt französisch, ich
rappe dazu.
Das ist keine unendliche Geschichte! Keine Sorge. Ich bin sterblich.
Ein Baby, dem ich helfen will, sagt: „Alles gut!“ in
Babysprache, aber erstaunlich früh für sein Alter.
Manchmal ziehen transmondiale Jogger an mir vorbei, obwohl
sie eigentlich laufen.
Ich rücke im Bett ganz nach rechts, presse meinen Rücken an
die Wand und schlafe wieder ein.
(24.6.2018)
©Peter Alois Rumpf Juni
2018 peteraloisrumpf@gmail.com