1012 Verlässliche Daten und Fakten habe ich nicht
Die Morgendämmerung und ihre eigenartige Stimmung: die
Stille und das beginnende Ziehen in meinem Körper, noch unentschieden zwischen
Aktivitätsdrang und Sehnsucht.
Mein linkes Ohr ist am Weckerticken und am Surren
anmontiert, obwohl es am Polster aufliegt. Das Rauschen des Flugzeugs zieht
mich nicht weg, aber ich spüre den Sog. Ein bißchen leere Angst ist auch da.
Das Körpergefühl konzentriert sich auf die Region im und um den Mund und geht
dann stärker in die Backenknochen und in die Kieferscharniere.
Ein Vibrieren läuft über und durch meinen Schädel und endet
als Kribbeln am Hinterkopf.
Verlässliche Daten und Fakten habe ich nicht; nur Eindrücke.
Beide Ohren greifen nach außen als wollten sie mehr
Sinnesdaten einfangen, was einen Über- oder Unterdruck – das kann ich nicht
unterscheiden – in den Nebenhöhlen erzeugt und beim zweiten und dritten Versuch
wieder das Kribbeln am Hinterkopf.
Ein paar Wellen laufen wiederum auf den Hinterkopf zu und
als es beim rechten Ohr still wird, merke ich erst, daß da vorher etwas sehr
laut gewesen sein muß. Mein Kopf fängt an zu pulsieren – wenn ich mich nicht
täusche, dann mit dem Herzschlag.
Jetzt ist es die Umgebung, die auf die Ohren und den Kopf
zugreift. Ich mache mir Gedanken, warum sich alles im Kopfbereich abspielt und
versuche, das Empfinden abzusenken: im Hals ist Schluß! Es geht nicht tiefer.
Dann bin ich eingeschlafen und als ich wieder aufwache, sind
mein Empfinden und meine Aufmerksamkeit bis zur Körpermitte hinuntergesunken.
Und dort sitzt die nackte Angst. Ich weiß nicht, ob ich übertreibe, aber es
fühlt sich wie Todesangst an.
Gottseidank bin ich gleich darauf wieder eingeschlafen und
Stunden später erholt und erfrischt aufgewacht.
(29.6.2018)
©Peter Alois Rumpf Juni
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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