Sonntag, 24. Juni 2018

997 Mein zirka Zehn-Quadratmeter-Reich


Wer bin ich schon, daß ich das weiß? Das Licht im Zimmer ist heute Nacht linkslastig. Eine Schicht ganz feiner Staub. Selbst auf dem Kugelschreiber. Mein Notizbuch ist leicht pelzig.

Ein ganz leiser, singend-surrender Ton kommt von unten, nicht aus mir. Die Sirenen der Polizei wollen mich rufen, aber sie singen nur einmal. Das ist zu kurz. Wo geht’s hier zum Kickl? Oder ist der schon im Konkurs? Oder hat ihn wer gerettet? Und auf wessen Kosten? Wer zahlt bestimmt.
Ich entpolitisiere den Text wieder. „Überläßt das Denken den Pferden, denn die haben größere Köpfe.“

Schade, daß nie wer in mein Zimmer kommen wird, es wäre so schön herzuzeigen. Ich werde es aushalten. Meine Sirenen höre ich auch – sie singen schöner und mit mehr Freude als die von der Polizei. Sie haben heute viel Musik getankt. Mein Reichtum ist so groß, daß ich ganz klein bin.

Die Haustür fällt immer mit einem lauten Ruuummms! zu, auch mitten in der Nacht (Echtzeit). Ein nichts zu sein bedarf es wenig und wer nichts ist ist ein König. Mein zirka Zehn-Quadratmeter-Reich, meine zirka Zehn-Quadratmeter-Zelle, mein zirka Zehn-Quadratmeter-Asyl. Wie schon gesagt: auch mein Reich gehört nicht mir – nur der Inhalt – sozusagen.










(22./23.6.2018)














©Peter Alois Rumpf    Juni 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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