997 Mein zirka Zehn-Quadratmeter-Reich
Wer bin ich schon, daß ich das weiß? Das Licht im Zimmer ist
heute Nacht linkslastig. Eine Schicht ganz feiner Staub. Selbst auf dem Kugelschreiber.
Mein Notizbuch ist leicht pelzig.
Ein ganz leiser, singend-surrender Ton kommt von unten, nicht
aus mir. Die Sirenen der Polizei wollen mich rufen, aber sie singen nur einmal.
Das ist zu kurz. Wo geht’s hier zum Kickl? Oder ist der schon im Konkurs? Oder
hat ihn wer gerettet? Und auf wessen Kosten? Wer zahlt bestimmt.
Ich entpolitisiere den Text wieder. „Überläßt das Denken den
Pferden, denn die haben größere Köpfe.“
Schade, daß nie wer in mein Zimmer kommen wird, es wäre so
schön herzuzeigen. Ich werde es aushalten. Meine Sirenen höre ich auch –
sie singen schöner und mit mehr Freude als die von der Polizei. Sie haben heute
viel Musik getankt. Mein Reichtum ist so groß, daß ich ganz klein bin.
Die Haustür fällt immer mit einem lauten Ruuummms! zu, auch
mitten in der Nacht (Echtzeit). Ein nichts zu sein bedarf es wenig und wer
nichts ist ist ein König. Mein zirka Zehn-Quadratmeter-Reich, meine zirka
Zehn-Quadratmeter-Zelle, mein zirka Zehn-Quadratmeter-Asyl. Wie schon gesagt:
auch mein Reich gehört nicht mir – nur der Inhalt – sozusagen.
(22./23.6.2018)
©Peter Alois Rumpf Juni
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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