989 Ich schüttle den Kopf
Wieder die falsche Geisterstunde. Ich spiele, daß ich in die
Runde lache, dabei ist gar niemand da und ich bewege den Kopf nicht und öffne
nicht den Mund. Es genügt mir, wenn ich mir etwas ausdenke; leben muß ich es
nicht. 'Ausdenken' ist zuviel gesagt; ich denke dabei nicht; ich lache einfach
mit imaginären Personen, die schattenhaft bleiben, unausgearbeitet, wie fast
alles, was ich mache.
Ein Gefühl hat sich zwischen meinen Unterkieferknochen und
die Gesichtshaut geschoben und bildet dort einen kleinen Knödel, bevor der
Zauber langsam vergeht.
Ich schüttle ganz wirklich den Kopf, wenn auch ganz leicht,
weil mir alles zwischen meinen Fingern, zwischen meinen Gedanken, zwischen
meinen Vorstellungen, Phantasien, Gefühlen zerbröselt. Schon weiß ich nichts
mehr. Schon spüre ich nichts mehr. Wenn ich mich anstrenge und mich
konzentriere, kann ich den Druck der Matratze gegen meinen Hintern wahrnehmen.
Das ist alles.
Ich bin nicht ungehalten, ich bin nur fremd.
Wir nähern uns der richtigen Geisterstunde.
Ich weiß nicht, der wievielte Seufzer.
Wieder einmal wundere ich mich, wie man sich so verrennen
konnte und schüttle dazu ganz leicht den Kopf.
(19./20.6.2018)
©Peter Alois Rumpf Juni
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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