Mittwoch, 20. Juni 2018

989 Ich schüttle den Kopf


Wieder die falsche Geisterstunde. Ich spiele, daß ich in die Runde lache, dabei ist gar niemand da und ich bewege den Kopf nicht und öffne nicht den Mund. Es genügt mir, wenn ich mir etwas ausdenke; leben muß ich es nicht. 'Ausdenken' ist zuviel gesagt; ich denke dabei nicht; ich lache einfach mit imaginären Personen, die schattenhaft bleiben, unausgearbeitet, wie fast alles, was ich mache.

Ein Gefühl hat sich zwischen meinen Unterkieferknochen und die Gesichtshaut geschoben und bildet dort einen kleinen Knödel, bevor der Zauber langsam vergeht.

Ich schüttle ganz wirklich den Kopf, wenn auch ganz leicht, weil mir alles zwischen meinen Fingern, zwischen meinen Gedanken, zwischen meinen Vorstellungen, Phantasien, Gefühlen zerbröselt. Schon weiß ich nichts mehr. Schon spüre ich nichts mehr. Wenn ich mich anstrenge und mich konzentriere, kann ich den Druck der Matratze gegen meinen Hintern wahrnehmen. Das ist alles.

Ich bin nicht ungehalten, ich bin nur fremd.

Wir nähern uns der richtigen Geisterstunde.

Ich weiß nicht, der wievielte Seufzer.

Wieder einmal wundere ich mich, wie man sich so verrennen konnte und schüttle dazu ganz leicht den Kopf.









(19./20.6.2018)












©Peter Alois Rumpf    Juni 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite