Mittwoch, 25. Dezember 2024

3918 Heilige Nacht



1:25 a.m. Ich bin früh zu Bett gegangen und jetzt wieder aufgewacht, habe das Fenster geöffnet und lasse – selber warm unter der Decke – die kalte Luft herein. Die Stunde der sprechenden Tiere ist schon vorbei. Vielleicht spricht doch noch irgendwer oder -was in dieser Heiligen Nacht zu mir: jemand oder etwas, der, die oder das von der Unendlichkeit da draußen berichten oder erzählen kann. Es ist schon klar: die von drüben in mir, über mir, um mich herum reden die ganze Zeit zu mir, reden mir zu, sagen mir ein, flüstern in mein Ohr … und es läge an mir, mich auf ihre Frequenzen einzustellen, so, dass ich sie hören und verstehen kann.

Im Zimmer beginnen die Dinge in der Kälte zu knacken, aber ich habe noch nicht genug frische Luft. So wie ich im Bett hocke ist auch mein Kreuz schmerzfrei, aber wenn ich aufstehe, werde ich es wieder spüren. Ich sollte das Fenster schließen, bevor das Zimmer komplett ausgekühlt ist, aber ich will noch nicht. Ich will glauben, dass etwas von der Heiligen Nacht hereinkommen kann, auch wenn ich mich im Vorfeld nicht zur inneren Bereitschaft angemessen verhalten habe (womit nicht Handlungen und Unterlassungen gemeint sind, die einen moralischen Anspruch auf Offenbarung und Wunder generieren zu können vorgeben, sondern Handlungen und Unterlassungen, die die Sinne für die nüchterne Wahrnehmung von Offenbarung und Wunder freilegen und schärfen). Und zu glauben, dass so etwas ohne geistige, seelische, körperliche und somit auch sinnliche Bereitschaft möglich wäre, könnte ein Irrglaube sein.

Ich gebe meiner Vernunft nach und schließe das Fenster. Mein Kreuz reagiert sofort auf die Bewegung und die Kälte. Ich habe jedoch das Rollo nicht mehr herunter gelassen, damit mich am Morgen das Licht wecken kann. Danach habe ich Narr sogar das Smartphone aufgedreht, aber dann ein aufgepopptes Stille Nacht doch wieder abgedreht und ich weiß nicht, ob ich dabei im Falschen das Richtige oder im Richtigen das Falsche gemacht habe. Ich muß innerlich lächeln über mein Getue und meine Ambivalenz. Aber ich kann ja das Schreibzeug weglegen und das Licht abdrehen und in die Stille lauschen und in die Dunkelheit starren.


(25.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3917 Halbwegs unversehrte Existenz

 



1:11 a.m.  Wie legen wir’s heute an? Geschmeidig, wäre mein Vorschlag. Auf der Suche nach dem nächsten Schritt bei meiner Schreiberei (jetzt habe ich wirklich – handschriftlich – Schneiderei geschrieben!) drehe ich meinen Kopf nach links und sehe eine Kunstkarte, an die und ihre Antackerung ich mich überhaupt nicht erinnern kann. Das ist schon erstaunlich. Ich werde aufstehen und die eineinhalb, zwei Meter hingehen und mir das anschauen.

Tatsächlich: auch aus der Nähe kann ich mich nicht erinnern, wo ich diese Karte gekauft habe und welches Bild von wem sie abbildet. Ohne mich in der Kunstgeschichte auszukennen, tippe ich auf Informel. Herunterreißen, um auf der Rückseite nachzuschauen, will ich die Karte nicht. Auch die hat einen Anspruch auf eine halbwegs unversehrte Existenz, beziehungsweise darauf, nachdem ich ihr beim Antackern zwei Löcher zugefügt habe, keine weiteren zugefügt zu bekommen. Was mich schon erstaunt: dass ich diese Karte wie zum ersten Mal sehe; dabei muß sie schon monatelang an dieser Stelle unter dem Weihbrunn hängen. Dass mir bei manchen Karten der Name des Künstlers nicht einfallen will oder ich ihn überhaupt vergessen habe, das bin ich schon gewohnt, aber so!

Ich werde jetzt zu schlafen versuchen. Aber ich habe Angst, dass ich beim Aufstehen solche Kreuzschmerzen wie heute haben werde, denn die waren so arg wie schon seit Monaten nicht mehr. Tagsüber vergehen sie dann wieder.

8:54 a.m.  Und draußen 4° Celsius. Die Kreuzschmerzen heute früh waren im üblichen Bereich. Ich bin erleichtert. Fast acht Stunden Schlaf passt auch. Ich bin sehr erleichtert.

Der Gipskopf vor der Jessica (von A. Katz) – ich weiß, den habe ich nach rechts verschoben, als ich Guardinis Der Herr aus dem Bücherregal gezogen habe – und der Gipskopf ist somit neben der frankophonen Schweizerin zu stehen gekommen und stiehlt dieser nun die ganze Show. Der Schwerpunkt meines Gesichtsfeldes ist damit um einen Dezimeter nach links gerückt (aus meiner Sicht).


24.12.2024


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 20. Dezember 2024

3916 Punkt

 



0:15 a.m.  Draußen prasselt der Regen nur so her und bei dem – während ich im Bad war – offenen Fenster hat es bis zu meinem Schreibtisch herein geregnet. „Gut“, kann eines jetzt sagen, „na und?“. Stimmt! Und dass, als ich mich mit meiner rechten Hand, in der ich den blauen Pilotstift halte, an meiner Stirn kratze, jener an den metallenen Leselampenschirm direkt davor gestoßen ist und ein erstaunlich melodiöses „Kliiinnng!“ erzeugt hat. Ist das akzeptiert als Einstiegssatz? (Fragt sich, wo er einsteigen will – in fremdes Bewußtsein? - der innere Spötter.) Innerer Spötter! Wo kommst du eigentlich her? Deklariere dich!

Keine Antwort.

Zum Regengeprassel höre ich jetzt noch den Wind wehen. Wieder stoße ich mit dem Pilotstift an den Lampenschirm, diesmal weil ich meine Brille hochgeschoben habe. Aber auf der Schachtel dort am Fuße des Schreibtisches steht eh „okay!“ (abgekürzt). Aus Verlegenheit stecke ich mir den Zeigefinger ins rechte Ohr und fahre da so herum, als würde ich es reinigen wollen. Und wirklich: es bleibt ein wenig Ohrenschmalz (Gott erhalt’s!) am Finger, obwohl es um Verlegenheit und nicht ums Ohrenputzen gegangen ist! Diese Beobachtung sollte ich psychologisch, soziologisch, philosophisch und theologisch durchdenken, aber ich will nicht (oder er kann’s nicht – der innere Spötter).

Jetzt läßt der Regen nach. Vor dem Ganzen war ich übrigens recht schwermütig gestimmt. Jetzt nicht mehr. Dafür zupfe ich nun an einem abstehenden Hautstückchen beim Nagel des rechten Zeigefingers - das ist der, der gerade eben im Ohr war – herum; eher nachdenklich (das kann er übrigens gut: die Pose des Nachdenkens einnehmen, ohne dann wirklich nachzudenken – der innere Spötter). Nachdem nur mehr vereinzelte Tropfen aufs Fensterblech fallen, hat mein Surren in den Ohren die Oberhand über die Geräuschkulisse gewonnen. Punkt.


(20.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 19. Dezember 2024

3915 Vor ihrer Majestät

 



1:43 a.m. Nun lieg’ ich hier – in sicherem Abstand – vor ihrer Majestät, der Bücherwand, und komme mir recht dämlich vor. Es ist nämlich (wer nämlich mit h schreibt ist auch dämlich) so, dass ich im Bett hockend mit dem Rücken zu der einen Wand mich befinde und die Wand gegenüber ist die mit dem größten Bücherregal hier im Zimmer. Ich presse schon wieder meine linke Hand verkrampft ans Notizbuch und als ich es bemerke, schüttle ich sie aus und halte meinen Zugriff aufs Notizbuch lockerer. Bis es mir einige Zeit später auffällt, dass ich schon wieder das Büchlein mit viel zu viel Kraftaufwand in festem Griff festhalte. Aber jetzt lege ich es weg.

Ach! Jetzt habe ich noch nicht erklärt, warum ich mir dämlich vorkomme! Aber das ist mir momentan zu – sagen wir: kompliziert.

(P.S.: Es ist sexistisch, wenn man etwas Schönes, Tolles als herrlich, aber etwas Dummes als dämlich bezeichnet! - der innere Wichtigtuer.)


(19.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3914 Gekochte Broccoli

 



10:08 a.m.  Ein Geruch von gekochtem Broccoli hängt in der Luft. Ich denke über das Auberginen-Melanzani-Problem - das ich schön längst gelöst habe – nach. Aber nicht richtig und nicht so wirklich, denn ich bin noch viel zu verschlafen (besser gesagt: er erklärt tagträumerisch seine Lösung einer imaginären Zuhörerschaft – der innere Spötter). Außerdem: wer sagt Eierfrucht? Niemand – Gottseidank! Jetzt begeile ich mich am Kunstkartenanblick der frankophonen Schweizerin – hoffentlich bekomme ich keine Herzverfettung. Mein Magen knurrt, aber ich bin noch schläfrig. Mein Blick sucht nun andere Kunstkarten, aber die frankophone Schweizerin lehnt hald (sic!) recht genau im automatischen Zentrum meines Blickfeldes bei der üblichen Kopfhaltung vom Bett aus und ich bin noch zu müde, um meinen Blick zu anstrengenden anderen Perspektiven zu zwingen (da wird es mit der behaupteten Geilheit auch nicht weit her sein – der innere Spötter). Ah! das geht: den Blick hinauf zu lenken auf die oberste Bilderreihe unter dem Plafond. Während ich dort Mali Lošinj untersuche, wird mir ein wenig übel – aber so schlecht ist dieses mein Bild auch wieder nicht! Was geht in meinem Bauch vor? Ich schau nach Rettenschoess, nach Veli Lošinj und mein Blick bleibt am Photo der winterlichen Riesneralm hängen. Aber nur kurz, dann irrt mein Blick wieder als leerer herum. Oh! Oh! Oh! Jetzt sind wir zum ersten Male in meinem Kemenatenleben an die Richter-Kunstkarte geraten und picken geblieben (wenn ich dann aufgestanden sein werde, werde ich überprüfen, ob die Karte wirklich ein Gerhard-Richter-Gemälde abbildet). (Ja, ja, das tut sie – aus der Nähe hat es übrigens ganz anders ausgeschaut als vom Bett aus - der Tipper.) Die frankophone Schweizerin ist heute so blass. Wie wär’s mit aufstehen und frühstücken? Hat dösen eigentlich etwas mit Dose zu tun? Himmel-Herrgott-nochmal! Jetzt fängt alles wieder sich zu bewegen an!


(18.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3913 Auf meinem Hausaltar

 



1:50 a.m.  Ich fahre den inneren Lärm herunter und für eine Sekunde gelingt es auch. Als das Glitzernste im Zimmer würde ich in Momentaufnahme neben Teile meines Tackers die Flasche mit Weihwasser bezeichnen, die lange schon auf meinem „Hausaltar“ steht und die ich noch nie geöffnet habe. Ich bin rechtschaffen müde und muß schon recht viel gähnen. Trotzdem will ich der Wirklichkeit noch irgendeine Kleinigkeit abluchsen. Die beim Gähnen geschlossenen Augen sehen eine kleine, goldene Glitzerexplosion vor dumpfschwarzem Hintergrund. Ein neues, aber gedoppeltes Weilerkärtlein hängt jetzt gut sichtbar neben mir an der Wand. Ich muß jetzt schlafen, ich bin seit dreiviertel sieben wach.


(18.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 17. Dezember 2024

3912 Kreislaufprobleme bei Rosso

 



10:11 a.m.  Ich bin zum wiederholten Male beim Medardo Rosso im Museum moderner Kunst im Museumsquartier und starre in die Masse dieses Bookmakers, der so schief dahängt – richtet er sich erst zu seine Macht und Größe auf? (wir sind ja noch im 19. Jahrhundert) oder fällt er, kippt er, stürzt stolz aufgerichtet und eingebildet zu Boden? Wie aus einer unbewußten Masse wächst er heraus (oder versinkt in sie), aber vielleicht ist das mit dem unbewußt voreilig: vielleicht sind es primitive, aber bewußte, pilzartige, schwammartige, massenzellteilige Wesen, die solche Gestalten mehr oder weniger deutlich hervorbringen?

Jetzt stehe ich vorm carne altrui, dem Fleisch der anderen. Das muß schon lange da liegen, denn es ist fast auskristallisiert; der Kopf, das Gesicht – wie mit beleidigten Lippen? War das ein kalter Vulkanausbruch, der das Fleisch nicht verbrannt, sondern gleich versteinert hat? Oder täuscht die Patina und das Ganze zerbröselt gleich?

Der bambino malato ist blaß, sehr blaß; sein Köpfchen kann das Kind nicht aufrecht halten, es kippt nach links (von ihm aus gesehen), die Augen hat es geschlossen. Müde ist es, der Mund von Übelkeit oder Fieber leicht geschlossen. Es will geheilt werden, braucht den Anstoß von außen. Oder sind die inneren Kräfte - ganz tief im Inneren - schon am gewinnen?

Der Sagrestano ist eingeschlafen, als ihn die Versteinerung erwischt hat (oder ereilt? Ich weiß nicht, ob das schnell oder langsam gekommen ist. Nach Fluchtversuchen schaut mir das Gesicht nicht aus). Aber wer weiß! Ich weiß es nicht.

Henri Rouart scheint aus einem Felsen geboren und da alt geworden zu sein (ich habe keinen Materialtest gemacht!), so in Richtung Kalk (scheint es). Der Mann ist alt und hat sich damit abgefunden; ob lebenssatt oder resigniert kann ich (ich, ich, ich) nicht erkennen; vielleicht müßte ich dafür einige Stunden hinschauen (Fels ist meist langsam – und ich weiß nie, was aus dem Gesehenen kommt, was aus meinen Projektionen). Ich tippe eher auf resigniert, aber in edler Haltung und Bereitschaft (aber wie gesagt, ich weiß nie …). Jetzt habe ich mich vor ihm hingekniet, um ihm besser in sein Gesicht blicken zu können (er liebt seine Inszenierungen in der Öffentlichkeit und genießt es, wenn die Aufsicht auf ihn aufmerksam wird und ihn beobachtet – der innere Spötter) – ein bißchen was Angefressenes, Ungeduldiges könnte auch da sein (aber wie gesagt …).

Bambo al sole, das Kind in der Sonne. Hm! Zweifellos eine tolle Arbeit. Hat es eine Augenentzündung? Ist das Sonnenlicht zu grell? Auch das weiß ich nicht. Freut es sich oder wurde es hinausgeschickt? („Geh raus! Die Sonne scheint! Sei kein Stubenhocker!“)? Es schaut nicht so aus, als würde es spielend herumtoben. Aber vielleicht muß es verschnaufen. Oder beobachtet oder sieht etwas, oder es ist das Material, das den Moment herausnimmt aus seiner Bewegung und fest hält (so fest ist Gips auch wieder nicht).

Vom Stehen bin ich müde und habe mich auf die lange Bank an der Rückwand gesetzt, von der aus man die Skulpturen von hinten anschaut. Eine überraschende, witzige Perspektive (ich möchte nochmals betonen, dass ich diese Ausstellung großartig finde). Durch den netzartigen Vorhang auf der anderen Seite, vor den Skulpturen – streng ausgespannt und in einem Rahmen fixiert wie eine Kinoleinwand – sieht eines den Eingangsbereich des Mumok, den hell erleuchteten Shop mit Kassa und die BesucherInnen hinausgehen, hereinkommen, herumstehen, herumgehen – wie in einem an die Wand projizierten Avantgardefilm über das Zurechtfinden in dieser Welt der Funktionalität, der drohenden Langeweile und des verlorenen Himmels.

Ich glaube, ich fahre jetzt zu den bewunderten Zeichnungen hinauf. Ein wenig betrachte ich noch die Rückseiten der Skulpturen und gegebenenfalls die metallischen oder hölzernen Stützen (guuut, jetzt fallen mir meine chronischen Rückenschmerzen ein, aber das tut nun wirklich nichts zur Sache!). Wieder das Gefühl, dass hier ein sanft absurdes Theaterstück abläuft und die BesucherInnen bezahlte SchauspielerInnen sind und ich der einzige Zuschauer (sechs Personen suchen keinen Autor – schon vorbei! Schon zu spät! Das ist schon abgehakt – sie müssen alles, alles selbst erfinden und wissen gar nicht, dass sie Theaterfiguren sind und überhaupt, dass es Theaterstücke gibt – so eine Art postmoderne „Unschuld“). Jetzt sind es nur noch zwei. Nur noch einer (mich und den Aufseher nicht mitgerechnet). Jetzt ist die Bühne leer, denn der letzte geht mit auffällig festen, kraftvollen, dröhnend-kleschenden Schritten ab. Irgendwelche Dinge – Plastik vielleicht – machen noch irgendwelche Geräusche, ebenso irgendwelche Bohraktivitäten im Haus und irgendwelche Lüftungen oder hausinterne Transporte. Stimmen kommen noch – aber völlig unverständlich – von irgendwo hinter der Bühne her oder sonstwie aus dem Off. Eine neue Welle redet und plaudert und scherzt sich näher. Und schon sind es wieder sechs Personen. Und nun noch ein paar. Und noch mehr. Ich fahre zu den Zeichnungen hinauf. (Er hat gar nicht verstanden, dass er selbst wie auch der Aufseher zum Theaterensemble gehören – der innere Spötter.)

Die Zeichnungen bin ich andächtig und verhalten feierlich abgeschritten, dafür haben sie mir die Tränen in die Augen getrieben (sie dürfen das! Danke!), begleitet von einer großen Sehnsucht (nach etwas Verlorenem? Einer verlorenen Illusion? Der Illusion, in Leben und Werk ein Künstler zu sein?). Diese Zeichnungen berühren mich in ihrer unaufdringlichen Moderne, hauen mich in ihrer schlichten Genialität um. Nun sitze ich erschöpft im Saal der Zeichnungen auf der Bank – die kleinen Zeichnungen sind zur Betrachtung zu weit weg – und warte auf eine Erleuchtung, auf etwas, das mich wirklich und nachhaltig umhaut (das Museumsquartier wirbt damit auf Plakaten, dass es hier passiert). Wenn nichts dergleichen kommt, gehe ich auf einen Kaffee. Ich bin aber in diesem Zustand der herandrängenden Wahrheiten durchaus froh; es beglückt mich schon, wenn ich bloß in deren Aura gerate. Ich bin hald (sic!) ängstlich und ein Gefäß, das Größeres nicht fassen kann.


Nun also sitze ich in diesem Café im ersten Stock über Shop und Kassenhalle vorm üppig-flachen-knausrigen Wandgemälde und der farbgespritzten Keramik und schlürfe meinen Cappuccino. Der Kaffee ist schon sehr gut und das Selfservice strange (nur Kartenzahlen möglich), aber what shell’s! Mensch Peter! Leg doch mal dein Schreibzeug weg und genieß den Kaffee und schau dich ohne diesen echten oder unechten Schriftstellerblick um!

Ein bisserl hat es geklappt. Fünf bis zehn Minuten. Und ich habe mich dabei mit dem Smartphone abgelenkt. Jetzt stinkt es hier. Chemisch. Kleber oder so. Unangenehm.

12:01. Der Zenit des Tages ist überschritten (weil mein Pilotstift spinnt, schreibe ich in Zeitlupe; ein gute Übung für Konzentration, schnelles Gedankensortieren und Loslassen und innere und äußere Geduld. Ich mache eben aus allem etwas Brauchbares auf dem Weg zur Erleuchtung! (Aha! Der Kaffee wirkt heute Egomanie und Angeberei fördernd! – der innere Spötter).

So! Jetzt ist mir der spinnerte Pilotstift zu blöd geworden und ich bin auf den gelben umgestiegen. Das wird beim Eintippen eine Herausforderung sein, weil ich die helle, gelbe Schrift kaum derlesen können werde (Wie wahr! - der Tipper). Zwischen der Unterkante des Wandbildes – diese entspricht der Plafondkante des erdgeschoßigen Eingangsbereichs – und der Kante der „Terrasse“, hier im ersten Stock, wo sich das Café befindet – sehe ich in einem schmalen Streifen die Hereinkommenden, die Herumgehenden und die Hinausgehenden, aber schräg von oben, mehr die Köpfe im Zentrum, wie schwebende Kugeln mit beweglichen Wurzeln. [Sag einmal, Peter: wieso schreibst du alles so in Kraut und Rüben? Warum ordnest du das Material (von mir aus auch das Paterial – der innere Spötter) nicht ordentlich, ich mein, das Aussortieren will ich dir gar nicht zumuten, weil ich weiß, was für ein Textmessie du bist – und damit meine ich garantiert nicht den Fußballer mit richtigem Torinstinkt – nicht einmal als assoziertem Anklang – was ich sagen will: du mutest deinen LeserInnen (und -Außen – der Spötter) schon recht viel Chaosbewältigung zu, nur weil du zu faul oder ängstlich oder schwächelnd oder unbeweglich bist, selbst das Chaos zu ordnen. Diese elendslangen Texte ohne innere Struktur und ohne Zug zum Tor! Was für ein Nudelkick! Merkst du das eigentlich? Ab nach Hause! - der innere Kritiker.] Ab nach Hause! (Gelbe Schrift Ende) Puh! Kreislaufprobleme beim Aufstehen.


(17.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3911 Hereinleuchten

 



6:44 a.m.  Draußen herrscht noch finstere Nacht. Herinnen das bißchen Leselampenlicht, das kaum ausreicht, die Welt zu erhellen und das Entsetzen außen vor zu halten (oder innen drinnen, ganz unten). Alle diese Kabel dort hängen graphisch so interessant vom Schreibtisch drüben herunter und die Turnschuhe verstauben so leise unter dem Kleidersessel. Wenn Dinge sprechen könnten, was würden sie mir sagen? „Putz mal das Zimmer!“ oder „Junge, pass auf dich auf!“? (Die würden echt Bundesdeutsch sprechen? Nicht oberösterreichisch oder tschechisch? - der innere Spötter.) Jetzt zieht ein kleines Lächeln auf mein ein wenig erstarrtes Gesicht und ich merke, dass irgendwelche schwachen Impulse durch meinen Körper wandern, so eine Art bewegungsloses Zittern, das sich zu ganz schwachen Muskelzuckungen steigert. Mein inneres Surren ist fast so laut und schrill wie das Zirpen von Millionen Zikaden in einer heißen, südlichen Sommernacht. Nur dass es jetzt kalt ist. Das Entsetzen befindet sich in der Leibesmitte. Ist das die in mein Kokon eingeschlossene Energie, die an die Vorderplatte klopft und rüttelt und trommelt, um hinaus zu kommen, sich zu befreien und sich endlich wieder mit dem ganzen All zu vereinen, von wo sie herkommt? Das Entsetzen übernimmt nicht die Herrschaft. Ich beginne, mich seelisch aufs Aufstehen und die Außenwelt vorzubereiten. Aber ich drehe noch die Leselampe ab und lasse das grau gewordene Morgenlicht beim Fenster hereinleuchten.

8:22 a.m.  Mein Arzttermin heute war ein Irrtum. Der ist erst übermorgen. Dafür höre ich nun den Lärm der Künettenarbeiter und Asphaltierer vorm Haus. Albertina oder Belvedere 21? Doch Mumok. Öffnet erst um 10. Bis dahin: lesen.

Sagen wir es so: ich kann mich nur schwer in den unerwarteten Zeitgewinn einfinden – ohne diesen Terminirrtum würde ich wohl noch schlafen. Ich schlafe so gerne!


(17.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3910 Aufklärung

 



0:53 a.m.  Nun sind wir da und schieben uns die Brille höher auf die Nase hinauf. Das ist noch nicht alles: dazwischen rufe ich den toten bajuwarischen Affenarsch an und fordere von ihm Geld (was schreibt der Peter nicht alles, um sein ereignis- und belangloses Herumliegen zu literalisieren! - der innere Spötter). (literalisieren: wenn’s literarisieren möglicherweise nicht oder nicht ganz gelingt – der Autor.) Spötter, du kannst mich nicht mehr davon abbringen, mir (und dir und ihr) meine Notizen zu machen. Der Wind wiederum macht sich immer noch akustisch bemerkbar und das Rot des Pilotstiftes erscheint im Leselampenlicht immer noch braun. Verlegen blicke ich auf meinen Zedėturm, der heute Nacht so schief und farblos wirkt. Ich erinnere mich an die Holzrabengeschichte von gestern – der Holzrabe, ein Kindermobile, das vorm Fenster hängt, wie die Holzmöwe seitlich über meinem Kopf – und blicke wieder hin: zunächst erscheint er mir ganz ruhig zu hängen, je länger ich hinschaue, desto stärker bewegt er sich. Und wieder erscheint diese helle Aura, die ihn richtig zu beflügeln scheint. Ich bin müde, ich will schlafen, ich muß morgen recht früh aufstehen.

[Ich glaube, ich bin dem Geheimnis des tanzenden Holzraben zumindest teilweise auf die Spur gekommen (es hat ihm einfach keine Ruhe gelassen, und als er vom Klo ins Zimmer zurückgekommen ist, hat er sich vor den Holzraben vors Fenster gestellt um das zu überprüfen – der innere Aufklärer) – ich habe mich vor den Holzraben gestellt und das Spielzeug betrachtet. Zuerst war es ganz ruhig und unbewegt, dann aber hat ein Windstoß durch das zugige Fenster hindurch das Rollo in Schwingung versetzt, das wiederum dem Holzraben, der mit seinem Schwanz am Rollo ansteht, den Bewegungsimpuls weitergegeben hat.]


(17.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3909 Rosenweihrauch

 



16:28.  Die Welt liegt vorm Fenster ausgebreitet, wobei ich von meinem Sitz am Schreibtisch aus blicktechnisch nur deren oberen Bereiche erwische; sagen wir: ungefähr vom zweiten Stock aufwärts (Wiener Zählung). Auch diesen zweiten Stock nur teilweise. Der Himmel ist grau, und es sind nur die Spiegelungen aus dem Musikzimmer im Fenster, die ihn farblich etwas ausdifferenzieren. Eine ganze Reihe von Fenstern ist erleuchtet. Das Kinn und eine Wange habe ich in meine aufgestützte rechte Hand gesmogen. Dann in meine linke (daz kinne und die andere wange). Ein wenig sehe ich die Plafonds in den lichtaufgedrehten Zimmern. Licht an, Licht aus. Ja, das Leben ist teuer geworden. Grau kann man den Himmel nicht mehr nennen, eher dunkelblau (in dieser meiner Licht- und Beleuchtungssituation). Licht an: gleich eine ganze Fensterreihe. Der Wind heult noch herum. Weil mir fad ist und nichts einfällt, habe ich ein Teelicht im Glas angezündet. Ah, während dessen ist mir entgangen, dass die letztgenannte Fensterreihe wieder dunkel ist; nur ein Fenster ist dort noch beleuchtet. Ich blicke zu meinem Fenster hinaus, soweit es die Spiegelungen zulassen, und dann lese ich den – sozusagen – „Beipacktext“ zum Rosenweihrauchstock (Tetradenia iboza species), den wir kürzlich geschenkt bekommen haben und den ich heute hier auf die Fensterbank gestellt habe (bei Berührung duftet die Pflanze). Und? Ich gehe dann zurück in mein Zimmer. Internet, Musik oder Buch, das ist noch die Frage. Kerze ausblasen nicht vergessen.


(16.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 16. Dezember 2024

3908 Pinocchio

 



1:44 a.m.  Draußen geht der Wind, ein Sturm vielleicht, mir ist im Bett kalt und bei geschlossenen Türen und Fenstern zieht es herein. Ich spüre den Luftzug in meinem Gesicht und auf meinen kalten Händen.

Ich lese ein Buch, das ich nicht wirklich verstehe, aber aufhören kann ich trotzdem nicht. Ich überlege: bin ich zu müde? Zu dumm? Ist es schlecht übersetzt? Oder läßt sich der Autor gehen? Ich weiß es nicht. Der Wind heult immer wieder auf, und rüttelt und irgendwo knackt es. Ich weiß auch nicht, ob ich ein Schriftsteller bin, jedenfalls bin ich jemand, der schreibt. Und kommende Woche habe ich einige Arzttermine – nichts Schlimmes, nichts Besonderes – aber ich hasse das. Ich mag es nicht! Sich diesen Ritualen unterwerfen zu müssen – ich komme mir dabei machtlos und wie ein Strichjunge vor. Allein schon die Definitionsmacht über mich zuzulassen (zum Beispiel: Depression; dabei bräuchte ich nur Anerkennung und mehr Geld), nein, ich habe keine Selbstwertressourcen, auf die ich zurückgreifen kann. Und jetzt im Alter kann ich mir auch keine Hoffnung machen, mir noch ein solches Reservoir aufbauen zu können. Nein, ich werde ohne den Status der Selbstverständlichkeit mein Leben zu Ende führen müssen. Freilich habe ich auch so den einen oder anderen Gedanken, die eine oder andere Erinnerung, den einen oder anderen Moment, an die ich mich festzuhalten versuche, aber im Grunde weiß ich, dass das alles – auf mich bezogen – Illusionen sind.

Selbst der mobile Holzrabe vorm Fenster schaukelt ganz leicht; dabei ist er durch zwei Fensterscheiben und ein Rollo vom Sturm draußen getrennt. Fast feierlich dreht sich der Rabe hin und her. Oh! Jetzt hat er auch noch eine schwach leuchtende, weißliche Aura und seine Bewegungen werden deutlicher und stärker. Schon ein bißchen unheimlich, als würde er tatsächlich davonfliegen wollen (die Heizung heizt schon seit vielen Stunden nicht mehr – Aufwärme kann es also nicht sein. Mein Atem kann es auch nicht sein, dafür ist er zu weit weg – das sind schon ein paar Meter). Jetzt donnert wieder ein Windstoß über das Haus und rüttelt fest am Dachgestühl. (Bei Pinocchio muß ich immer an einen mißbrauchten Knaben denken: diese Lähmung, diese Erstarrung, die Bewegungsunfähigkeit aus sich heraus – nur von wegen bewegliche Holzfiguren, die lebendig werden und wegen des heutigen Albertinabesuchs zu Mittag (u.a. Jim Dine).)

Der Rabe scheint regelrecht einen Tanz aufzuführen, da an seinen Nylonschnüren.


(16.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3907 Damenklo

 



12:56. Beim Damenklo stellen sich viele Frauen in einer langen Warteschlange an; beim Herrenklo habe ich gleich eine freie Pissoirstelle gefunden. Das ist wirklich eine Ungerechtigkeit, die abgestellt gehört! Das Handy düdelt, an den Dialogen, die ich in den Handytexten zu sehen bekomme, hat meine Frau mitgewirkt, die auch in der Damenschlange steht. Wir sind in der Albertina und wandern durch die Ausstellungen. „Ich sitz unten bei den Sphinxen!“ schreibe ich ihr als Botschaft auf ihr Handy (bei dem Gedränge haben wir uns aus den Augen verloren). Ah! Jetzt kommt sie die Stufen heruntergetanzt! Gemma? Gemma! Moment! Meine Frau will mich photographieren. Es gibt Schwierigkeiten mit der Handykamera. „Das dauert noch zehn Minuten!“ sagt sie. Es hat gar nicht so lange gedauert. Fertig? Mhm (sie schaut noch ins Handy).


(15.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 13. Dezember 2024

3906 Über den Brillenrand

 



9:46 a.m. Oben über den Brillenrand blicke ich auf die Bilderreihe auf der gegenüber liegenden Wand direkt unter dem Plafond. Im abgelegenen Zimmer ist es grau und dämmrig, dennoch verzichte ich jetzt auf die Lampe. Es ist die Rettenschoesser Landschaft - von der ich nicht mehr weiß, wie realitätsgetreu ich sie gemalt habe – von der sich mein aufwachender Blick am stärksten angezogen fühlt. Ich bin noch müde und die Augen fallen mir zu. Eine Zeit lang öffne ich sie wieder und wieder, bis ich sie zugefallen lasse. Schlafen mit dem gezückten Pilotstift in der rechten Hand und die linke andächtig auf das Notizbuch gelegt.


(13.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3905 Blöd

 



2:18 a.m.  Ich bin so blöd! Es passiert mir immer wieder: ich hocke im Bett, drehe meinen Kopf nach links, weil ich das Buch, in dem ich gerade gelesen habe, ablege oder das Notizbuch herhole, und während ich den Hals verdreht halte, muß ich gähnen, denn es ist schon spät. Aber da fährt mir jedesmal ein stechender Schmerz ein, der zwar bald wieder vergeht, aber sehr unangenehm ist. Ich weiß es, dass das so passiert. Ich vergesse es jedoch jedes Mal, den Kopf beim Gähnen gerade nach vorne zu halten und muß die schmerzliche Erfahrung wieder und wieder und jedesmal aufs Neue machen und mein Gehirn speichert es nicht ab.

Jetzt gähne ich in einer Tour, aber ich halte den Kopf brav gerade nach vorne. Morgen werde ich diese Vorsichtsmaßnahme wieder vergessen haben.


(13.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 12. Dezember 2024

3904 „Freundlich genug!“

 



10:32 a.m.  Und schon bin ich im Espresso Burggasse zum Frühstück. Die Musik ist angenehm (soulig mit jazziger Unterlegung). Die Kerzen in den Gläsern flackern manchmal. Ich reibe meine Hände, ich weiß nicht, ob vor Kälte, Vergnügen oder Posiererei, aber das macht nichts: das Breakfast d’anglais wird serviert.

11:20 a.m.  Satt und milieuglücklich sitze ich da und zwinkere verhalten einem Baby zu, das sich mit seinen Eltern soeben am Nebentisch gesetzt hat. Da schau her! Die MA 48 (Magistratsabteilung Straßenreinigung und Müllabfuhr) pausiert auch da herinnen an der Bar (dort habe ich meinen Zivildienst gemacht. Ich meine bei der MA 48, nicht an der Bar). Im Spiegel gegenüber hängen die Jacken als seitenverkehrte Abbilder. Bei mir herrscht im Moment eine geistige Flaute. Aus Verlegenheit schreibe ich Schuhservice von einem beleuchtbaren Geschäftsschild, das auf der anderen Straßenseite 90° von der Hausmauer absteht, ab. Dass es gegenüber auch ein armenisches Restaurant gibt, fällt mir zum ersten Mal auf. Ein Niesanfall zwingt mich zu einer Unterbrechung der Suche nach brauchbaren Sätzen; oder angenehmen Wörtern (geht Schuhservice eigentlich? - der innere Spötter). Meine linke Hand liegt erstaunlich elegant auf dem aufgeschlagenen Notizbuch; fast so elegant und schön wie in der Ikonenmalerei – ihr wißt schon: diese delikate Fingerstellung der schlanken Hand, die so eine sensible Feinheit und spirituelle Tiefe verspricht (und auch halten kann? - der innere Spötter).

„Freundlich genug!“ sagt der Chef des Hauses, als ihm das Baby nebenan von seinen Eltern, die er offensichtlich kennt, gezeigt wird mit der Bemerkung, dass es jetzt gerade nicht so freundlich drauf ist. Eine wunderbare Feststellung! Eine großartige Aussage! Ich schaue nun wieder aus dem Fenster und den Autos beim Vorbeiziehen (sie wirken wirklich wie aufgezogen) und den Fußgängern beim Vorbeiwandern zu. Es wird mir schon etwas lang hier, aber ich bleibe, denn ich bin mit einer meiner Töchter verabredet, und bin jedoch viel früher schon zum Frühstück gekommen, weil zu Hause keine Brotrinde da ist, aber die Kontrolleurin der MA 11. Die Pflanzen draußen im Gastgarten zwischen Trottoir und Fahrbahn muß ich noch erwähnen: die Platane, aber auch viele der Sträucher haben noch erstaunlich viele gelbe, aber auch grüne Blätter.


(12.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3903 Ich stehe auf

 



8:57 a.m.  Ich liebe es, von selbst aufzuwachen, ohne Stress, also ohne dass mich etwas jagt oder bremst dabei, aus den Träumen heraus der hiesigen Welt gewahr zu werden; wenn es einigermaßen still ist, und warm. Wenn ich dann das Rollo hochgezogen habe und das Licht hereinlasse und ich im Zimmer herumblicke und den Anblick genieße.

Ich werde bald aufstehen und hinausgehen, ein wenig bleibe ich noch (diesmal ist das ohne alle Ironie!). Ich finde sogar im Bild von Mali Lošinj im Fleck unten rechts das jubelnde Mädchen vom letzten Mal wieder und die Rettenschoesser Landschaft entzückt mich wie eh und je, wenn ich entspannt hinschauen kann (mein ungelenkter Blick neigt dazu, sich dem linken Zimmerbereich zuzuwenden). So! Jetzt passt es! Ich stehe auf.


(12.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3902 Tröpfeln

 



2:22 a.m.  Und jetzt mein Freund? Und jetzt? Jetzt hocken wir im Bett und lassen den Tag ausklingen. Dass du aufs Klo mußt, ist nicht weiter schlimm (dass du darüber schreibst, möglicherweise schon! - der innere Spötter). Dadurch wirst du nämlich schneller schreiben und nicht so lang herumtändeln, auf deine Beschauungsorgie der Wände und Kästen verzichten, sondern zack, zack einen Text hinschleudern und fertig!

War’s das schon? Schaut so aus. Gut, dann gehe ich brunzen (ich liebe diese Intensivformen der Verben, wobei in diesem Fall das zugrunde liegende Verb brunnen ausgestorben ist) und wenn ich zurückgekommen sein werde, werde ich mich hinlegen.

Nachtrag: Brunzen war das nicht – wenn man das Wort als Intensivform wahrnehmen will – aber auch brunnen nicht, denn das war ein armseliges, nervöses Getröpfel, mehr meiner Ängstlichkeit, der Kälte und dem Tee geschuldet. Gott sei’s geklagt! Aber es ist egal (wenn es denn kein Diabetessymptom ist! - der innere Hosenscheißer). Ich bereite jetzt die Pölster und hau mich hin.


(12.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3901 Eingewöhnungsphase

 



17:02.  Ich sitze im Lhotzky, weil ich das Narzissmus-Buch abgeholt habe und weil es angeboten wird, trinke ich hier zum ersten Mal einen Kaffee (dafür wird es heute nichts mit der Scham-Bücherpräsentation im 14. Bezirk, sondern ich werde daheim am Liveticker zu Sturm Graz halten); ich mußte mich schon überreden, weil … weil? ...weil ich ein Dalit bin (meinen Zivildienst habe ich als Straßenkehrer absolviert; war eh ganz o.k.) und Angst habe, aufgeblattelt zu werden (dabei weiß er ganz genau, dass ihm an Orten wie diesem der Kopf nicht abgerissen wird – der innere Korrektor). Ja, aber: hier haben schon einige echte SchriftstellerInnen gelesen, solche, die Bücher geschrieben und veröffentlicht haben. Das abgeholte Buch habe ich hier kurz angelesen und freue mich schon drauf, dann habe ich es - in meiner unabwendbaren Aufregung – wieder in mein Albertinatascherl gesteckt, mein Notizbuch herausgezogen und wage es sogar, hier zu schreiben. Hier! Schreiben! Bin ich mutig? Schamlos? Realitätsfremd? Verrückt? Wurscht! Angenehmer Barjazz aus den Boxen (auch das so zu benennen ist vielleicht arrogant). So wirklich kann ich hier im Moment noch nicht lesen und schreiben, aber ich übe. Ich übe, meine Anwesenheit hier auszuhalten. Die sanfte Jazzmelodie hilft mir, klingt irgendwie wie alles ist gut. Jetzt kommen freilich die FeierabendkundInnen herein und schon werde ich wieder nervöser (ich glaube, so ganz weiß er selber nicht, ob das wirklich stimmt – der innere Spötter). (Doch, doch! Wenn ich in mich hineinhorche, höre ich solche Impulse auftauchen. Sie sind mir so früh, grundlegend und selbstverständlich andressiert, dass ich sie auf dem offiziellen, normalen Level meines Alltagsbewußtsein gar nicht mehr wahrnehme und nicht merke, wie sie meine Entscheidungen und Handlungen beeinflußen.) Jetzt muß ich aufs Klo (Kaffee!), aber da ich keines sehe und mich nicht fragen traue, werde ich heimgehen. Bezahlt habe ich schon. Wenn ich eine Frau wäre, würde man mich Zicke nennen. Aber wie nennt man das beim Mann? Luschi?


(11.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 11. Dezember 2024

3900 Tagesplanung

 



10:23 a.m. Meine gewisse, leichte Ratlosigkeit an diesem Morgen wird von diesem unerwarteten Baulärm ergänzt und benommen von den Träumen kann ich dennoch sagen: ich habe gut geschlafen.

Was habe ich heute vor? Das muß ich erst ordnen und entscheiden. Meine gestrigen Entscheidungen halten heute nicht mehr. Macht nichts: wir mischen die Karten heute neu. Also: da ist einmal die Buchabholung beim Lhotzky. Wäschewaschen am Nachmittag. Möglicherweise steht ein Großeinkauf an (Lebensmittel und so für uns und die Tageskinder; wird gerne zu zweit ausgeführt). Texte Tippen wäre auch angesagt, es stauen sich schon drei, vier Texte in der Pipeline. Am Abend dann: Liveticker Sturm Graz oder Buchpräsentation Scham? Gegen Lille werden sie im Normalfall nicht allzuviel Chance haben, aber die Schambücher (Wilfried Ehrmann, Scham und Würde; Die Scham, das geheimnisvolle Gefühl), wiewohl mein Thema, werden mir doch zu teuer sein. Ein gewisses Unbehagen habe ich beim Gedanken an mich bei dieser Buchpräsentation schon, wenn ich blöd herumsitze oder stehe, mir die Bücher nicht leisten zu können glaube und mich deswegen in dieser sicherlich boboartigen Szenerie schäme. Was tun? (Lenin). Jetzt einmal habe ich mich wieder ins Bett gehockt, obwohl ich gestern beschlossen hatte, heute sofort aufzustehen und zum Lhotzky zu gehen. Mir kommt mein gestriger Eifer heute übertrieben und komisch vor, aber den optimistischen, fröhlichen Vorsatz von gestern heute umgeschmissen zu haben, tut mir doch weh. Übrigens: was sagt meine Verdauung dazu? Sie stockt ein wenig. Bevor das nicht erledigt ist, will ich auch nicht unter die Dusche gehen. Das spricht also fürs Abwarten. Nein, ich mach das anders: Ich gehe jetzt in der alten Wäsche in die Küche runter frühstücken - Hospitantinnen der Emi-Pikler-Kinderbetreuung wie gestern und die Kontrolleurin der MA 11 wie morgen sind heute keine da – und nachher erst unter die Dusche. Mit der Wäsche muß ich ohnehin warten, bis die Tageskinder gegessen haben und abgeholt sind, denn ihre Reinigungstüchlein gehören unbedingt in die heutige Wäsche, weil meine tüchtige Frau sonst mit den Fetzerln nicht bis zum Wochenende auskommt. Ja, so mache ich es.

(PS.: es ist ein recht produktiver Tag geworden, wenn auch ganz anders als geplant – der Tipper.)


(11.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3899 Stolz

 



1:26 a.m. Über Pirandello gelesen. Und bei cáusu/caos an Kaos, die wunderbare Verfilmung der Pirandello-Geschichten der Brüder Taviani, gedacht. Wie mich das aufwühlt! Wenn es nur einigermaßen passt, gerate ich tief hinein in das, was ich lese. Ich lese gerne, wenn ich es auch seit Fernseher (richtig erst ab meinem 45. Jahr) und Internet und Laptop vernachlässige, aber wenn ich lese, wundere ich mich, dass ich vergessen konnte, wie wundervoll das ist.

Nun habe ich das Buch von Andrea Camilleri weggelegt und versuche, meiner Gefühle richtig bewußt zu werden und sie einigermaßen zu ordnen. Das gelingt nicht recht, weil ich es vorziehe, darin zu schwelgen und – aus der Ferne und in sicherem Abstand – das Leben zu würdigen und zu feiern.

Ich hocke in einer flachen Aufregung, die ins Leere abstrahlt (die Leere ist innen und außen). Aber das macht nichts. Jetzt macht mir das alles nichts.

Ich bin auf dem letzten Blatt dieses Notizbuches, das ich am 27.8.2024 angefangen habe und heute oder morgen abschließen werde. Mein Blick gleitet so unbestimmt über die von der Leselampe beleuchteten Bereiches des Zimmers mit den Kunstkarten, Zeichnungen und Bildern an Wänden und Kästen. Wie immer lade ich so meine Seele mit Freude und Stolz auf, auch wenn ich jetzt gar nichts genau oder eindringlich oder auch nur leidlich aufmerksam betrachte (mir fällt das Bild von dem alten Bauern ein, der den Hof schon übergeben hat und im Ausgedinge lebt, aber herumgeht und liebevoll und zärtlich und mit Stolz auf „seine“ Felder und Äcker blickt und mit seiner Hand sanft über die eine oder andere Getreidepflanze streicht. Ich weiß nicht mehr, wo ich dieses Bild gesehen oder (eher) gelesen habe. Es ist für mich zum Sinnbild für würdiges Altern nach vollbrachtem Lebenswerk geworden). (Der innere Spötter könnte jetzt ganz leicht - über das Thema „Lebenswerk und so“ – spotten, aber er tut es nicht! Danke!) Bei allen Unterschieden zu dem alten Bauern: aber einen Frieden habe ich jetzt, jetzt, jetzt doch!

Ein schöner, tiefer Atemzug. Schlafen will ich noch nicht, noch ein wenig verweilen, aber bald.


(11.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3898 Schimmernde Sterne

 



16:56.  Ich blicke in die Finsternis hinaus, der Himmel beleuchtet von der verdoppelten Spiegelung der einen aufgedrehten Deckenlampe. Fast alle Fenster der Häuser gegenüber sind noch dunkel. Es spiegeln sich natürlich auch andere Gegenstände und Situationen des Musikzimmers in den Fensterscheiben und die Scheinwerfer der unten vorbeifahrenden Autos, welche ich am Schreibtisch sitzend nicht sehen kann. Ich lese gerade am Handy, dass Narzissmus und Konformität  Selbstliebe als Illusion und Befreiung von Richard Schuberth beim Lhotzky zur Abholung bereit liegt. Gleich hingehen oder morgen? Morgen! Ich war heute noch nicht draußen und will es dabei belassen.

Immer, wenn ich meinen Blick hebe, halte ich für einen Bruchteil einer Sekunde die Spiegelung der Deckenlampe für den Mond (was sagt das über meine lebensgeschichtliche Mutterbeziehung?). Musik gefällig? Ist beim Schreiben nicht so meine Art, aber wenn ich schon hier im Musikzimmer sitze? Warum nicht? Vielleicht ein Fünfziger-Jahre Miles Davis? Und frühe Sechzigerjahre: Facets. Ich mag die Platte. Und sie bestätigt mir mein Vorurteil, dass der Jazz aus dieser Zeit dazu dient, sich in der Welt der Langeweile, der Funktionalität und der verlorenen Illusionen irgendwie einzurichten und wenn die Musik gut ist, wird der Schmerz über den Verlust spürbar, auch wenn fröhlich darüber hinweggedudelt wird. Und dazu passend fällt mein Blick auf das sichtlich nachträglich verputzte Loch der entfernten Steckdose in der Wand, noch von einem blauen, recht schönen, zarten Walzenmuster umgeben. Die Musik wirbelt hinter mir den Luftraum und in mir meine Aufmerksamkeit auf, noch dazu, wo sich die kleinen Kratzer in der Elpie bemerkbar machen. Ich drehe die Musik leiser, um sie mehr im Hintergrund zu halten. Ich stehe auch auf, trete ans Fenster und schaue hinunter auf den kleinen dreieckigen Platz: die drei Säulengleditschien recken ihre kahlen Äste vergeblich in die Mondnacht – hätte ich beinah geschrieben, bis mir einfällt, dass das die Spiegelung der Deckenlampe ist. Es bewegt sich gerade nichts dort unten (sprachlos und kalt). Direkt unter der Straßenlampe kann die eine Säulengleditschie ein paar Blätter an den Zweigen halten (weil dort mehr Licht ist?). Jetzt sehe ich unten ein paar Wanderer durch ihr Leben gehen, aber in verschiedene Richtungen, jeder für sich und Gott gegen alle (ich habe nicht mehr gewußt, dass das ein Werner-Herzog-Film ist, ich dachte an einen Italowestern! Dabei ist dieser Filmtitel seit Jahrzehnten in meinem Bewußtsein abgespeichert. Und ich habe mir den Film öfters angeschaut. Aber die Kaspar-Hauser-Geschichte passt auch sehr gut!). Das Jeder-für-sich stimmt natürlich nicht: es dürften auch einige irgendwie zusammengehört haben (das Vorbeigehen passiert ja zu schnell, als dass ich Soziologie und Gruppendynamik der PassantInnen so schnell erfassen könnte). Allmählich werden der beleuchteten Fenster mehr. Die erste Seite der Elpie ist fertig; ich drehe die Platte nicht um; ich hebe mir die zweite Seite für später auf (in deinem Alter riskant! - der innere Spötter). Ich räume alles weg, drehe das Licht ab und sehe, die nachtleuchtende Sternenkarte für Einsteiger – einfach drehen, sicher erkennen – die am Schreibtisch liegt, hat genug Licht abbekommen, sodass ihre Sterne zurückhaltend und bescheiden in die Dunkelheit schimmern können.


(10.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3897 Zwanzig nach zwölf

 



9:32 a.m.  Ich wache aus einem Traum heraus auf – eine verwirrende Geschichte, wo ich nicht rechtzeitig zur Taufe meiner Kinder komme, weil meine Socken zerrissen sind und ich keine intakten finde und ich plötzlich alleine bin, weil alle anderen Gäste – alle aus der adeligen Familie meiner Frau - plötzlich zur Tauffeier gefahren sind und mich vergessen haben und ich in den komischen Räumlichkeiten möglicherweise eines heruntergekommenen Hotels zurückgeblieben bin – ich wache also friedlich auf und plötzlich reißt mir ein Angstanfall ein Loch in meine Leibesmitte, dass es mir fast den Atem verschlägt. Keine Angst! Das werde ich spätestens in einer Stunde los geworden sein. Diese Angstanfall wird mich nicht umhauen; mich interessiert nur, woher er kommt und was er soll; der Mechanismus, der unter dieser Geschichte abläuft, und zwar psychisch, physisch und energetisch. Was den Traum betrifft wird noch der Landkrimi Steiermark, mit dem Tiroler Tobias Moretti als Grafen und Schloßherrn, den ich mir gestern Abend reingezogen habe, eine Rolle gespielt haben und die Schachtel mit den Socken, die ich erfolglos nach einem intakten Paar durchwühlt habe – ich kann mich erinnern, dass ich über das schlechte Licht im Raum geschimpft habe – dürfte ein sehr realistisches Versatzstück aus meiner Realität gewesen sein. Aber sonst? Welches „antike“ Drama verbirgt sich in dieser Geschichte? Und was war mit meinen Energieabläufen los? Ein wenig kribbelt es noch in meiner Körpermitte, aber die Angstattacke ist vorbei. Jetzt kommt das unwillkürliche tiefe Atmen der Erleichterung. Allerdings merke ich, dass die Atemzüge mehr den oberen Brustbereich weiten und sich noch nicht im Bereich der Leibesmitte ganz ausdehnen konnten (Zwerchfellhochstand; es drückt nicht richtig nach unten).

Ich döse ein. Als ich die Augen wieder aufschlage, spüre ich am linken Ringfinger einen stechenden Schmerz, weil sich die kantige Ecke des Notizbuches auf meiner Brust in den unteren Teil des Fingers gebohrt hat und wie ich sehe, eine rote Kerbe hinterlassen hat. Ich bewege den Finger, um seine Durchblutung zu fördern.

Als ich wiederum die Augen aufschlage, sehe ich vorn rechts im Mali-Lošinj-Bild, an der eckigen Kurve der Hafenpromenade eine mädchenhafte Gestalt in jubelnder Pose die Arme hochreißen.

Als ich beim nächsten Mal die Augen aufschlage, steht neben dem Mädchen eine dunklere Gestalt, den Kopf wie in Scham nach vorne gesenkt, es könnte ein Knabe sein.

Als ich wieder die Augen aufschlage, blicke ich in eine andere Richtung, nach rechts, und sehe die dort angetackerten Karten und Zeichnungen wie neu und ich staune über das, was ich sehe.

Um es kurz zu machen und endlich abzuschließen: bis ich nach unten zum Frühstücken gekommen bin, war es schon zwanzig nach zwölf.


(10.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 9. Dezember 2024

3896 Mit ohne Genierer

 



7:18 a.m.  Kalt ist es in meiner Kemenate. Unter den zwei Decken habe ich es warm. Gedankenlos fahre ich mit meiner Zunge mein Gebiß ab, ob ich eine schlecht geputzte Stelle finde. Ich bin noch traumverhangen. Draußen beginnt die Dunkelheit erst damit sich aufzuhellen. Meine Gedanken kreisen um das Thema, ob es einen Weg gibt, meine Psychotherapie von der Kranken-Kasse wenigstens teilweise rückvergüten zu lassen. Da sollte ich – wie mir gesagt wurde – zu meinem Hausarzt gehen und meine Depression bestätigen lassen – so zumindest der Vorschlag meiner Therapeutin. Aber ich habe einen extremen Widerwillen dagegen deswegen zum Arzt zu gehen. Ich meine, meine Depression steht dort sowieso in den Krankenakten, das ist es nicht. Aber was dann? Der Widerwille, Unterstützung einzufordern, die man mir nicht freiwillig geben will? Außerdem habe ich mir geschworen, mich niemals mehr von diesem einen arroganten Arschlochpsychiater, von dem ich mich dann möglicherweise auch noch überprüfen lassen muß und der mir letztens die Verlängerung der teilweisen Rückvergütung verweigert hat, begutachten zu lassen. Aber so wie jetzt, wo ich meine Therapie zur Gänze selbst bezahle, verbraucht das 42% meines Einkommens. (Hoffentlich stimmt die Rechnung. Er hat lange nachdenken müssen, ob er 467 durch 100, oder 100 durch 467 dividieren und dann mit 200 multiplizieren muß – der innere Spötter.) Na, na! Das stimmt schon: es ist fast die Hälfte meines monatlichen Salärs. Da fallen mir jetzt diese Typen wie die Grassers, Benkos und dieser Rohrkre-Pierer ein, die keinen Genierer hatten, sich von den Steuergeldern, die sie zum geringsten Teil aufgebracht haben, mit Millionen befördern zu lassen und dann auch noch frech und unverschämt aufzutreten. Ich bekomme eine ordentliche Wut, aber da ich sie physisch im Bauch, und wie sie die Magenwände angreift, spüre, und das meiner Gesundheit nicht gut tun kann, will ich aus der Wut wieder raus. Aber werde ich es schaffen, die demütigende Krankenkassenprozedur auf mich zu nehmen?

Vorm Fenster ist das Licht schon silbergrau. Ich habe Angst. Ich werde mich zwingen müssen, aufzustehen und mich nicht im Bett zu verkriechen. Eigentlich würde ich gern aufgeben und mein Leben kampflos verklingen lassen, egal ob die Melodie noch schön ist oder nicht.


(9.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3895 Selbstvergewisserung

 



0:37 a.m.  Puh! Seit etwa eine Stunde muß meine Endorphinausschüttung hoch sein, denn ich fühle mich wie unter Drogen. Als gäbe es ein paralleles Leben, das ich irgendwo anders führe und jetzt ist es ganz nahe gerückt und bildert schon in mein hiesiges Bewußtsein hinein. Das sind Momente, wo ich aufpassen muß, nicht zu vergessen, wie ich heiße (zumindest kommt ihm das so vor. Aber so schnell schießen die Preußen nicht! - der innere Korrektor). Sicherheitshalber: ich heiße Peter Rumpf, geboren am 24.2.1954 in Admont, aufgewachsen in Irdning … u.s.w. Schwerer fällt mir schon: ich bin im 71. Lebensjahr, verheiratet mit N.N., habe zwei inzwischen erwachsene Kinder … (Stopp! Mehr schreibst jetzt nicht her! Das muß zur Selbstvergewisserung genügen. - der innere Kontrollor). Mein Bewußtsein bewegt sich so nahe an dem anderen Bewußtsein (in mir selbst; nicht das eines anderen Menschen), dass alles zu schwimmen beginnt. Ich scheiß mich jetzt nicht an deswegen; es heißt ja nichts anderes, als dass sich der Montagepunkt bewegt hat (wie in den Träumen), also, what shell’s! Das Schreiben und selbst meine billigen Scherze helfen mir, das ganze System wieder zu stabilisieren (wir sind schon zerbrechliche Wesen). Ein paarmal durchatmen und schon sind wir wieder etwas fester. Was ich mich frage ist, was diese leichte Entrückung ausgelöst hat? Mir ist nichts aufgefallen. Habe ich mich vom Tatortkrimi, den ich angeschaut habe, so hineinziehen und in Trance versetzen lassen? Auch da ist mir nichts aufgefallen und fällt mir auch jetzt nichts ein. Habe ich zu viel geschlafen? Oder zu wenig? Habe ich mich irgendwo irgendwie überangestrengt? Zu viel Kaffee getrunken? Nein. Fieber habe ich keines. Also weiß ich nicht, was der unmittelbare Auslöser war. Verwirrung und Anspannung lassen nach. Ich entkrampfe meine linke Hand, indem ich sie ausschüttle. Das sollte genügen. Gute Nacht, Freunde.


(9.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

Freitag, 6. Dezember 2024

3894 So weit sind wir schon

 



15:16. Unten auf der Straße bei den drei Säulengleditschien gehen zwei Männer von gleicher Statur, in gleichem Bartdesign und gleicher Kleidung: weiße Sportschuhe, dunkelblaue weite Hosen, ebensolche Umhänge und ebensolche Hauben – eher keine Firmenkleidung, vermute ich – mit gleichem Gang und in gleichem Bewegungsablauf vorbei, während auf den steilen Dächern das letzte Sonnenlicht liegt (ohne abzurutschen! - der innere Spötter), zuerst ganz dünn, jetzt wieder kräftiger; von betörender Schönheit, wie schon einmal gesagt: das Gelb kommt gut vorm leicht blau untersetzten grauen Wolkenhimmel. Die Schatten haben schon ungefähr ein Drittel des Daches erobert (auch ohne abzurutschen – der innere Spötter) und ich versuche, das Hochsteigen der Schatten zu verfolgen. Wenn eines die Geduld hat, bemerkt es: das geht relativ schnell. Zwei Ventilatoren ganz oben am Dach drehen sich gelangweilt und laufen dann aus. Beim Haus links sind nur mehr die Rauchfänge in der Sonne. Das gelbe Licht schwächelt wieder und wird zart, blaß und dünn. Weil auch mir schon etwas fad wird, kommt mir der Schattenaufstieg jetzt doch eher langsam vor. Außerdem werden seine Konturen immer unsicherer und aufgelöster und sind nach ein paar Minuten defacto nicht mehr zu erkennen. Trotzdem reflektieren die Rauchfänge eindeutig schwaches Licht auf ihren südwestlichen Seiten. Ich überprüf’ das jetzt: ich schaue nach 40° Nordost. Allmählich sieht man künstliches Licht hinter einigen Fenstern. Ich senke den Kopf und schaue ungläubig auf die faltige Haut meiner linken Hand: was! So weit sind wir schon!? Der Abend. Die schwere Zeit für Junkies aller Art.


(6.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3893 Schwarze Sterne

 



Von den Geräuschen und der Dämmerung her habe ich die Zeit auf etwa 8 Uhr geschätzt, eine grobe Fehleinschätzung, denn es ist 9:13 a. m. und rational betrachtet könnte sich bei Regenwetter so wie heute und um diese Jahreszeit um 8 Uhr die Dämmerung niemals schon so aufgehellt haben. Ich meine, es ist immer noch Dämmerung, aber nicht mehr finster. Auf der Suche nach den inneren Empfindungen, Gedanken, Zuständen etc wird mir etwas mulmig; offensichtlich bin ich auf einer richtigen Spur. Ein plötzlich auftretender Müdigkeitsanfall schiebt sich dazwischen und eine geistige Dämmerung. Die chaotischsten und diverseste Erinnerungen aus den unterschiedlichsten Abschnitten meines Lebens tauchen auf und ich verdächtige sie der Ablenkung von der Spur. Und es ist ihnen gelungen: ich finde nicht mehr auf die Spur zurück. Ich spüre deutlich mein Herz schlagen und es wirkt ein wenig aufgeregt. Wieder schiebt sich Müdigkeit darüber. Obwohl ich meine linke Hand ganz locker am Notizbuch liegen habe, wirkt sie leicht verkrampft. Ich schüttle sie ein wenig aus. Meine Vorfahren bis tief in die Vergangenheit fallen mir, als Kollektiv, ein, ohne freilich mehr als ein paar zu kennen, und ich frage mich, ob sie wirklich – wie manchmal behauptet wird – unterstützend hinter meinem Rücken stehen (und wenn ja: vielleicht hat er deswegen seit Jahrzehnten Rückenschmerzen – der innere Spötter). Die Vorstellung der unterstützenden Vorfahren gefällt mir natürlich, aber spüren und wahrnehmen kann ich von meinen nichts. Die Verbindung scheint abgeschnitten zu sein. Treibgut hald (sic!). Ich lasse zu, dass mir die Augen zufallen und ich wegdämmere. Mein an die Pölster gelehnter Oberkörper und mein auf meinen Oberschenkeln aufruhendes Notizbuch neigen sich unwillkürlich nach links. Ich steuere mit meinem Kopf an der Grenze zum gegenteiligen Effekt dagegen und lasse ihn nach rechts kippen. Jetzt versuchen es erotische Phantasien, aber ich weiß nicht, was sie versuchen. Sie haben sich jedoch schon wieder aufgelöst wie Nebelschwaden. Ich will sie wieder zurückholen, aber mein strikter Wille, sie aufzuschreiben, vertreibt sie. Draußen regnet es jetzt richtig und es prasselt nur so ans Fenster. Als ich einige Zeit später die Augen öffne, tanzen schwarze Sterne durch mein Gesichtsfeld.


(6.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3892 Amen

 



2:16 a.m. So ist das Leben: Mein Magen knurrt. Das Kreuz scheint friedlich. Mein Gehirn arbeitet schlampig, läßt bei meiner Schreiberei ständig Buchstaben oder Sileben aus oder fügt unangebrachte dazu. Oder sollten die Nerven oder Fingermuskeln (Handschrift!) dafür verantwortlich sein? Ich glaube nicht. Beim zwanghaften Gähnen stoße ich kleine, helle, hohe, leise Lustschreichen aus und meine Zehen habe ich unter der Bettdecke aufgespreizt. Dann lege ich Fußsohlen und Zehen wieder flach auf das Leintuch (Leintuch! Nicht Leichentuch). Ich ziehe an der Schnur zu meiner Holzmöwe nur wenige Zentimeter schräg über meinem Kopf und sie antwortet zuerst mit Flügelschlagen und dann mit Geschaukel. Kemenaten-Katscheli sozusagen. Wenigstens kann sie hier nicht gegen eine Fensterscheibe kleschen. Wenn ich die Augen nach oben drehe, scheint sich die rote Spiegelung am Buchrücken des kleinen Tschechisch-Deutsch-Wörterbuches gleich links neben der Regalwand genau auf die Kante eben dieser Regalwand zu befinden. Was mein Befinden betrifft ist das nicht schlecht: in bin müde, habe das Gefühl, ein gutes Tagewerk vollbracht zu haben und freue mich aufs Schlafen. Ich höre noch ein bißchen meinem Surren zu, überlege, ob ich noch aufs Klo muß und werde gleich das Schreibzeug weglegen, die Pölster in den Schlafmodus umgruppieren und das Licht abdrehen. Amen.


(6.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

Donnerstag, 5. Dezember 2024

3891 Geschafft!

 



15:20. Ich habe es geschafft. Ich sitze im Katscheli, schon seit einer Stunde, und habe mich sogar ungefragt in ein Gespräch zweier, junger Männer eingemischt – mit allem Risiko der Selbstpeinlichmachung (Thema Trachten). Gerade noch habe ich gemerkt, als mein Beitrag – durchaus inhaltlich und formal freundlich und trachtenkritisch zustimmend – begonnen hat, auf die Nerven zu gehen. Gerade noch habe ich meinen sofort hochgefahrenen Drang, weiter und ausschweifend zu reden, zu erklären, zu ergänzen und mich sonst wichtig zu machen, abgestoppt, aber nur der befürchteten „Sanktionen“ wegen, will sagen: dass ich als Volltrottel dastehe (ersteres aber nicht nur aus purem, solipsistisch-automonotheistischem Eigendünkel; es ging auch um Kommunikation und Resonanz, auch wenn … und so weiter und so weiter – der innere Kritiker). Ansonsten habe ich – ohne es gleich zu merken – den gestrigen Standard gelesen, gründlich und wie selten ausführlich, denn es gab einige Artikel, die mich interessiert haben. Den (neuen) Falter sehe ich nirgends (fragen will ich jetzt nach meiner fragwürdigen Performance lieber nicht). (Keine Sorge, Leute! Er genießt dieses sein Getue eh, und weiß genau, dass ihm hier herinnen niemand den Kopf abreißen wird – der innere Spötter.) (Übrigens hat er, bevor er hier eingekehrt ist, beim Lhotzky Narzissmus und Konformität von Richard Schuberth bestellt. Ein Buch, dessen letzte Auflage laut Autor demnächst, mitte Dezember, vom Verlag „makuliert“, also irgendwie vernichtet werden soll – der innere Korrektor)

Wie so oft sitzen herinnen nur Männer. Der Cappuccino ist ausgetrunken, die Tasse bis auf den Schaum leer, den ich heute nicht mit dem Löffel auskratze, einen zweiten Kaffee will ich nicht trinken; also steht der Aktienkurs auf Heimgehen. Vorher noch einkaufen. Jetzt habe ich mich noch von mobile:action (seit ich weiß, dass die Nazis alle ihre Aktionen Aktionen genannt haben, schrecke und zucke ich beim Wort Aktion immer zurück, obwohl ich selber vor Jahren bei der Aktion Wetzawinkel beteiligt war) abgemeldet; auf deren Anfrage hin, weil ich keine SMS (?) verschickt hatte, ob ich noch mitmachen will, und zwar mit meiner Antwort: Ja, bitte abmelden. Ich bin ein alter Mann und verstehe die Aufforderungen inhaltlich und technisch nicht. Ich komme noch aus dem vorigen, wenn nicht vorvorigem Jahrhundert. Das hat nichts mit den Inhalten zu tun.

Am Heimweg habe ich sogar vor mich hin gelächelt; erst recht, als ich am Wandgemälde am Ludwig-Hirsch-Platz vorbeigekommen bin, wo ein nackter Frauenbusen – freilich sehr abstrakt und geometral – zu sehen ist.


(5.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3890 Scham?

 



9:20 a.m.  Heute wollte ich hinaus, zu den Menschen, in ein Café zum Beispiel, aber ich merke, dass ich das nicht schaffen werde. Es ist ein strahlend schöner Morgen (ich habe das auf dem Weg ins Badezimmer beim Atelierfenster gesehen), aber eine unverständliche Beklemmung schränkt mir meinen Handlungsspielraum ein. Ich verstehe nicht, was los ist. Ich prüfe, ob eine kleine Wanderung „in die Natur“ geht, komme jedoch zu keinem Ergebnis. Anscheinend möchte ich mich nicht mehr so zeigen, so, wie ich bin. Mit meinem Scheitern auf die Stirn geschrieben. Ist es wirklich das? Scham? … Ja, könnte sein. So sicher weiß ich das nicht. Ich hege die vage Hoffnung, dass sich diese Stimmung (im musikalischen Sinn) im Laufe des Tages noch ändern könnte, aber momentan kommt der Impuls, das Bett zu verlassen, trotz Sonnenschein draußen im Innern nicht durch. Damit es kein Mißverständnis gibt: so, im Bett, fühle ich mich durchaus irgendwie geschützt und geborgen; es jagen mich akut keine Ängste herum; hier halt ich es gut aus. Ja, mich schreckt das auch, dass die Geborgenheit auf meine alten Tage so eine wichtige Rolle spielen soll. Am stimmigsten ist noch das Bild von einem verletzten Tier, das sich ins Dickicht eines Gebüsches zurückgezogen hat und hofft, dass es da kein Raubtier findet. Lustig! Die Unterseite der Jethro-Tull-Zede im Zedeturm scheint mir wieder graphisch, farblich, ja künstlerisch interessant, obwohl ich sie gestern aus der Nähe angeschaut habe und weiß, dass ich aus der Entfernung so einer Art optischen Täuschung erliege, denn die Gestaltung der Rückseite ist prosaisch und eher schlicht. Mein erster tiefer Atemzug an diesem Morgen kommt von ganz alleine und kann die verklemmte Brust etwas weiten. Nach ein paar Minuten Ratlosigkeit kommt ein zweiter. Den dritten führe ich selbst mit Absicht herbei. Die Beklemmung scheint sich tatsächliche ein wenig zu lockern. Fürs Hinausgehen reicht es noch nicht, um das Bett zu verlassen, vielleicht schon. Aber ich will noch nicht aufstehen, meine Wunde ist noch nicht ausgeheilt.

11:06 a.m.  Ich werde mich jetzt zwingen müssen. Vielleicht geht einkaufen; da zahle ich immerhin für meine Anwesenheit in der Welt.


(5.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3889 Wirklich

 



2:24 a.m. Wirklich, ich habe heute die Wohnung nicht verlassen und mir geht nichts ab. Kein direkter Außenweltkontakt. Wozu auch? Oder sagen wir genauer: mir geht nichts ab, was mir nicht sowieso abgeht. (Geld zum Beispiel – der Tipper.)


(5.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

Mittwoch, 4. Dezember 2024

3888 Der Zedeturm

 



10:09 a.m. Ich überlege mir für heute einen Ausflug in ein Café, aber mit meinen häuslichen Verpflichtungen geht sich das in meinem Kopf nicht zu einer brauchbaren Kaffeehauszeit aus. Guat, dann ned, ma draht si um un geht nit! Und bleibt im Bett. Ja, ich genieße die Wärme unter der Decke, die Ruhe, die ich mir so verschafft habe (Mt 11, 28f) und finde mich damit ab, heute die Wohnung gar nicht zu verlassen. Ja, ich freue mich auf die hyperbiedermeierliche Bequemlichkeit.

Ich schaue auf meinen Photos und Kunstkarten herum, die da überall hängen, überlege, ob ich über das Photo meiner Frau beim Parmesanreiben auf Nudeln mit roter Sauce, das da vorn hängt, schreiben soll (ihr Gesichtsausdruck ist leicht ablehnend, die Szene gut zwanzig Jahre her) oder doch eher über die Körperhaltung meines abstrahierend-verschleierten, farbkopierten Priesterbildes von wann? Von vor auch nicht viel weniger Jahren. Vor diesem heiklen Thema versuche ich mich bei den nackten Weibern in der Reihe darüber zu retten. Ich drehe nun jedoch den Kopf nach rechts an die Wand, um die relativ neu getackerten Weilers und Rossos zu betrachten, aber der Blickwinkel ist fast zu steil und mein Nacken wird steif. So erhalte ich nur einen Glimpse davon und muß bald abdrehen (nautisch gemeint). Die Unterseiten der oberen Zedes im Zedeturm kann ich auch einigermaßen einsehen und besonders eine finde ich aus dieser Perspektive ästhetisch interessant und vielversprechend. Wenn ich nicht vergesse, werde ich nach dem Aufstehen nachschauen, welche Zede das ist (Brian Auger and the Trinities mit Julie Driscoll?).

Ich bleibe im Bett, bis ich hungrig auf ein Frühstück bin. Der mystisch verhaltene, abstrahierte Jubel in Weilers Bildern gefällt mir wirklich immer wieder. Ich meine so eine Art Schöpfungsjubel (o felix culpa/o glückliche Schuld), die Bilder sind ja nach der Natur gemalt. Ich werde jetzt aufstehen. So richtig hungrig bin ich eigentlich noch nicht, aber mein Aktivitätsdrang (vom Weilerschen Jubel angestachelt) - in meinem Fall der Drang, meine zwei letzten Texte nach Dusche und Frühstück einzutippen und auf die Schublade zu stellen – treibt mich aus dem Bett.


Postscriptum: Nein, es war die Rückseite der Zedehülle von Thick As a Brick von Jethro Tull, die aus der Entfernung und im Dämmerlicht zwischen den Zedes im Zedeturm viel interessanter und künstlerischer ausgesehen hat als in Wirklichkeit. Brian Auger and the Trinity (Einzahl!) mit Julie Driscoll befindet sich an der bettabgewandten Seite des Zedeturms, aber ich wette, sie war einmal ungefähr dort, wo ich sie heute vermutet habe. Bei der letzten gründlichen Zimmerreinung und Abstaubaktion – inzwischen auch schon länger her – habe ich sie offensichtlich umgeschlichtet oder den Zedeturm um 180 Grad gedreht. Aber musikalisch toll sind beide Zedes.


(4.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3887 Schreibbereites Hocken

 



2:46 a.m.  Beim Lüften habe ich meinen Holzraben, der vorm Fenster an seinen durchsichtigen Plastikschnüren hängt, und den ich sowohl beim Öffnen als auch beim Schließen der Fensterflügel immer zur Seite heben und festhalten muß, wenn ich nicht will, dass er schaukelnd in die Fensterscheiben kracht, meinen Holzraben also habe ich dabei gefragt, ob er mir zu einem Lottogewinn verhelfen kann (noch habe ich keinen Tipp abgegeben). Ich habe mir nämlich angewöhnt, bei dieser Tätigkeit mit ihm zu sprechen, wie ich es mit einigen, nicht wenigen Dingen tue, die ich angreifen, woanders hinlegen oder ähnliches muß. Meistens geht es darum, dass ich mich für die Unannehmlichkeiten, die ich ihnen zufüge, entschuldigen will und manchmal wird daraus ein Gespräch, oder etwas in der Art. Das mit der Lottobitte ist geschwindelt; es war etwas anderes, das ich geredet habe, irgendwas wie „was hältst du von meiner Vermutung, dass …“ und was dann gefolgt ist, habe ich in den fünf Minuten vom Fensterschließen, Entkleiden bis zum gemütlichen, schreibbereiten Hocken im langsam warm werdenden Bett vergessen. Darum habe ich das mit dem Lotto erfunden (hilfts nix, so schadets nix, oder?). Ah! Jetzt fällt es mir wieder ein! Ich habe den Holzraben gefragt, was er von meiner Vermutung hält, dass ich geschrumpft bin. Denn wegen des großen Schreibtisches direkt vorm Fenster habe ich den Griff zum Öffnen und Schließen des Fensters zwar immer schon schwer erreicht und mich dabei recht strecken müssen – noch dazu, wo der Griff eigentlich abgebrochen ist und nur so lose in seinem Dings (mir fällt nicht ein, wie das heißt) drinsteckt und der ganze Vorgang mit taktilem Feingefühl, Geduld, konzentrierter Aufmerksamkeit und technischer Raffinesse erledigt werden muß – aber in letzter Zeit kommt mir vor, ich erreiche das Fenster noch schwerer und meine überdehnte Streckerei tut mir neuerdings im Kreuz weh.

Nun gut, jetzt bin ich ja glücklich im Bett, kann den Tag abschließen, mein Abendgebet sprechen (hahaha, das, liebe Leserinnen, wollt ihr gar nicht hören oder lesen! Glaubt es mir! - der innere Spötter) und bald einschlafen. Ich muß schon ordentlich gähnen und werde jetzt Schluß machen. (Waaas!?! Ohne deine selbstgebastelten oder kartierten Kunstschätze und dein Ohrensurren beschrieben zu haben? Was ist mit dir los!? - der innere Spötter.)


(4.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

Dienstag, 3. Dezember 2024

3886 Reallifedance

 



13:59.  Beim Herwandern zur Buchabholung beim Herder hatte ich mein schönes Hänschenklein-Hans-im-Glück-Gefühl, denn ich bin den ganzen Weg zu Fuß gegangen, weil die Tramway erst in 8 Minuten gekommen und deren Strecke nicht einmal die Hälfte des Weges gewesen wäre (ich war mit allen Nebenerledigungen sicherlich eine dreiviertel Stunde unterwegs; mein Weg war länger als der von Irdning nach Raumberg, nur nicht so steil).

Nun aber sitze ich beim ersten Kaffee des Tages. Genau genommen bald – wie ich hoffe – denn noch hat sich keine Kellnerin nach meiner Begehr erkundigt. Aber jetzt: Cappuccino (beide haben wir dabei unsere Augenbrauen hochgezogen und die Augen aufgerissen). Und am Handy erhalte ich die Nachricht, dass das REM-Buch bald fertig sein soll (nur noch ein paar Kleinigkeiten).

Sitzen tue ich direkt am Fenster zu Gehsteig und Straße der Wollzeile, neben der Eingangstür. Ich sehe die Leute die Straße hinunter und hinauf flanieren und hereinkommen und hinausgehen. Es ist viel los, sodass meine Beschreibungsaufmerksamkeit einerseits nicht nachkommt und andererseits die Schreiberei überfordert. Sagen wir so: ich lasse mich vom Straßentheater einlullen. Die Spiegelungen hier im Café sind interessant und aufs erste nicht nachvollziehbar, weil sie über mehrere Stationen verlaufen. Ein Glatzkopf verdeckt im Spiegel zeitweise das Spiegelbild einer schönen, jungen Frau (warum auch nicht? Er sitzt ja bei ihr am Tisch! - der innere Spötter), aber ich kann auch direkt hinschauen. Das alles hat mit mir nichts zu tun. Ein alter Mann mit Stock geht mühsam vorbei und lächelt. Ein lädiertes Auto (getapet!) kurvt langsam um die Ecke. Warum denke ich jetzt wieder an die intensiven Verbformen wie sprühen-spritzen, schneiden-schnitzen, fliehen-flitzen? Ich muß unglaublich stolz auf dieses mein Wissen sein, denn ich denke oft daran und muß es unbedingt bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit anbringen. Von den Gesichtern der Passanten her sind alle mehr oder weniger in imaginären, inneren Kämpfen verstrickt (was waren schnell die imaginären Zahlen?). Ein Glatzkopf kommt herein, schaut auf sein Handy und geht wieder hinaus; wahrscheinlich ist er beim Diglas, ein paar Häuser weiter, verabredet. Ich versuche, in und aus den Bewegungen der Menschen auf der Straße eine Story oder ein Muster oder ein Drama oder ein Dramolette zu ziehen, aber es gelingt nicht. Eine alte, weißhaarige Frau steigt an der Ecke aus einem Taxi und hat ihre rote Handtasche mehr schlecht als recht über ihren wattierten Wintermantel gehängt: bei der Kapuze verwurschtelt sich der Trageriemen. Eine junge, robuste Frau geht mit deutlich erhobenem Kopf vorbei; sozusagen für den Lebenskampf bereit. Bei manchen, meistens alten Männern, sehe ich in den Augen, dass sie abgeschlossen haben und fast nur mehr der Hass übrig geblieben ist – aber das mag meine Projektion sein. Eine ältere Frau lächelt in sich hinein und stellt es im Vorbeigehen ab. Eine junge Mutter mit zwei kleinen Kindern – war ihr Blick leer und ausgelaugt? Es ist zu schnell passiert, als das ich es hätte besser erfassen können. Ein altes Paar mit trübem, verdämmernden Blicken kommt herein; scheinen sich aber gut zurechtzufinden. Sicherheit mit System steht auf einem Auto. Meine Sicherheit hat kein System. Ich sollte nach Hause gehen: dort wartet das Geschirr auf mich und eine Einkaufstour für unseren täglichen Bedarf (inklusive Tageskinder) mit meiner lieben Frau – der Trolley wird für einen allein schon recht schwer über die Stiegen die Stockwerke hinauf. Außerdem ist das köstliche Paararbeit und volles Beziehungsabenteuer, Kooperationstraining zur Überwindung von Eigendünkel und zur Übung in Geduld. Allein schon der Aufeinaderprall der männlichen (zack, zack, zack, raus!) und der weiblichen Einkaufsstrategien (Erholung, Trance und Reallifedance und Einkaufsballett).


(3.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3885 Selbstporträt mit 13

 



1:50 a.m.  Für welches meiner gemalten Bilder habe ich dieses Photo, das ich momentan als Profilbild auf Facebook nutze, als Vorlage verwendet? Ich weiß es nicht mehr. Dass alles so weg sein kann! Am Rande meines Gesichtsfeldes bewegen sich Dinge auf und ab wie ein Lift und Lichtpunkte strahlen auf und verlieren sich. Gut, es ist ja auch schon spät. Hier und jetzt versuche ich, mein Leben in Ordnung bringen zu wollen und muß darüber innerlich lachen (ich wette, meine Augen blicken jetzt heiter freundlich). Auf dem Photo blicken meine Augen erschrocken und vorsichtig zutraulich. Wie ein scheues Tier. Kommt doch noch eine Attacke? (Das Photo hat mein Vater gemacht und ich war überrascht, beim Radiohören; Normalerweise hat er nicht solche beiläufigen Photos gemacht, sondern nur Familieninszenierungen; deshalb war ich ängstlich, was jetzt kommt.) „Selbstporträt mit 13“ könnte das gesuchte Gemälde geheißen haben, aber ich bekomme es nicht vor mein inneres Auge. Wie hat es ausgesehen? Oder bilde ich mir den Titel und das Bild nur ein? Wo ist es, wenn es wirklich existiert? Wer hat es? Oder gehörte es zu den Bildern, die ich vernichtet habe? Ich glaube nicht (und es wäre auch schade gewesen), aber ich kann die Erinnerungsfragmente nicht sinnvoll ordnen und bin mich ihrer überhaupt nicht sicher. Trotzdem glaube ich, dass es ein schönes Bild war; auch dieses mein Werturteil habe ich nur ganz vage abgespeichert.


(3.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

Montag, 2. Dezember 2024

3884 Obdachloser Telegraph

 



10:09 a.m. Eine neue Entdeckung: das Café Telegraph, wirkt flott, nur Zeitungen sehe ich nicht. Aber eine habe ich zufällig mit. Hier gibt es großen und kleinen Cappuccino, und der große ist wirklich groß. Lauter Damen im Service – das ist auch nicht unangenehm. Die Musik aus den Boxen ist wirklich gut (keine Ahnung, wer da spielt und singt). Ich sitze hier auf der Fensterbank so hoch, dass meine Füße nicht den Boden erreichen. Meine Referenzzauberer behaupten, dass man mit dem Verlust des Bodenkontaktes manche psychischen Erkrankungen heilen kann. Ich weiß nicht, ob das hier ausreicht, aber Inschallah! (Übrigens legen die sich zur Heilung auch in Erdsärge - das nur nebenbei.) Ich hatte mir das Lokal ganz anders vorgestellt, so mit Schmähführerchef und Traditionskellner – was für eine positive Überraschung, dass das nicht so ist! Was man hier überdekoriert nennen könnte, ist es nicht und stört mich überhaupt nicht; im Gegenteil: das Ganze kippt nicht, bleibt doch ausbalanciert. Ich habe Hemmungen, die Zeitung aus meinem Rucksack zu nehmen und zu lesen. Warum? Weil das hier nicht üblich zu sein scheint? Vermutlich ist das mehr ein Begegnungsort als ein Leseort. Ich schreib aber trotzdem. Das geht noch. Die Advent/Weihnachtsdekoration blinkt so elegisch; so könnte ich mich hier schon melancholisch einpassen, aber ich fühle mich trotzdem in dieser weiblich dominierten Fröhlichkeit deplatziert. Was mich auch irritiert: die hereinkommenden Gäste warten am Eingang, bis ihnen die Kellnerinnen einen Platz zuweisen, und viele scheinen reserviert zu haben. Und ich bin wie ein primitiver Bauerntölpel, aber nur mit einem halblaut gemurmelten Gruß, hereingekracht und habe mich einfach hingesetzt, zwar am kleinsten Tischchen beim Fensterbankerl – hat auf mich wie ein Einzelplatz (Bluebox läßt grüßen) gewirkt – aber wer weiß! Das scheint eher ein Studentinnenlokal zu sein (wenn die wüßten, dass ich ungefähr in meiner Studentenzeit stecken geblieben bin!). Frühstücken die hier alle? Und ich nur einen Kaffee? Alsergrund 4° C sagt mein Handy, nachdem ich es nach der Temperatur frage. Ich werde schon unruhig: das Lokal wird immer voller und ich bin falsch hier und versitze einen Platz für eine Richtige! Aber ich muß bis 12 Uhr irgendwo Unterschlupf finden, denn meine Frau hat mich wegen einer „Veranstaltung“ daheim bis 15 Uhr aus der Wohnung verbannt (das hat sie dann zwar widerrufen, aber ich lasse mir doch die Möglichkeit zu selbstmitleidigem Gejammer nicht entgehen! Obwohl sie das volle Recht hat, mich aus der Wohnung zu jagen, denn ich zahle keinen Beitrag, null für die hohe Miete; sie ist die Mieterin und finanziert die Wohnung ganz allein. Ich habe mich einfach ins gemachte Nest gesetzt). (Und von 12 bis 15 Uhr habe ich schon ein Asyl in Aussicht.) Naja, sagen wir es so: meine Existenz in dieser Welt ist sehr fragwürdig. Ich kann nur sagen, dass ich meine Frau vor der Hochzeit gewarnt habe, dass ich nie Geld haben werde.

Verdammt! Ich werde unruhig und steigere mich rein, dass sie mich hier im Lokal nicht wollen, dabei gefällt es mir hier. Ich unterstelle, dass sich alle denken: „was will der alte Trottel hier!“ (auch ein Auswuchs der Selbstüberschätzung – der innere Kritiker). Ich werde bald gehen und die Stunde bis zwölf irgendwo draußen herumtanzen. Ein wenig will ich noch im Lokal standhalten. Oder ein anderes Café? Das Lokal ist voll und die Neuankömmlinge finden keinen Platz mehr: ich gehe.

11:09 a.m. Jetzt bin ich wirklich geflüchtet – nachdem ich mich beim Zahlen für meine rustikale Platzwahl entschuldigt habe – und sitze im Park hinter der Votivkirche, wo eine große Menge sterbender Nadelbäume an die Mauern gelehnt auf Weihnachten wartet. In Gedanken übe ich die Obdachlosigkeit (wieder so eine unechte Anmaßung! - der innere Kritiker) und ich stelle fest, dass es recht kalt ist. Kurz bin ich in die Votivkirche, aber dort habe ich es nicht ausgehalten, denn die mag ich überhaupt nicht. Zum Lokal ist noch zu sagen, dass viele Frauen dort sind; das Lokal ist bummvoll und darunter sind vier, höchstens fünf Männer, die alle in weiblicher Begleitung hereingekommen sind. Und das Ritual der kellnerischen Platzanweisung – ich mag es nicht. Wiewohl natürlich einiges dafür spricht, zumindest bei überlaufenen Lokalen. Ich bin dagegen, dass alle Bräuche aus Amerika oder Frankreich übernommen werden; es ist wieder ein Element, dass einem vorführt, dass man nicht bei sich ist, dass es nicht „unsere“ Welt ist, in der wir leben. Wieder ein Stück weniger Selbstverständlichkeit (die freilich meistens sehr fragwürdig ist). Das kommt mir doch wie ein Unterwerfungsritual vor (er unterwirft sich lieber ohne Anweisung, von sich aus – der innere Spötter).

Es ist kalt, ich werde besser herumgehen. So gehe ich jetzt im Kreis um die Votivkirche und steigere mich in selbstmitleidige Obdachlosigkeitsphantasien hinein. (Obwohl klar ist: ohne meine Frau wäre ich tatsächlich obdachlos. So weit ist das auch wieder nicht von meiner Realität entfernt. Ich denke auch an die ungeheizten Winter in der Denglergasse.)

Schluß jetzt!


(30.11.2024)


©Peter Alois Rumpf November 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

3883 Lebensabend

 



1:44 a.m.  Wenn ich meinen Lebensabend so betrachte, ist der nicht viel anders als der meiner Eltern: Zeitunglesen, Kreuzworträtsel lösen (Vater), Fernsehen … dabei war der ihre finanziell viel besser abgesichert; dafür jedoch ist meiner ästhetischer – und damit meine ich nicht mein Aussehen, sondern meine Lebenswelt. Ja, das Glotzen: da ziehe ich mir schon einiges rein: Krimis, Nachrichten, Universen, Fußball. Apropos Fußball: heute hat Sturm Graz Gironda 1:0 geschlagen und ich habe mitgeholfen. Als es nämlich zur Halbzeit 0:0 gestanden ist, habe ich nicht nur drei Stück Kletzenbrot und ein paar Schokolade glasierte Lebkuchen verdrückt, sondern auch die zweite Wäsche des Tages aus der Waschmaschine, die ich selbst eingeräumt habe, herausgenommen und aufgehängt und bin damit schon in die zweite Halbzeit hineingekommen. Aber ich habe diszipliniert und tapfer die Arbeit zu Ende gebracht und das wegen meines Verzichtes aufs Vergnügen und der brav erfüllten Pflicht entstandene Karmaguthaben Sturm Graz geopfert, und siehe da: Biereth schießt das Siegestor! Ich muß hinzufügen, dass ich, da ich keinen Bezahlsender abonniert habe (zu teuer), diese Spiele nur via Liveticker am Laptop verfolgen kann, was wohl auch karmische Gutschriften bewirken wird. Oder? (Außerdem – selbst wenn es im Orf übertragen werden würde - spinnt jetzt mein Laptop und ich kann keine Livesendungen mehr konsumieren. Fehlercode … was-weiß-ich, und ich komm auch nicht drauf, wie ich das reparieren kann.)

2:59 a.m.  Na gut, legen wir Vertlibs Zwischenstationen weg und bereiten wir uns aufs Schlafen vor.


(29.11.2024)


©Peter Alois Rumpf November 2024 peteraloisrumpf@gmail.com