3896 Mit ohne Genierer
7:18 a.m. Kalt ist es in meiner Kemenate. Unter den zwei Decken habe ich es warm. Gedankenlos fahre ich mit meiner Zunge mein Gebiß ab, ob ich eine schlecht geputzte Stelle finde. Ich bin noch traumverhangen. Draußen beginnt die Dunkelheit erst damit sich aufzuhellen. Meine Gedanken kreisen um das Thema, ob es einen Weg gibt, meine Psychotherapie von der Kranken-Kasse wenigstens teilweise rückvergüten zu lassen. Da sollte ich – wie mir gesagt wurde – zu meinem Hausarzt gehen und meine Depression bestätigen lassen – so zumindest der Vorschlag meiner Therapeutin. Aber ich habe einen extremen Widerwillen dagegen deswegen zum Arzt zu gehen. Ich meine, meine Depression steht dort sowieso in den Krankenakten, das ist es nicht. Aber was dann? Der Widerwille, Unterstützung einzufordern, die man mir nicht freiwillig geben will? Außerdem habe ich mir geschworen, mich niemals mehr von diesem einen arroganten Arschlochpsychiater, von dem ich mich dann möglicherweise auch noch überprüfen lassen muß und der mir letztens die Verlängerung der teilweisen Rückvergütung verweigert hat, begutachten zu lassen. Aber so wie jetzt, wo ich meine Therapie zur Gänze selbst bezahle, verbraucht das 42% meines Einkommens. (Hoffentlich stimmt die Rechnung. Er hat lange nachdenken müssen, ob er 467 durch 100, oder 100 durch 467 dividieren und dann mit 200 multiplizieren muß – der innere Spötter.) Na, na! Das stimmt schon: es ist fast die Hälfte meines monatlichen Salärs. Da fallen mir jetzt diese Typen wie die Grassers, Benkos und dieser Rohrkre-Pierer ein, die keinen Genierer hatten, sich von den Steuergeldern, die sie zum geringsten Teil aufgebracht haben, mit Millionen befördern zu lassen und dann auch noch frech und unverschämt aufzutreten. Ich bekomme eine ordentliche Wut, aber da ich sie physisch im Bauch, und wie sie die Magenwände angreift, spüre, und das meiner Gesundheit nicht gut tun kann, will ich aus der Wut wieder raus. Aber werde ich es schaffen, die demütigende Krankenkassenprozedur auf mich zu nehmen?
Vorm Fenster ist das Licht schon silbergrau. Ich habe Angst. Ich werde mich zwingen müssen, aufzustehen und mich nicht im Bett zu verkriechen. Eigentlich würde ich gern aufgeben und mein Leben kampflos verklingen lassen, egal ob die Melodie noch schön ist oder nicht.
(9.12.2024)
©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite