Freitag, 6. Dezember 2024

3893 Schwarze Sterne

 



Von den Geräuschen und der Dämmerung her habe ich die Zeit auf etwa 8 Uhr geschätzt, eine grobe Fehleinschätzung, denn es ist 9:13 a. m. und rational betrachtet könnte sich bei Regenwetter so wie heute und um diese Jahreszeit um 8 Uhr die Dämmerung niemals schon so aufgehellt haben. Ich meine, es ist immer noch Dämmerung, aber nicht mehr finster. Auf der Suche nach den inneren Empfindungen, Gedanken, Zuständen etc wird mir etwas mulmig; offensichtlich bin ich auf einer richtigen Spur. Ein plötzlich auftretender Müdigkeitsanfall schiebt sich dazwischen und eine geistige Dämmerung. Die chaotischsten und diverseste Erinnerungen aus den unterschiedlichsten Abschnitten meines Lebens tauchen auf und ich verdächtige sie der Ablenkung von der Spur. Und es ist ihnen gelungen: ich finde nicht mehr auf die Spur zurück. Ich spüre deutlich mein Herz schlagen und es wirkt ein wenig aufgeregt. Wieder schiebt sich Müdigkeit darüber. Obwohl ich meine linke Hand ganz locker am Notizbuch liegen habe, wirkt sie leicht verkrampft. Ich schüttle sie ein wenig aus. Meine Vorfahren bis tief in die Vergangenheit fallen mir, als Kollektiv, ein, ohne freilich mehr als ein paar zu kennen, und ich frage mich, ob sie wirklich – wie manchmal behauptet wird – unterstützend hinter meinem Rücken stehen (und wenn ja: vielleicht hat er deswegen seit Jahrzehnten Rückenschmerzen – der innere Spötter). Die Vorstellung der unterstützenden Vorfahren gefällt mir natürlich, aber spüren und wahrnehmen kann ich von meinen nichts. Die Verbindung scheint abgeschnitten zu sein. Treibgut hald (sic!). Ich lasse zu, dass mir die Augen zufallen und ich wegdämmere. Mein an die Pölster gelehnter Oberkörper und mein auf meinen Oberschenkeln aufruhendes Notizbuch neigen sich unwillkürlich nach links. Ich steuere mit meinem Kopf an der Grenze zum gegenteiligen Effekt dagegen und lasse ihn nach rechts kippen. Jetzt versuchen es erotische Phantasien, aber ich weiß nicht, was sie versuchen. Sie haben sich jedoch schon wieder aufgelöst wie Nebelschwaden. Ich will sie wieder zurückholen, aber mein strikter Wille, sie aufzuschreiben, vertreibt sie. Draußen regnet es jetzt richtig und es prasselt nur so ans Fenster. Als ich einige Zeit später die Augen öffne, tanzen schwarze Sterne durch mein Gesichtsfeld.


(6.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite