Dienstag, 17. Dezember 2024

3911 Hereinleuchten

 



6:44 a.m.  Draußen herrscht noch finstere Nacht. Herinnen das bißchen Leselampenlicht, das kaum ausreicht, die Welt zu erhellen und das Entsetzen außen vor zu halten (oder innen drinnen, ganz unten). Alle diese Kabel dort hängen graphisch so interessant vom Schreibtisch drüben herunter und die Turnschuhe verstauben so leise unter dem Kleidersessel. Wenn Dinge sprechen könnten, was würden sie mir sagen? „Putz mal das Zimmer!“ oder „Junge, pass auf dich auf!“? (Die würden echt Bundesdeutsch sprechen? Nicht oberösterreichisch oder tschechisch? - der innere Spötter.) Jetzt zieht ein kleines Lächeln auf mein ein wenig erstarrtes Gesicht und ich merke, dass irgendwelche schwachen Impulse durch meinen Körper wandern, so eine Art bewegungsloses Zittern, das sich zu ganz schwachen Muskelzuckungen steigert. Mein inneres Surren ist fast so laut und schrill wie das Zirpen von Millionen Zikaden in einer heißen, südlichen Sommernacht. Nur dass es jetzt kalt ist. Das Entsetzen befindet sich in der Leibesmitte. Ist das die in mein Kokon eingeschlossene Energie, die an die Vorderplatte klopft und rüttelt und trommelt, um hinaus zu kommen, sich zu befreien und sich endlich wieder mit dem ganzen All zu vereinen, von wo sie herkommt? Das Entsetzen übernimmt nicht die Herrschaft. Ich beginne, mich seelisch aufs Aufstehen und die Außenwelt vorzubereiten. Aber ich drehe noch die Leselampe ab und lasse das grau gewordene Morgenlicht beim Fenster hereinleuchten.

8:22 a.m.  Mein Arzttermin heute war ein Irrtum. Der ist erst übermorgen. Dafür höre ich nun den Lärm der Künettenarbeiter und Asphaltierer vorm Haus. Albertina oder Belvedere 21? Doch Mumok. Öffnet erst um 10. Bis dahin: lesen.

Sagen wir es so: ich kann mich nur schwer in den unerwarteten Zeitgewinn einfinden – ohne diesen Terminirrtum würde ich wohl noch schlafen. Ich schlafe so gerne!


(17.12.2024)


©Peter Alois Rumpf Dezember 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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